ARD-Film "Das Glück ist eine ernste Sache":Bitte lächeln

Vermessungstechnikerin Olivia hat eine egozentrische Mutter im Wachkoma und einen widerlichen Ehemann auf dem Sofa. Ziemlich anstrengend, dabei glücklich zu werden. Ein größtenteils kitschfreier, weitgehend gelungener Familienfilm mit Devid Striesow.

Von Katharina Riehl

Wenn die Vermessungstechnikerin Olivia Hofmann ihr eigenes Leben vermessen würde, käme wahrscheinlich eine Zahl unter null heraus. Olivia hat einen widerlichen Ehemann namens Klaus, er interessiert sich nicht für sie und macht sich lustig, wenn Olivia weint. Sie hat eine furchtbar egozentrische Mutter, die früher auch nicht viel liebenswürdiger mit ihr umging als heute der widerliche Klaus, und die seit zwei Jahren im Wachkoma liegt. Manchmal, eigentlich ziemlich oft, versteckt sich Olivia in ihrem Kleiderschrank.

Das Glück ist eine ernste Sache heißt der Film von Regisseurin Hermine Huntgeburth (Die weiße Massai), den der NDR schon im Herbst 2008 drehen ließ, 2009 auf dem Hamburger Filmfest zeigte und erst jetzt ins Fernsehen bringt, was offenbar weniger mit dem Film selbst zu tun hat als mit dem System der ARD. Mit Fragen danach also, wann ein Sender einen Film abrechnen muss und welche Mischung von Filmen eine Landesrundfunkanstalt wie der NDR ins erste Programm bringt. Zu oft in einem Jahr will, zum Beispiel, der NDR nicht tragischkomisch sein. Und dann kann das schon mal dauern.

So sieht das Glück nicht aus

Hermine Huntgeburth erzählt von der Suche nach dem Glück und von der ja nicht ganz neuen Erkenntnis, dass Glück manchmal hart erarbeitet werden muss - und man in manchen Menschen auch trotz sehr viel Arbeit kein Glück findet. So wie Klaus jedenfalls, den Devid Striesow mit diesem eiskalt-charmanten Blick spielt, den kaum einer so kann wie er, so sieht das Glück nicht aus. Auch stundenlange Therapiesitzungen nützen nicht viel, wenn der Mann auf dem eigenen Sofa einen im Grunde nicht leiden kann.

Der nicht besonders subtile Gegenentwurf zur immer unglücklichen Olivia (Eva Löbau) ist ihre Mutter Kora (Christine Schorn). Die hat ihr ganzes Leben lang das getan, was sie wollte. Bis sie ins Wachkoma fiel. Als Koras Mann stirbt, will Olivia die Mutter zu sich holen und pflegen - die alte Frau kann ja glücklicherweise nicht sprechen.

Büro im leeren Swimmingpool

Doch dann kommt die Mutter ganz überraschend wieder zu Bewusstsein und bringt gleich noch einen Mann mit nach Hause: Rudi (Friedrich von Thun), der offensichtlich ein paar halbseidene Geschäfte am Laufen hat und sich in einem leeren Swimmingpool ein Büro einrichtet. Aber die beiden Alten leben eine Liebe, die Olivia nur aus dem Fernsehen kennt.

Es wäre nicht schwer, so einen Film gegen die Wand zu fahren. Das Kommerzkino erzählt gerne Geschichten von Familien, deren Lebensfäden sich zu einem unbrauchbaren Knäuel verheddert haben, aus dem sich nach anderthalb Stunden Familienaufstellung doch noch ein sehr ansehnlicher Zierteppich weben lässt. Hermine Huntgeburth aber bewegt sich größtenteils kitschfrei durch ihre Geschichte, nicht alles wird buntfröhlich, nicht auf alle Fragen wird sie am Ende eine Antwort geben. Nur Olivias Messwerte, die sind dann ein wenig gestiegen.

Das Glück ist eine ernste Sache, ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr.

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