ARD-Film "Der Hodscha und die Piepenkötter":Ein Film wie aus der Volkshochschule

Der Hodscha und die Piepenkötter

Nuri Hodscha (Hilmi Sözer) beschallt die Deutschen.

(Foto: WDR/Martin Valentin Menke)

Deutsch-türkische Komödien liegen im Trend. Vielleicht schmunzelt man sich so einander näher. Vielleicht finden die Film- und Fernsehschaffenden auch keine andere Form, ein angespanntes Verhältnis zu beschreiben.

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Im Transporter läuft Freddy Quinn im Radio, der sein "Istanbul" so dahinträllert, dass es dem Hodscha ganz hervorragend gefällt. "Siehst du, die Deutschen verstehen uns", sagt er zu seiner Tochter.

Der Hodscha ist auf dem Weg aus der Türkei nach Lautringen, um den örtlichen Gläubigen eine Moschee bauen zu lassen. "Das wird ein gutes Leben hier", sagt er. Wird es natürlich nur eingeschränkt, weil ein Moscheeneubau in Deutschland selten zu spontanen Freudenfesten führt. In Lautringen steht eine Bürgermeisterwahl an, weshalb sich die Amtsinhaberin Piepenkötter von einer Liberalen zur Minarett-Verhinderin wandelt. Aus Angst um ihre Wiederwahl.

Deutsch-türkische Komödien als neues Genre?

Das ist die Geschichte von Der Hodscha und die Piepenkötter, einer "Komödie zum Ernst der gegenwärtigen Lage", wie die ARD mitteilt. Mit deutsch-türkischen Komödien ließe sich mittlerweile ein ganzer Spartenkanal füllen, von Türkisch für Anfänger über Alemanya bis zum Leberkäseland.

Vielleicht schmunzelt man sich so einander näher. Vielleicht finden die Film- und Fernsehschaffenden auch keine andere Form, ein nicht spannungsfreies Verhältnis zu beschreiben.

Nachdenkliche Kurzreferate zum Wesen des Islams

Der Hodscha und die Piepenkötter ist klar strukturiert wie ein Volkshochschuldiagramm. Der Hodscha und die Piepenkötter haben beide radikale Gegenspieler: der Hodscha einen beleidigten Stellvertreter, die Bürgermeisterin den AfD-mäßigen Gegenkandidaten Schadt, der über "Kanaken" herzieht. Dazu hat der Hodscha eine Tochter und die Bürgermeisterin einen Sohn, die miteinander anbandeln und die scheinbare Liberalität ihrer Eltern testen. Die Tochter wird in der Schule "als Schleiereule" empfangen, Kandidat Schadt wettert gegen die "Islamistenfabrik" und intrigiert gegen den Hodscha.

Es ist alles ganz fein austariert: ein bisschen nachdenkliche Kurzreferate zum Wesen des Islams und des Christentums, dann ein paar Frotzeleien: Der Hodscha serviert der Bürgermeisterin Pansensuppe, die revanchiert sich mit einem Schweineohr aus Teig.

Darauf wieder eine Runde Vorurteile, wenn Gegenkandidat Schadt sagt, man werde schon sehen, was man von einer Moschee habe, wenn der erste Selbstmordattentäter aus Syrien zurückkommt.

Aus Streit wird Verständigung

Letztlich ist alles wie in dieser Szene: Piepenkötter und der Hodscha sprechen darüber, wer zuerst nachgibt, wie man aufeinander zugeht, die verfahrene Situation beruhigt. Ob die Moscheengemeinde mit "dem Gejohle" aufhört und die Piepenkötter ein provokantes Kreuz vor der Moschee abbauen lässt? Oder umgekehrt?

Beide zieren sich und entdecken ihre gemeinsame Liebe zu Bruce Springsteen, die sie mit Wein begießen. "Dass Sie den Superstar aus dem Land der Ungläubigen mögen", sagt die Piepenkötter. Dann wird gelacht, und alles wird irgendwie gut. Sie haben sich mal wieder aneinander rangeschmunzelt, die Deutschen und die Türken.

Der Hodscha und die Piepenkötter, ARD, Mittwoch 20.15 Uhr.

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