ARD:Bitte alle recht transparent

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Eine neue Moderatorin für die Samstags-"Sportschau" und mehr Dialog mit dem Publikum - das sind die Ergebnisse der Intendantentagung in München.

Von David Denk

Wie transparent muss beziehungsweise darf die ARD sein? Eine unter den Intendanten kontrovers diskutierte Frage - und damit ein Fall für Paul Kirchhof. Der ehemalige Verfassungsrichter und Stargast einer Pressekonferenz am Mittwoch im München hat schon die Reform des Rundfunkgebührenmodells angestoßen und erarbeitet derzeit im Auftrag des Senderverbunds ein Gutachten, das bis Ende März 2017 vorliegen soll. Für Mitte kommenden Jahres kündigte die ARD-Vorsitzende, MDR-Intendantin Karola Wille, ein "Transparenzkonzept" an - auf diesen recht luftigen Begriff bringt Wille ihr Bestreben, das Publikum an einem "tief greifenden Reformprozess" und den Grundlagen, auf denen die Öffentlich-Rechtlichen (journalistisch) arbeiten, teilhaben zu lassen. Der Gastgeber der Intendantentagung, Ulrich Wilhelm vom BR, sagte, die ARD-Sender müssten künftig "mehr Zeit und Energie in den Dialog mit dem Publikum" investieren. Es gebe eine großes Interesse daran zu erfahren, wie Sendungen zustande kommen.

Nicht wie, aber wo das ARD- Mittagsmagazin zustande kommt, wird sich Anfang 2018 ändern: Dann übernimmt der RBB nach 28 Jahren die Federführung vom BR. Grund für den Rückzug des BR sei der Spardruck im Sender: "Wir können das nicht mehr dauerhaft stemmen", sagte Intendant Wilhelm. Dem RBB biete das Mittagsmagazin die Chance, sich bundesweit zu profilieren. Ziel sei, "den RBB als Hauptstadtsender stärker sichtbar zu machen", sagte Intendantin Patricia Schlesinger und versprach im Geiste der derzeitigen Reform des RBB-Fernsehprogramms ein "kluges, intelligentes, frisches Format".

Sichtbarer wird der RBB künftig auch im Sport. Nach dem angekündigten Abschied von Reinhold Beckmann zum Saisonende wird die RBB-Moderatorin Jessy Wellmer, 36, von der kommenden Spielzeit an die Bundesliga- Sportschau am Samstagabend präsentieren. "Schön, dass die Jungs" - gemeint sind Matthias Opdenhövel und Gerhard Delling - "jetzt wieder Gesellschaft bekommen", sagte Wellmer. Für die Zuschauer ist die Moderatorin allerdings kein neues Gesicht: Sonntags moderiert sie die Sportschau bereits seit 2014.

Ebenfalls Mitte 2017 steht eine weitere Premiere an: Die ARD bündelt ihr Hörfunkangebot in einer eigenen Audio-App, die direkten Zugriff auf ausgewählte wortbasierte Inhalte von über 60 Sendern bieten soll.

Bei der anschließenden Fragerunde wurde die groß angekündigte Transparenz gleich auf die Probe gestellt. Genauso wenig wie der Senderverbund verrät, was er für die Bundesligarechte zahlt, bekam ein Bild-Journalist Antwort auf die Frage nach Kirchhofs Lohn für sein Gutachten. Er werde "angemessen und maßvoll honoriert", sagte dieser nur - was auch immer das genau heißen mag.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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