Der 1. Mai in Berlin war wild. Naja, in Corona-Zeiten in weiten Teilen der Hauptstadt nicht so wild wie gewohnt. Laut Meldungen der Berliner Polizei gab es stadtweit acht Straf- und 27 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten, wobei es sich vor allem um Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz gehandelt haben dürfte. Weiterhin eine Massenschlägerei, eine Messerattacke, ein Farbbeutelangriff auf ein Parteibüro und zwei brennende Autos.
In der Kreuzberger Oranienstraße allerdings trat die Polizei massiv auf und verhinderte den traditionellen linken Demonstrationszug mit schnellen Abriegelungen. Doch nur ein Teil der mehreren tausend Menschen auf den Straßen wollte demonstrieren. Die Mehrheit waren Schaulustige, Neugierige, Gaffer und betrunkene Randalierer.
Die Polizei kam an ihre Grenzen. "Hier konnte der Infektionsschutz wegen der schieren Masse von Menschen nicht in der Form durchgesetzt werden, wie ich es mir gewünscht hätte", sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Samstag. Bilanz des Tages: 18 verletzte Polizisten, mehr als 200 vorläufige Festnahmen oder aufgenommene Personalien. Zu knapp 100 davon kam es allerdings bereits zuvor bei einer Demo von Rechtspopulisten, versprengten Linken und Verschwörungstheoretikern gegen die Corona-Regeln auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte.
Angriff von "einer sehr aggressiven Gruppe"
Am Samstag wurden 25 vorläufig Festgenommene dem Haftrichter vorgeführt. Darunter auch sechs Verdächtige eines Angriffs auf ein Kamerateam der ZDF-Satiresendung "Heute Show", das dem Vernehmen nach aber nicht als solches zu erkennen war. "Das heute show Kamerateam, der Aufnahmeleiter, drei Sicherheitsleute und ich wurden von einer sehr aggressiven Gruppe angegriffen", schrieb der Comedian Abdelkarim Zemhoute auf Facebook. Laut B.Z. ereignete sich der Angriff am Nachmittag in der Rochstraße zwischen Fernsehturm und Hackescher Markt.
Das Fernsehteam hatte bei der Demonstration gegen die Corona-Regeln in Berlin-Mitte gedreht und war offenbar gerade am Zusammenpacken, als es zu dem Vorfall kam. Weder Abdelkarim Zemhoute selbst, noch sein Management und die Presseabteilung der "Heute Show" um Moderator Oliver Welke wollten sich am Samstag auf SZ-Anfrage äußern und verwiesen über Sprecher auf die laufenden Ermittlungen.