Angriff in Berlin:Empörung über Attacke

Lesezeit: 2 min

Der Comedian Abdelkarim vom Team der "Heute-Show" spricht nach dem Angriff mit der Polizei. (Foto: Michael Sohn/AP)

Der Staatsschutz ermittelt nach einem Angriff auf ein Team der "Heute Show". Die Polizei hält die Tat für politisch motiviert, allerdings ist unklar, aus welchem Lager. Zeugenaussagen legen nahe, dass sie nicht spontan geschah.

Nach dem Angriff auf ein Team der ZDF-Satiresendung Heute-Show in Berlin sind die Hintergründe weiter unklar. Sechs vorübergehend festgenommene Personen wurden am vergangenen Samstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft sah "keinen dringenden Tatverdacht beziehungsweise keine Haftgründe" gegen die zwei Frauen und vier Männer. Das siebenköpfige Team der Heute-Show, zu dem neben Kameraleuten, einem Redakteur und Comedian Abdelkarim auch drei Security-Mitarbeiter gehörten, hatte vergangenen Freitag bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln gefilmt. Anschließend wurde das Team laut Polizei von 20 bis 25 Vermummten so brutal angegriffen, dass sechs der Opfer ins Krankenhaus mussten.

Bundesinnenminister Horst Seehofer, CSU, wies inzwischen auf die Verpflichtung der Sicherheitsbehörden hin, Medienvertreter auch auf Demonstrationen zu schützen. Er verurteilte die Tat scharf. Wer Journalisten angreife, müsse "die Kraft unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen", sagte Seehofer. Die Pressefreiheit sei eine Säule der Demokratie. "Der Staat hat zu garantieren, dass dieses Grundrecht zu jeder Zeit und an jedem Ort gewährleistet ist."

Unklar ist dem Vernehmen nach, ob das Team der Heute-Show als solches zu erkennen war. Das Team war offenbar gerade am Zusammenpacken, als es zu dem Vorfall kam. Weder Comedian Abdelkarim selbst noch sein Management und die Presseabteilung der Heute-Show um Moderator Oliver Welke wollten sich zunächst auf SZ-Anfrage äußern, sie verwiesen über Sprecher auf die laufenden Ermittlungen.

Die Polizei geht von einem politischen Motiv aus. Aus welchem Lager, ist unklar

Abdelkarim, der 38-jährige Comedian aus Bielefeld, bedankte sich am Samstag auf Twitter für die "große Anteilnahme". Später schickte er noch einen klärenden Tweet hinterher, da es offenbar auch Spekulationen darum gab: "Der Angriff war nicht inszeniert. Ist zwar grad in Mode, aber man muss nicht auf alles mit einer Verschwörungstheorie reagieren."

Die Polizei geht davon aus, dass die Täter aus politischen Motiven handelten. Der zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei ermittelt. Ob die Verdächtigen zur rechten Szene, dem linken Schwarzen Block oder einem noch anderen politischen Lager gehören, ist offenbar unklar. Der Angriff lief allerdings nach Einschätzung der Polizei nicht spontan ab. Das gehe aus Schilderungen von Zeugen der Tat hervor, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. Die Zeugen hätten Beamte der Bundespolizei auf den Vorfall aufmerksam gemacht. Laut Zeugenaussagen seien die Täter mit Fahrrädern und einem Auto unterwegs gewesen, sagte der Sprecher. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte im RBB-Inforadio: "Das war ein durchaus wirklich feiger Angriff."

Während manche AfD-Politiker die Tat zum Angriff auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen nutzten, sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler: "Die Pressefreiheit ist - gerade in diesen Tagen - ein hohes Gut. Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den Teammitgliedern und ihrer Gesundheit." Auch der Deutsche Journalisten-Verband DJV und die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union dju verurteilten den Angriff. Immer wieder sei in letzter Zeit vor allem von rechts versucht worden, mit Gewalt und Androhung von Gewalt Berichterstattung zu verhindern, sagte dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger: "Wir haben es mit einer veritablen Gefahr für die freie Berichterstattung zu tun, wenn Kolleginnen und Kollegen bei ihrer journalistischen Arbeit Angst um sich und ihre Familien haben müssen. Das ist ein Alarmsignal auch für die politisch Verantwortlichen."

© SZ vom 04.05.2020 / lala/epd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: