"Allmen"-Filme in der ARD:Wie lässig er sein Haarteil trägt

Allmen und das Geheimnis der Libellen

Scherben einer Existenz: Von Allmen (Heino Ferch) kann Butler Carlos (Samuel Finzi) kaum noch bezahlen.

(Foto: Hardy Brackmann/ARD Degeto)

Die ARD-Verfilmungen von Martin Suters Romanreihe über den Kunstdetektiv Allmen sind besser als die Vorlage. Das liegt auch an Heino Ferch und Samuel Finzi.

TV-Kritik von Katharina Riehl

In dieser Woche rangiert der Schweizer Schriftsteller Martin Suter auf Platz sieben der Spiegel-Bestsellerliste, seit drei Monaten ist sein neuer Roman Elefant hier zu finden, und alles andere wäre auch eine große Überraschung. Wenn Martin Suter ein Buch schreibt, dann schreibt er einen Bestseller; die Welt bezeichnete ihn vor ein paar Jahren "als eine Art literarischer Midas" - alles, was er anfasse, werde zu Gold.

Ebenfalls keine große Überraschung ist, dass sich das stets an Publikumserfolgen interessierte deutsche Fernsehen schon einige Male an den Büchern von Martin Suter versucht hat. Gemeinsam mit dem Schweizer Fernsehen verfilmte das ZDF vor ein paar Jahren Der letzte Weynfeldt und Der Teufel von Mailand, was beides nur mittelprächtig gelang. Suters Bücher leben von ihrem immer gleichen Bauprinzip mit harten Szenenwechseln und einer sehr reduzierten Sprache, was sich offenbar nicht so richtig gut verfilmen lässt. Auch mehrere Kinoversionen konnten mit den Erfolgen der Romane nicht mithalten.

Jetzt also versucht sich die ARD an einem weiteren Martin-Suter-Erfolg und zwar gleich an einer ganzen Reihe. Seit 2011 sind vier seiner Allmen-Bücher erschienen, eine Art Krimiserie ohne Kommissar. Und wenn der Schriftsteller im Presseheft zu den beiden ersten Verfilmungen zu Protokoll gibt, die Allmen-Serie sei "die bisher stilsicherste und eleganteste Suter-Verfilmung", dann geht diese Aussage im Grunde nicht weit genug: Die Filme zu Martin Suters Allmen-Reihe sind besser als seine Vorlagen.

Die Hauptfigur der Bücher ist ein Mann namens Johann Friedrich von Allmen, ein eleganter Herr mit Faible für gutes Essen, guten Champagner und gute Anzüge, ein Mann mit Butler, einem großen Haus - und einem, sagen wir, optimierungswürdigen Verhältnis zum Geld. Johann Friedrich von Allmen ist also pleite, weshalb er zunächst einmal ein paar sehr kostbare Schalen aus dem Haus seiner aktuellen Affäre klaut. Weil das Kriminellendasein sich als eher unbequem erweist, beschließt er, eine kleine Firma zu gründen, die sich der Wiederbeschaffung verschwundener Kunstwerke verschreibt. Die Firma besteht aus Herrn von Allmen und seinem Butler Carlos, der darauf achtet, dass der Chef das Spesenkonto trotz der Liebe zum Luxus nicht immer gleich vollständig leer räumt.

Heino Ferch trägt die Anzüge und das Haarteil Allmens mit einer wirklich erstaunlichen Lässigkeit

Johann Friedrich von Allmen ist eine wirklich hübsche Figur, was man selbstverständlich ausschließlich seinem Erfinder Martin Suter zugutehalten muss. Wahr ist aber auch, dass die beiden Filme (Buch: Martin Rauhaus; Regie: Thomas Berger) noch mehr aus ihr machen als die Romane. Die Besetzung des feingeistigen Herrn von Allmen wirkt auf den ersten Blick spektakulär bescheuert: Heino Ferch, der Bruce Willis des deutschen Gebührenfernsehens, trägt die Anzüge und das Haarteil des verarmten Adligen mit einer schon wirklich erstaunlichen Lässigkeit. Seinen Butler, die Stimme der Vernunft, spielt der ohnehin meistens großartige Samuel Finzi als Dr. Watson mit Küchenschürze. Der Dandy Allmen steht immer schon mit einem Fuß über dem Abgrund - und der Butler Carlos zieht gerade noch rechtzeitig an seinem Ärmel.

Erzählt wird das in der ARD mit tollen Bildern, einer fürs deutsche Fernsehen fantastischen Ausstattung und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen. Heino Ferch als Allmen spricht wie aus einem Konversationslexikon der Zwanzigerjahre, und alles zusammen lässt eine ganze Weile lang vergessen, dass die Geschichten um Johann Friedrich von Allmen und seinen Butler ehrlicherweise eher dünn sind für ein ganzes Buch. Besonders im zweiten Film, der auch auf dem zweiten Roman basiert, wirkt die Story für sich genommen ein bisschen lieblos zusammengeschustert. Überhaupt hat man beim Vielschreiber Suter ja manchmal mehr und manchmal weniger den Eindruck, dass etwas mehr Detailarbeit nicht geschadet hätte.

In den Filmen, die freilich kein Arthouse-Kino sind, aber sehr solide Fernsehunterhaltung, stört das weniger, über 90 Minuten Film tragen die beiden Hauptfiguren. Martin Suter sagt es so: "Vielleicht ist Ferch der wahre Allmen und Finzi der wahre Carlos."

Allmen und das Geheimnis der Libellen, Samstag, 20.15 Uhr; Allmen und das Geheimnis des rosa Diamanten, Samstag, 6. Mai, 20.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: