Alexander Skarsgård im Gespräch:"Nacktsein ist kein großes Ding"

Er lächelt charmanter als Kronprinz Daniel, hat einen Körper wie ein Unterwäschemodel und ist einer der bekanntesten Schauspieler Schwedens: "True Blood"-Darsteller Alexander Skarsgård über Vampire, Lars von Trier und Lady Gagas Outfits.

Ulrike Bretz

Alexander Skarsgård, 1976 in Stockholm geboren, ist eines von sieben Kindern des berühmten schwedischen Schauspielers Stellan Skarsgård (Breaking the Waves, Jagd auf Roter Oktober, Good Will Hunting). Er stand in seiner Heimat Schweden für zahlreiche Filme vor der Kamera, bevor er 2004 nach Kalifornien zog. Vor zwei Jahren wurde er durch seine Rolle in der HBO-Miniserie Generation Kill in den USA bekannt. In der erfolgreichen HBO-Serie True Blood von Alan Ball (Magnolia, Six Feet Under) spielt er den tausend Jahre alten Wikinger-Vampir Eric Northman. Die dritte Staffel der mehrfach preisgekrönten Serie wird von heute an im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Eine vierte Staffel ist in Planung.

Alexander Skarsgård

Der schwedische Schauspieler Alexander Skarsgård ist mit der Serie True Blood von Alan Ball  in den USA bekannt geworden - in seiner Heimat war er es vorher schon. Sein Vater ist der Schauspieler Stellan Skarsgård.

(Foto: Syfy/Gert Krautbauer)

sueddeutsche.de: Die Twilight-Saga, die Serie Vampire Diaries, True Blood - meinen Sie nicht, dass die Zuschauer mittlerweile genug haben von Blutsauger-Filmen?

Alexander Skarsgård: True Blood ist mehr als eine Vampir-Geschichte - 80 Prozent der Charaktere sind gar keine Blutsauger, sondern andere Kreaturen oder eben Menschen. Die Show hat ganz andere Qualitäten. Es gibt interessante Charaktere und interessante Beziehungen, die Serie hat viele Tiefen.

sueddeutsche.de: Anders als bei der Twilight-Saga, des erfolgreichsten Auswuchses des Vampir-Hypes?

Skarsgård: Die Filme hab ich nicht gesehen, ich kann es nicht vergleichen. Ich bin kein Experte in diesem Genre, ich schaue mir die anderen Filme nicht an.

sueddeutsche.de: Sie spielen einen tausend Jahre alten Vampir und schauen sich Ihre Konkurrenten nicht an?

Skarsgård: Ich bin mir des Vampir-Hypes sehr wohl bewusst, die meisten Filme dieser Art sind aber doch für Teenie-Mädchen. Als ich das erste Mal von der Rolle des Eric hörte - ein Wikinger-Vampir - hielt ich das für ziemlich trashig und kitschig.

sueddeutsche.de: Warum haben Sie dann trotzdem mitgemacht?

Skarsgård: Weil ich erfuhr, dass Alan Ball der Schöpfer der Serie ist. Ich kannte Magnolia und Six Feet Under - und damit war klar, dass ich das machen will. Ball ist ein hervorragender Künstler und intelligenter Mann, mit ihm wollte ich zusammenarbeiten.

sueddeutsche.de: Sie sind Schwede, blond, fast zwei Meter groß - und spielen einen Wikinger-Vampir. Fühlen Sie sich in ein Klischee gepresst?

Skarsgård: Nein, Ball wollte auch gar nicht unbedingt einen Schweden für die Rolle.

sueddeutsche.de: Hat Eric deshalb gar keinen schwedischen Akzent?

Skarsgård: Zu Beginn der Dreharbeiten gab es Diskussionen darüber. Manche Leute wollten, dass Eric einen stärkeren Akzent hat. Aber für mich machte das keinen Sinn, dass jemand, der seit 1000 Jahren auf der Erde lebt, noch einen starken schwedischen Akzent hat. Er sollte doch eigentlich 20 Sprachen fließend sprechen können. Ich habe vorgeschlagen, dass Eric amerikanisches Englisch spricht und wir hin und wieder ein paar Sätze auf Schwedisch oder in einer anderen Sprache einstreuen. Das macht ihn besonders.

sueddeutsche.de: Und Sie haben sich mit Ihrem Vorschlag durchgesetzt.

Skarsgård: Ja - und genau das macht die Arbeit mit Alan Ball aus. Er macht Schauspielern Mut, ihre eigenen Vorschläge auf den Tisch zu bringen. Es ist nicht so, dass man kommt, seine Sätze aufsagt und wieder nach Hause geht, sondern alle arbeiten zusammen.

sueddeutsche.de: Das hört sich nach einem angenehmen Arbeiten an. So angenehm, dass aus den beiden Hauptdarstellern Anna Paquin und Stephen Moyer auch im echten Leben ein Paar wurde?

Skarsgård: Ja, sie haben sich am Set kennengelernt. Beide sind gute Freunde von mir. Das Team ist meine Ersatzfamilie, weit weg von meiner Heimat Schweden. Das bedeutet mir sehr viel.

Gewalt ist erlaubt, Liebe ist tabu

sueddeutsche.de: In True Blood gibt es einige Sexszenen. Für jemanden, der vom schwedischen Film kommt - dort geht man ja bekanntlich lockerer mit Nacktszenen um -, dürfte das kein Problem gewesen sein.

Alexander Skarsgård

Keine Angst, im echten Leben beißt er nicht: Der schwedische Schauspieler Alexander Skarsgård spielt den Wikinger-Vampir Eric Northman in der US-Serie True Blood.

(Foto: Syfy/HBO)

Skarsgård: Wenn es einen Sinn macht und wichtig ist für die Story, hab ich kein Problem damit. Es ist natürlich etwas anderes, wenn man das Gefühl hat, man wird ausgenutzt. Wenn es gar nicht wichtig ist für die Handlung. Aber das war bei True Blood nie der Fall.

sueddeutsche.de: Wie sind Ihre amerikanischen Kollegen damit umgegangen?

Skarsgård: Die hatten einige Probleme damit. Die Amerikaner sind sehr prüde, was das angeht. Es ist schon komisch - in den Staaten erlauben Eltern ihren Kindern, Gewaltszenen anzuschauen, aber Liebesszenen sind tabu. Sie dürfen Computerspiele spielen, bei denen sie sich gegenseitig in den Kopf schießen und abschlachten, aber wenn sie nur einen Hintern im Fernsehen sehen, drehen die Eltern durch.

sueddeutsche.de: Reden Sie mit Ihren Kollegen darüber?

Skarsgård: Ja, jedes Mal. Wenn es eine Nacktszene bei True Blood gibt, spielen sie verrückt, und ich versuche immer, es herunterzuspielen. Nacktsein ist doch wirklich kein großes Ding.

sueddeutsche.de: Gerade haben Sie mit Regisseur Lars von Trier den Science-Fiction-Thriller Melancholia gedreht. Mit ihm dürfte die Arbeit weniger angenehm gewesen sein. Immerhin lehnten Björk und Nicole Kidman nach Dancer in the Dark und Dogville ab, jemals wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.

Skarsgård: Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, da habe ich eine ganz andere Erfahrung gemacht. Lars von Trier ist ein großer Teddybär. Es ist ein Traum, mit so einem Regisseur zusammenzuarbeiten. Es gibt keine Markierungen am Boden, keine engen Vorgaben. Man spielt einfach, und Lars von Trier rennt mit seiner Kamera herum und filmt. Man hat so viel Freiheit.

sueddeutsche.de: Sie haben in diesem Film nicht nur an der Seite von Kiefer Sutherland, Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg gespielt, sondern auch zusammen mit ihrem Vater Stellan Skarsgård. Wie war es, mit Papa zusammen zu arbeiten?

Skarsgård: Es war das erste Mal, dass wir wirklich vor der Kamera Szenen gespielt haben. Das war wunderbar.

sueddeutsche.de: Über Sie und Ihre schauspielernden Brüder wurde einmal gesagt, Sie seien die nordischen Baldwins.

Skarsgård (lacht): Ja, das habe ich auch schon gehört, das finde ich lustig und ein bisschen verrückt.

sueddeutsche.de: Apropos verrückt: Sie haben im Musikvideo zu Lady Gagas Song Paparazzi mitgespielt. Ist Lady Gaga verrückt?

Skarsgård: Nein, ist sie nicht. Man muss sehr intelligent und clever sein, um es so weit zu bringen wie sie. Sie ist sehr professionell.

sueddeutsche.de: Was halten Sie von ihren Outfits - etwa das Kleid, das aussah wie aus rohem Fleisch?

Skarsgård: Als Vampir würde ich sagen: Es sah sehr appetitlich aus.

Die deutsche Erstausstrahlung der dritten Staffel der US-Serie True Blood ist vom 4. November an immer donnerstags um 20:15 Uhr im Pay-TV-Sender Syfy auf Sky zu sehen.

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