Süddeutsche Zeitung

Alice Schwarzer:"Mit welchem Recht jetzt diese Denunzierung?"

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Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hatte Geld in der Schweiz versteckt - und sich im vergangenen Jahr selbst angezeigt. Jetzt berichtete der "Spiegel" über ihren Fall. Nun sucht Schwarzer selbst die Öffentlichkeit - und geißelt das Magazin.

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Emma begrüßt einen im Titel mit der Bitte: "Öffne Dein Herz". Auch Alice Schwarzer hat ihr Herz geöffnet, allerdings in eigener Sache. Seit den achtziger Jahren hatte sie eine Geldsumme in der Schweiz versteckt und die anfallenden Zinsen zunächst nicht versteuert. Im vergangenen Jahr hatte sie dann eigenen Angaben zufolge das Konto zunächst dem Finanzamt angezeigt, die Steuern nachgezahlt und das Konto aufgelöst. "Inzwischen ist alles legal. Ich gehöre nicht zu den Tausenden, die Schwarzgeld in der Schweiz haben, das bis heute nicht versteuert ist", schreibt sie auf ihrer Webseite.

Und dann geht Schwarzer zum Angriff über, denn der Spiegel hatte ihren Fall öffentlich gemacht. Sie habe ihren Fehler doch wiedergutgemacht und für die vergangenen zehn Jahre rund 200.000 Euro an Steuern plus Säumniszinsen nachgezahlt. "Mit welchem Recht also jetzt diese Denunzierung?"

Die Informationen über ihren Fall seien von einem Informanten aus der Schweiz angeblich mehreren Redaktionen gesteckt worden. Mehrere Medien hätten sich aber aus rechtlichen wie ethischen Bedenken entschlossen, von einer Veröffentlichung Abstand zu nehmen. Der Spiegel allerdings habe "der Versuchung nicht widerstehen" können. Darum gehe sie nun selbst an die Öffentlichkeit.

Sie habe die "in Deutschland versteuerten Einnahmen" auf das Konto in einer Zeit eingezahlt, "in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen." Schwarzer räumt ein, dass sie das Schweizer Konto von Anfang an beim Fiskus hätte angeben müssen. "Doch ganz ehrlich: Auch mein persönliches Unrechtsbewusstsein hat sich an dem Punkt erst in den letzten Jahren geschärft."

Ermittlungen gegen Artur Brauner

Der Spiegel berichtet unterdessen auch über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Berliner Filmproduzenten Artur Brauner wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Brauners Name sei auf einer Schweizer Steuer-CD mit Daten der Leumi-Bank aufgetaucht, die die Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalens angekauft hatte. Es soll sich um Vermögen im hohen zweistelligen Millionenbereich handeln, das womöglich nicht versteuert wurde.

Vor Weihnachten hätten Steuerfahnder mit richterlichem Durchsuchungsbeschluss Brauner besucht. Brauner habe seine Konten bei der Leumi-Bank bestätigt, aber erklärt, dass es sich dabei nicht um unversteuertes Geld handele. Seine Verbindung zu Leumi seien den Berliner Finanzbehörden "seit langem bekannt". Mindestens sieben Jahre "waren wir nicht in der Lage - nicht durch eigenes Verschulden - korrekte Bilanzen zu erstellen und demzufolge daraus resultierende effektiv fällige Steuern zu entrichten", habe Brauner weiter gesagt. Er verhandele aber derzeit mit dem Finanzamt über Rückzahlungen.

Linktipp: "Reden wir über Geld" mit Alice Schwarzer aus dem Jahr 2010

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