60 Jahre Fernsehlotterie:Platz an der Sonne

Am Anfang ging es bei der Gewinnziehung um Ferienplätze für Berliner Kinder, heute kümmert sich die Fernsehlotterie der ARD auch mal um Flüchtlinge. Allerdings fehlen der Lotterie Flächen im Programm.

Von Hans Hoff

Am 28. April 1956 gab es etwas Neues im deutschen Fernsehen. Die ARD übertrug eine Gewinnziehung, bei der es um Ferienplätze für Berliner Kinder ging. "Ein Platz an der Sonne" lautete das Motto der Aktion, die ein soziales Anliegen mit einer Lotterie kombinierte. Die ARD-Fernsehlotterie war geboren, mit fünf Mark war man dabei, eine Erfolgsgeschichte begann.

Wenn die Lotterie nun zum 60. Jahrestag dieses Ereignisses Bilanz zieht, ist nicht zu übersehen, dass inzwischen so einige Schatten den Platz an der Sonne trüben. Zweieinhalb Millionen Menschen nehmen noch an der Lotterie teil und bescherten ihr 2015 einen Umsatz von 172 Millionen Euro. 2008 waren es noch 180 Millionen. Die Fernsehlotterie, die laut Gesetz mindestens 30 Prozent des Umsatzes an soziale Projekte ausschütten muss, ringt im Geburtstagsjahr um Bedeutung. Sie leidet schwer darunter, dass es immer weniger Bankfilialen gibt, wo die Lose der Soziallotterien, auch der beim ZDF angebundenen "Aktion Mensch", bevorzugt ausliegen. Zudem machen es schärfer werdende Glückspielgesetze schwer, das Internet als Vertriebsweg zu nutzen. "Die Aufsicht nimmt das veränderte Verhalten der Verbraucher nicht zur Kenntnis", sagt Christian Kipper, der sich als Geschäftsführer der Fernsehlotterie zu Unrecht gegängelt sieht. "Als Soziallotterie sind wir, was das Suchtpotential betrifft, harmlos."

Er verweist auf die vielfältigen Aufgaben seiner Organisation, die sich zuverlässig und auch flexibel engagiere, aktuell etwa auch in der Flüchtlingsfrage. "Wir organisieren das soziale Miteinander in dieser Gesellschaft mit", sagt Kipper.

Im Weg steht der Fernsehlotterie ein wenig auch die inzwischen eher lockere Anbindung ans TV. Einmal die Woche werden die Gewinnzahlen vor der Lindenstraße bekannt gegeben. Dazu berichte die ARD regelmäßig über Projekte, sagt Kipper. Den Namen ARD Fernsehlotterie hat man abgelegt. Heute heiß es schlicht Fernsehlotterie. Die Bindung bleibt. "Unsere Heimat ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk."

Prominente als Werbeträger, davon hat man sich verabschiedet

Allerdings fehlen Repräsentationsflächen im Programm. Seit 2011 Das unglaubliche Quiz der Tiere im Ersten endete, wo Prominente unter Anleitung von Frank Elstner um Geld für soziale Projekte der Fernsehlotterie spielten, fehlt die Sichtbarkeit auf größerer Fläche. Auf prominente Repräsentanten setzt man nicht mehr. Nachdem die Zusammenarbeit mit Moderatorin Monica Lierhaus wegen üppiger Honorare ins Gerede gekommen und 2014 beendet worden ist, setzt die Fernsehlotterie auf nichtprominente Menschen aus den sozialen Einrichtungen.

Für Kipper steht nach dem Geburtstag das Einwirken auf Politiker und das Einwerben junger Spielteilnehmer auf der Agenda. Aktuell wird erörtert, ob Teilnehmer Einfluss auf den Fluss der Hilfsgelder nehmen könnten. "Die Identifikation könnte größer werden, wenn man über die Verteilung der Mittel mitbestimmen könnte", sagt Kipper, der trotz aller Widernisse optimistisch nach vorne blickt. "Den Mut verlieren wir nicht, weil wir Deutschlands älteste Soziallotterie sind."

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