Süddeutsche Zeitung

ARD-Fernsehfilm:Ehe, wem Ehe gebührt

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Karrierefrau Ines und Musiknerd Moritz heiraten, obwohl sie sich nicht lieben - noch nicht. "Wir tun es für Geld" funktioniert nach dem Prinzip Hollywoodromanze, ist dank ordentlicher Schauspieler aber ein sehr hübscher Film.

Von Katharina Riehl

Wenn freitagabends in der ARD der Fernsehfilm beginnt, dann wohnt jedem Anfang schon das Ende inne, natürlich ein glückliches. Den Sendeplatz zum Wochenschluss bestückt seit Jahren die Süßwarenfabrik Degeto. 90 Minuten amouröse Wirrungen lösen sich dann ebenso zuverlässig in eine monogame Beziehung auf, wie am Sonntag ein Mörder verhaftet wird. Umso heftiger sich ein Mann und eine Frau um 20.15 Uhr noch streiten, desto sicherer kommt um 21.45 Uhr der Standesbeamte.

Die Geschichte von Moritz (Florian Lukas) und Ines (Diana Amft) beginnt schon auf dem Standesamt - die beiden heiraten, obwohl sie sich nicht lieben. Noch nicht, natürlich. Sie heiraten des Geldes wegen; sie, die Karrierefrau, will Steuern sparen, er, der nette Musiknerd, könnte sich ohne den Deal seine schicke Wohnung nicht mehr leisten. Das mit der Scheinehe funktioniert so lange, bis der zuständige Finanzbeamte in Moritz' Haus einzieht und die beiden plötzlich ein echtes Paar spielen müssen.

Es ist das Prinzip Hollywoodromanze, mit dem die Degeto regelmäßig zwar sehr viele Zuschauer erreicht, sich aber etwa nach stundenlangen und handlungsarmen Aufenthalten im Traumhotel jahrelang gegen den Vorwurf der Volksverblödung qua Programmauftrag verteidigen musste. Seit ein paar Jahren (und nach einer Finanz- und Sinnkrise der Firma) versucht man dort zwar nichts ganz anderes, aber das Alte besser zu machen.

Ordentliche Bücher und Schauspieler statt Traumstränden. Diesen Freitag funktioniert das. Wir tun es für Geld ist kein Stück weniger erwartbar, als es klingt, und trotzdem ein hübscher Film. Weil die Dialoge stimmen und das Tempo, weil Diana Amft diesen etwas wuchtigen Humor hat und Florian Lukas dieses Lächeln eines gerade in die Jahre kommenden Buben. Und, klar: Der Standesbeamte hat am Ende einen zweiten Auftritt.

Wir tun es für Geld , ARD, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2014
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