Der antwortet: "Ich war viele Jahre Bürgermeister einer kleinen Stadt. Ich weiß, wie das ist, wenn ganze Stadtviertel verkommen." Das bedeutet: Nein, tauschen möchte er nicht mit Frau Willms. "Ich bin Bürger wie Sie", sagt er der Frau. Das Problem seien dabei nicht zu lasche Gesetze - sondern die Durchsetzung dieser Gesetze gegenüber Kriminellen. "Ich habe für Typen wie die kein Verständnis, ich bin der Meinung: Die müssen mal richtig eins auf die Mappe kriegen." Gelächter, Punktsieg Schulz in Sachen prägnante Formulierung.
Aber wer sind "die" überhaupt? Viele Zuschauer, so zeigt es eine Umfrage, die RTL einblendet, verbinden die Kriminalität in Deutschland mit dem Thema Migration. Nur fünf Prozent wünschen sich schärfere Gesetze in Deutschland. 36 Prozent aber wünschen sich eine stärkere Kontrolle der Zuwanderung.
Ein weiterer Gast, nämlich Dirk Fliesgen, 46 Jahre, aus Neuss, darf Martin Schulz die dazu passende Frage stellen: Was ist Deutschland? "Ist das eine chaotische WG, in der jeder machen kann, was er will? Oder ist das ein tolerantes Mehrfamilienhaus mit einer klaren Hausordnung?" Schulz bedankt sich erst einmal: "Das finde ich eine gute Formulierung!"
Und natürlich wählt er das tolerante Mehrfamilienhaus. Und wie ist das mit den klaren Regeln? Er werde als Kanzler lieber mehr Geld in innere Sicherheit stecken - als in Aufrüstung, wie das seine Konkurrentin Angela Merkel plane. "Es kann nicht sein, dass die Kriminellen Porsche fahren und die Polizei fährt mit dem Fahrrad hinterher." Da können die Gesprächspartner, zu denen auch ein Polizist aus Brandenburg zählt, nur nicken.
"Helden des Alltags" nennt er die Helfer
Außerdem wünsche er sich ein Zuwanderungsgesetz - und eine gerechte Verteilung aller Flüchtlinge in Europa. Notfalls mit ein bisschen Erpressung. "Ich würde den europäischen Haushalt davon abhängig machen, dass es eine solidarische Verteilung gibt."
Und: "Wer in diesem Land Schutz sucht, aber die Gesetze nicht akzeptiert, der wird abgeschoben." Was aber ist mit den anderen? Die RTL-Redaktion hat einen afghanischen Flüchtling, nämlich den 18-jährigen Obaidulla Sultani aus Bayern, gefunden, der hier gerade seine Mittlere Reife absolviert hat und gerne bleiben möchte. "In Ihrem Fall bin ich gern bereit, mich mit dem bayerischen Ministerpräsidenten in Verbindung zu setzen, damit Sie eine Aufenthaltserlaubnis kriegen", verspricht Schulz.
Ebenso herzlich begegnet er dem Flüchtlingshelfer Richard Lemmer aus Berlin. "Die ehrenamtliche Arbeit, die er macht, müsste der Staat machen", sagt er in Richtung des Publikums. "Helden des Alltags" nennt er die Helfer. "Da stellt sich jemand hin, sagt: Wir schaffen das, wird dafür bejubelt - aber die Arbeit machen andere." Ein Seitenhieb in Richtung Angela Merkel.