Süddeutsche Zeitung

40 Jahre "Sendung mit der Maus":Der Nager mit dem Durchblick

Die lehrreichste Maus des Fernsehens feiert ihren 40. Geburtstag. Mittlerweile hat sie sogar das Weltall erkundet. Und auch Erwachsene lernen bei ihr dazu.

Tilman Queitsch

Die lehrreichste Maus des Fernsehens feiert ihren 40. Geburtstag. Jenseits von Lach- und Sachgeschichten hat sie bereits das Weltall erkundet. Und auch große Kinder lernen bei ihr dazu. Am 10. März 1971 ließ das Erste den Nager auf die Bildschirme los - "Maus im Laden" hieß die erste Zeichentrickfolge. Die Illustratorin und Autorin Isolde Schmitt-Menzel erfand die Figur. Die bekannten Lach- und Sachgeschichten gehörten von Anfang an zum Programm. Text und Bildauswahl: Tilman Queitsch/sueddeutsche.de

Die eigentliche Sendung stammt von Armin Maiwald (hier ein Foto aus dem "Geburtsjahr" mit der Maus), Dieter Saldecki, dem 2006 verstorbenen WDR-Programmgruppenleiter Kinderfernsehen, und dem Journalisten Gert Müntefering.

Er bringt die Maus in Bewegung: Friedrich Streich (links, Aufnahme von 1996, und Mitte) animiert das Fernsehtier seit 1971. Bei den Anfängen durfte sein Sohn mithelfen.

Der kleine Maulwurf ist ein Import aus Tschechien. Seit 1972 ist er in der "Sendung mit der Maus" zu sehen. Sein Erfinder Zdenek Miler hat der Maus noch etwas voraus - er wurde am 21. Februar 90 Jahre alt.

1983 kam ein weiterer Moderator dazu, dessen grüner Pullover selbst im mittelalterlichen Gewand nicht fehlen darf: Um herauszufinden, wie Menschen vor 1000 Jahren lebten, warf sich Christoph Biemann ins passende Outfit.

Zu jeder Geschichte, die Käpt'n Blaubär erzählt, fragen ihm seine drei Enkel Löcher in den Bauch - und entlarven seit ihrem Auftakt im Jahr 1991 so manche Story als  Seemannsgarn. Wiedererkennungswert hat vor allem die Stimme von Wolfgang Völz, die er dem alten Seebären leiht.

Der deutsche Astronaut Klaus-Dietrich Flade nahm 1992 eine Stoffmaus mit in ungeahnte Höhen - auf die russische Raumstation MIR.

Für die Nachkriegsmaus erhielt Maiwald 1995 den Bayerischen Fernsehpreis. Er erzählt dabei aus eigener Perspektive, da er die Zeit nach 1945 selbst als Kleinkind erlebte .Es ist ein Beispiel dafür, dass die Sendung  ihren Zuschauern nicht nur leichte Kost lieferte, sondern auch Katastrophen wie die von Tschernobyl erklärte.

Die Titelmelodie stammt übrigens von dem Komponisten Hans Posegga. Während etwa die Noten des Sportschau-Vorspanns in 50 Jahren immer wieder fein nachjustiert wurden, änderte sich bei der Maus in 40 Jahren kein einziger Ton. 1996 durfte sich - aus Jubiläumsgründen - trotzdem jemand daran austoben, nämlich ...

... Stefan Raab. 1996, zum 25. Geburtstag, sang er dem Sendertier ein Ständchen - Hier kommt die Maus hieß es. Der Entertainer bekam eine Goldene Schallplatte dafür. Und auch die Maus hat Erfolg: Bei den Drei- bis 13-Jährigen erreicht sie einen Marktanteil von 46 Prozent. Bei älteren Fans im Alter von 50 bis 65 liegt er laut WDR-Angaben immerhin bei zehn Prozent, werden Zuschauerzahlen von ARD und Kinderkanal gemeinsam betrachtet.

Der neueste Moderator im Team ist seit 1999 Ralph Caspers. Er guckte beispielsweise hinter die Kulissen von Aardman-Animations in Bristol. Dort werden Shaun das Schaf und seine Knetkollegen animiert, die auch in der Sendung auftreten.

Es wirkt wie ein Staatsempfang: 2001 gratulierte der ARD-Hauptstadtstudio-Leiter Ulrich Deppendorf dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (2. von rechts) zu seinem 70. Geburtstag. Mit dabei: die Maus. Die hängenden Augenlider sind eines ihrer Markenzeichen. Selbst wenn sie ihr in dieser Szene zugefallen wären - man hätte es der Maus wohl verziehen.

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