ARD-Fernsehreihe "Duelle":Mensch, so waren wir!

Streitereien sind in der Politik häufig - manche davon legendär. Die Duelle Kohl gegen Schäuble und Schröder gegen Lafontaine sind zum Thema einer ARD-Sendereihe geworden.

Nico Fried

In der Politik geht es immer um Macht. In diesem Satz steckt eine objektive Beschreibung, zugleich ein verbreiteter Vorwurf, zuletzt aber auch das, was an Politik so faszinierend sein kann.

WOLFGANG SCHÄUBLE  UND HELMUT KOHL

Die Querelen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (links, Archivbild von 1998) und des ehemaligen CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble sind zum Thema einer ARD-Dokumentation geworden.

(Foto: dpa)

Denn Macht wollen Menschen. Dafür tragen sie in der Politik Kämpfe aus, in denen sie sich wie Menschen verhalten, was es für den Betrachter nachvollziehbar und interessant macht. Wirklich wichtig aber wird so ein Machtkampf erst dann, wenn es auch um eine Sache geht, um eine Richtung, um einen Kurs.

So gesehen hat die ARD für ihre Reihe Duelle zweifellos Auseinandersetzungen ausgesucht, die all das zu bieten hatten: Wolfgang Schäuble gegen Helmut Kohl sowie Oskar Lafontaine gegen Gerhard Schröder.

Jeweils 45 Minuten dauert ein Film. Für Zweierbeziehungen, die sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelt haben, ist das nicht viel. Die Autoren Jean-Christoph Caron und Stephan Lamby müssen bei Schäuble und Kohl also manches Wissen voraussetzen, genauso wie Michael Wech bei Schröder vs. Lafontaine.

Selbst das aber reicht nicht, um den Erzählstil zu beruhigen: Beide Filme hetzen zunächst einmal durch die Vorgeschichten. So knapp sind die Zitate von Zeitzeugen bisweilen aneinandergeschnitten, dass es im Lautsprecher noch zischt. Erst wenn der große Knall näherrückt, verlangsamt sich der atemlose Duktus.

Mut zum Detail beim Thema Spendenaffäre

Wenn der Film endlich da angekommen ist, wo seine Macher hinwollen, erzielt er allerdings auch eine beachtliche Dichte. Die Autoren beider Duelle haben bemerkenswerten Mut zum Detail, was zum Beispiel bei einer komplizierten Spendenaffäre nicht selbstverständlich ist.

Zugleich ziehen sie richtige Grenzen, wenn die Versuchung groß wäre, spannende Nebenstorys zu erzählen. So gelingt durchaus eine konzentrierte Annäherung an die Personen und Emotionen.

Braucht man für solche Filme Interviews mit den Protagonisten? Michael Wech musste darauf verzichten, weil weder Schröder noch Lafontaine reden wollten. Wolfgang Schäuble hingegen sprach mit den Autoren. Und von Helmut Kohl gibt es ein älteres, aber ausgiebiges Interview auch zum persönlichen Verhältnis.

Der direkte Vergleich offenbart, dass der Film mit den Interviews näher an die Protagonisten heranrückt. Es ist ja nicht nur, was gesagt wird. Es wirken auch die Gesichtszüge, die Blicke, die Attitüde.

Was für eine Szene, in der Kohl, der in der CDU nichts mehr zu melden hatte, in patriarchaler Großkotzigkeit über den Parteichef Schäuble sagt: "Ich habe ihm klar gesagt, wegen mir muss er nicht aus dem Amt zurücktreten."

Die Folgen beider Geschichten in den zwei großen Volksparteien wirken bis heute nach. Und doch haben die Filme mit ihren Bildern von damals schon den Charakter eines Besuchs in einer lange zurückliegenden Vergangenheit. Es sind "Mensch-ja-so-war-das-Filme", was nicht gegen sie spricht.

Aber weiter weg als Helmut Kohl erscheinen nur noch die Rennwagen auf der 24-Stunden-Strecke von Le Mans, die in einem dritten Film über die Clans der Porsches und Piëchs über den Bildschirm rasen.

Duelle, ARD, "Helmut Kohl gegen Wolfgang Schäuble", 24. Januar, 21 Uhr.

"Schröder gegen Lafontaine", 7. Februar, ebenfalls 21 Uhr.

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