ARD Degeto-Reihe:Jammas!

Stadtansichten und Klischees: Der neue "Athen-Krimi" im Ersten stutzt die Komplexität der Welt und ihrer Bewohner auf ein nervenschonendes Format zurecht. Auch ausländisch wird nur am Rande gesprochen.

Von David Denk

Schon schön, dieses Athen, ein bisschen gammelig, aber schön - zumal im Abendlicht und aus der Luft. Dann sieht auch die Akropolis vor allem stimmungsvoll aus und nicht: schwerst baufällig.

Im Dienste ihrer Zielgruppe hat die ARD Degeto ein weiteres Reise-Substitut für Fernsehsesselpupser geschaffen, das die Komplexität der Welt und ihrer Bewohner auf ein nervenschonendes Format zurechtstutzt und weder an Stadtansichten noch an Klischees spart: Bevor der nach Athen geflüchtete Hauptkommissar Max Richter (Francis Fulton-Smith mit Deutschgriechen-Siebentagebart) den Mord an einer der jungen Nana Mouskouri ebenbürtigen Sängerin aufklären muss, serviert seine Schwester zwei Ouzo: "Jammas!" Viel mehr ausländisch wird nicht gesprochen. Und der misstrauische neue Kollege Petros Makropoulos (vollbärtig: Waldemar Kobus) fährt einen alten Mercedes: "Das ist der einzige Deutsche, den ich mag."

Mit Andeutungen oder Zwischentönen haben Buch (Claus Cornelius Fischer und Markus B. Altmeyer) und Regie (Marc Brummung) so viel am Hut wie der Grieche - auch dieses Klischee bedient der Auftakt der Reihe - angeblich mit Arbeit. Man fragt sich, welche Entwicklungsmöglichkeiten ein Format hat, in dem Konflikte binnen 90 Minuten zu Folklore erodiert sind, aber das ist hier wohl die falsche Frage. Geht beim nächsten Mal einfach so weiter. Eine Sightseeing-Bustour ist der reinste Abenteuerurlaub dagegen.

Der Athen-Krimi, ARD, 20.15 Uhr.

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