Süddeutsche Zeitung

ARD-Krimi "Der Metzger und der Tote im Haifischbecken":Reichlich Schorf auf der Seele

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Robert Palfrader ist in Österreich ein Starkomödiant. Jetzt bereichert er einen Tiroler Krimi in der ARD: Darin spielt er einen kauzig-menschenscheuen Restaurator.

Von David Denk

Für die Schönheit der Tiroler Alpen hat der Metzger keine Augen. Er ist nämlich mit dem Radl da. Samt Anhänger fährt, eher schiebt, dieser Willibald Adrian Metzger (Robert Palfrader) sein Fahrrad kurzatmig-japsend immer bergauf. "Na servus", sagt er. Der Schweiß steht ihm auf der Stirn.

Es ist aber nicht so, dass der Metzger für Schönheit generell keine Augen hätte - ganz im Gegenteil: Als er die Heiligenstatue inspiziert, die er, der Restaurator, wieder herrichten soll, bekommt er einen ganz zärtlichen Blick. Wie sonst eigentlich nur bei seiner unerwiderten Jugendliebe Danjela Djurkovic (Dorka Gryllus). Bei ihrem Wiedersehen verliert der Metzger die Kontrolle übers Radl und landet auf der Nase, gleich neben einem abgehackten Finger.

Danjelas Neugier ist geweckt. Und der Metzger? Den macht die Neugier auf Danjela zum Hobbydetektiv, der mit ihr in ein dunkles Familiengeheimnis eintaucht.

Die schwarzhumorig-derbe Geschichte nach dem Roman von Thomas Raab hat etwas Überhöhtes, Fantastisches, und wenig gemein mit dem gängigen TV-Krimi-Realismus. Als Film ist Der Tote im Haifischbecken dadurch sperriger - aber auch ungleich interessanter, um nicht zu sagen: österreichischer. Die übersprudelnde Lebensfreude von Danjela wird kontrastiert durch das kauzig-menschenscheue Wesen des Metzgers, verkörpert vom Starkomödianten Robert Palfrader ( Wir sind Kaiser).

Der in Deutschland eher unbekannte Palfrader beweist mit dieser hochironisch-trockenen Figur, die reichlich Schorf auf der Seele mit sich rumträgt, seine darstellerische Klasse. Ein weiterer Film, Der Metzger muss nachsitzen, der erklärt, wie der Krimiheld wider Willen wurde, wer er ist, läuft in der kommenden Woche.

Der Metzger und der Tote im Haifischbecken, ARD, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 11.02.2015
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