Abhörskandal um "News of the World":"Sorry" - Murdoch bittet Briten um Verzeihung

Es ist eine Entschuldigung, die für viele Briten zu spät kommen dürfte: In großen Zeitungsanzeigen entschuldigt sich Medienmogul Rupert Murdoch für die kriminellen Methoden seines Boulevardblatts "News of the World". Unterdessen hat ein weiterer Spitzenmanager von News Corp. Konsequenzen gezogen.

Medienmogul Rupert Murdoch hat sich am Samstag in ganzseitigen Zeitungsanzeigen für den Abhörskandal bei seinem Boulevardblatt News of the World entschuldigt. "We are Sorry" ("Es tut uns leid") lautet die Überschrift des Anzeigentextes, der in allen landesweit erscheinenden Zeitungen Großbritanniens geschaltet worden war. Der Text trägt die Signatur von Rupert Murdoch.

Abhörskandal um "News of the World": "We are sorry": Mit dieser ganzseitigen Anzeige, die in allen landesweit erscheinenden Zeitungen abgedruckt wurde, bittet der Medienunternehmer Rupert Murdoch die Briten um Entschuldigung.

"We are sorry": Mit dieser ganzseitigen Anzeige, die in allen landesweit erscheinenden Zeitungen abgedruckt wurde, bittet der Medienunternehmer Rupert Murdoch die Briten um Entschuldigung.

(Foto: AP)

"Das Geschäft der News of the World war es, andere zur Verantwortung zu ziehen. Sie versagte, als es um sie selbst ging. Das ernsthafte Fehlverhalten, das passierte, tut uns leid", heißt es in dem Text. Und Murdoch fügt darin hinzu: "Es ist mir klar, dass es nicht genug ist, sich einfach zu entschuldigen."

Er schrieb weiter: "Unser Geschäft wurde auf der Annahme gegründet, dass eine freie und offene Presse eine positive Kraft in der Gesellschaft sein sollte. Dahin müssen wir wieder kommen." Zudem kündigte der 80-Jährige einen transparenten Aufklärungsprozess an: "In den kommenden Tagen, in denen wir weitere konkrete Schritte unternehmen werden, um diese Dinge zu lösen und den Schaden zu begleichen, den sie verursacht haben, werden Sie mehr von uns hören."

Zur weiteren Schadensbegrenzung traf sich Rupert Murdoch auch mit den Eltern des entführten und ermordeten Mädchens Milly Dowler, dessen Handy 2002 mutmaßlich von News of the World-Journalisten gehackt worden war. Nach dem Treffen sagte Murdoch, er sei "entsetzt" gewesen, als er erfahren habe, was passiert sei.

Murdoch soll gemeinsam mit seinem Sohn James am kommenden Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu der Abhöraffäre aussagen. Durch die Affäre gerät auch der konservative britische Regierungschef David Cameron unter Druck. Einer am Freitag von der Regierung veröffentlichten Liste zufolge traf er innerhalb von 15 Monaten 26 Mal mit führenden Vertretern des Murdoch-Konzerns zusammen, davon drei Mal mit James Murdoch und zwei Mal Rebekah Brooks. Die Topmanagerin war ebenso wie Les Hinton von ihrem Posten zurückgetreten.

Hinton war bis zum gestrigen Freitag als Vorstandschef des US-amerikanischen Verlags Dow Jones & Company tätig gewesen. Der Verlag ist eine Tochtergesellschaft des Konzerns News Corp. von Medienunternehmer Rupert Murdoch. Der 67-jährige Hinton war 52 Jahre lang für News Corp. tätig und gilt als einer der treuesten Verbündeten Murdochs.

Einblick in Spendenregister

Er war mehrere Jahre für den für die britischen Zeitungen zuständigen Murdoch-Verlag News International verantwortlich gewesen. Während dieser Zeit soll es bereits zu Abhöraktionen gekommen sein. Er habe nicht gewusst, "was offenbar passiert ist", sagte Hinton. Er halte es aber für angemessen, zurückzutreten und sich bei denjenigen, die "durch die Handlungen der News of the World verletzt" wurden, zu entschuldigen, begründete der 67-Jährige seine Entscheidung. Hinton war seit Dezember 2007 Chef von Dow Jones & Company. Der Verlag gibt unter anderem das Wall Street Journal heraus.

Der Abhörskandal beschäftigt mittlerweile auch die amerikanischen Behörden. Die US-Bundespolizei leitete Ermittlungen gegen das Murdoch-Imperium ein. Auslöser waren Vermutungen, Journalisten der News Corp. hätten versucht, Telefone von Opfern der Terroranschläge vom 11. September anzuzapfen.

Am Freitag gab Murdochs Medienkonzern Einblick in seine Spenden an politische Organisationen. Wie News Corp. im Internet mitteilte, verteilte der Konzern seit Jahresanfang insgesamt 115.750 Dollar (81.000 Euro) an politischen Spendengeldern. Die größte einzelne Summe erhielt demnach der Verband der Demokratischen Gouverneure (DGA).

Die Vereinigung hatte zuvor eine Spende der News Corp. in Millionenhöhe an den Verband der Republikanischen Gouverneure (RGA) vor den Kongresswahlen 2010 heftig kritisiert. Der Vorstand der News Corp. hatte im April eine neue Regelung für die Offenlegung seiner politischen Spenden beschlossen, nachdem zwei Spenden Murdochs im Jahr 2010 Sorgen unter den Aktionären des Konzerns ausgelöst hatten. Der Medienmogul ließ damals dem RGA 1,25 Millionen Dollar (878.000 Euro) und der US-Handelskammer eine Million Dollar (703.000 Euro) zukommen.

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