Streamingdienst Apple TV+:Noch ein Player

Launch of Apple TV+

Die Schauspieler Steve Carell, Reese Witherspoon und Jennifer Aniston beim Launch von Apple TV+.

(Foto: AFP)
  • Der Streamingdienst Apple TV+ ist nun auch in Deutschland verfügbar, inklusive eigener Serien-Produktionen.
  • Lohnt sich das Abonnement? Die SZ hat den neuen Player getestet.

Von Elisa Britzelmeier

Ein weißer Schriftzug auf schwarzem Grund, "An Apple Original" ist gleich am Anfang zu lesen, noch bevor das Intro der Sendung beginnt. Mit vier neuen Serien startet Apple seinen eigenen Streamingdienst, Apple TV+ heißt er. Das Unternehmen hat nun also, was die konkurrierenden Streamingdienste Netflix und Amazon seit Jahren bieten: Serien-Eigenproduktionen. Der Konzern will sich damit weg vom reinen Gerätehersteller weiterentwickeln zu einem Produzenten von Inhalten - und den Markt aufmischen. Dabei sind viele Nutzerinnen und Nutzer schon jetzt vom wachsenden Streaming-Angebot überfordert. Die SZ hat den neuen Player deshalb getestet - und herausgefunden, für wen er sich lohnt.

Das Programm

Für Naturfans ist die Doku Die Elefantenmutter im neuen Angebot, für Familien zeigt Apple TV+ Snoopy im All, den Sesamstraßen-Ableger Helpsters - das Monsterquartett oder die Kinder-Mystery-Serie Ghostwriter. Das breite Publikum will der Streamingdienst aber vor allem mit vier Serien überzeugen.

In der Dramaserie The Morning Show mit Jennifer Aniston, Reese Witherspoon, Steve Carell und Billy Crudup geht es um einen Me-Too-Fall bei einem großen US-Fernsehsender: Eine Frühstücksfernsehen-Sprecherin verliert ihren langjährigen Co-Moderator, sie trifft auf reichlich schmierige Network-Bosse und eine ambitionierte Reporterin. Nach weniger als 1,5 Minuten ist in der Serie das erste iPhone zu sehen. Sonst viel Manhattan, viel Fernsehstudio. Die Serie wurde von Kerry Ehrin geschrieben, Regie führte Mimi Leder. Erzählerisch nicht allzu wagemutig, aber der Schauspielerinnen wegen bleibt man gern dabei.

In See - Reich der Blinden hat ein Virus viele Menschenleben gekostet, alle Überlebenden sind blind. Bis ein Zwillingspaar auf die Welt kommt, das sehen kann - weswegen Krieg droht. In diesem Zukunftsszenario sieht einiges nach Mittelalter aus (Fellmäntel, Pfeil und Bogen), und erinnert nicht nur wegen Hauptdarsteller Jason Momoa (Vater der Zwillinge) an die Ästhetik von Game of Thrones. Wegen Gewalt und Nacktheit wird die Serie ab 16 Jahren empfohlen. In der Comedy-Serie Dickinson von Alena Smith geht es um die Dichterin Emily Dickinson (Hailee Steinfeld) und ihren Kampf darum, Künstlerin sein zu dürfen. Kleidung aus dem 19. Jahrhundert trifft Sprache und Musik aus dem 21. Jahrhundert. Mutiger erzählt als die übrigen Apple-Serien. Zu sehen ist zum Beispiel Rapper Wiz Khalifa als Tod.

For all Mankind spielt in den Sechzigern. Statt der Amerikaner landen die Russen zuerst auf dem Mond, was die NASA in eine große Krise versetzt. Die Serie von Ronald D. Moore, der vor allem für Star Trek und Battlestar Galactica bekannt ist, verströmt schön viel Nostalgie, wie zuletzt Marvelous Mrs Maisel und Mad Men. Nur staatstragender. Und leider auch langatmiger.

In Oprahs' Book Club trifft die bekannteste Talkshowmoderatorin der USA Schriftsteller, in der ersten Folge interviewt sie Ta-Nehisi Coates.

Die Pläne

Noch ist das Programm von Apple TV+ recht übersichtlich. Jeden Monat aber sollen nun neue Inhalte dazukommen. Ende November kam die Serie Servant (einem Paar widerfährt eine Tragödie) ins Programm, folgen sollen Truth Be Told (eine Kriminalreporterin kämpft für Verurteilte) und der Film Hala (eine muslimisch erzogene Vorstadt-Teenagerin sucht nach ihrer Identität). Außerdem wird ein Werk von Steven Spielberg erwartet: Ein Remake der Serie Amazing Stories von 1985, der Veröffentlichungstermin ist bislang noch nicht bekanntgegeben.

Der Preis

So teuer Apple-Geräte sind - seinen Streamingstart tritt Apple mit einem Kampfpreis an: Sieben Tage sind im Probeabo kostenlos, danach werden 4,99 Euro fällig. Konkurrenten wie Netflix und Amazon (beide gibt es ab 7,99 Euro im Monat) sind deutlich teurer. Und wer ein neues Apple-Gerät kauft, bekommt ein Jahresabo automatisch dazu.

Die Installation

Eigentlich kann man die neuen Inhalte ganz einfach über den Browser am PC sehen - dort ruckeln die Streams aber und frieren manchmal komplett ein. Deutlich besser funktioniert die Anwendung mit der App oder der Apple-TV-Box, die als Zusatzgerät an den Fernseher angeschlossen wird. Einige Smart-TVs stellen die zugehörige App zur Verfügung. Auf hauseigenen Geräten wie Iphones und Ipads ist sie vorinstalliert. Die App sammelt zusätzlich zu den neuen Plus-Inhalten allerlei Vorschläge von anderen Plattformen - etwa vom Pro7-Sat 1-Portal Joyn, aus der ZDF- oder der Arte-Mediathek. Es gibt gegen eine zusätzliche Gebühr einen Starzplay-Kanal, und selbst Produktionen von den Konkurrenten Amazon Prime Video oder Sky Ticket werden verlinkt. Zudem lassen sich mit der App auch Filme ausleihen oder kaufen - gegen einen Aufpreis.

Die Bedienung

Apple TV+ ist ähnlich bedienungsfreundlich wie Hauptkonkurrent Netflix und Amazon. Und zweifellos unkomplizierter als Sky. Zwischen verschiedenen Sprachen lässt sich hier in der Audiospur und in den Untertiteln problemlos hin- und her wechseln, die Oberfläche sieht übersichtlich aus, die Trailer spielen nicht einfach nervig drauflos wie bei Netflix. Ärgerlich ist manchmal, dass sich Intros nicht überspringen lassen. Und dass der Player beim Wechsel vom Apple- zum Konkurrenzgerät vergisst, an welcher Stelle man eine Serie zuletzt verlassen hat. So wird klar, dass so ein Gerätewechsel nicht vorgesehen ist - und das Apple-Universum am liebsten ein geschlossenes bleibt.

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