Wie Journalismus finanziert werden kann:Inhalt muss etwas kosten

Nach dem AOL-Geschäft: Journalismus hat seinen Preis - und er ist auch in Zukunft notwendig. Doch wie kann das alles finanziert werden?

Caspar Busse

Als am 10. Januar 2001 der Internetkonzern AOL die spektakuläre Fusion mit dem Medienunternehmen Time Warner verkündete, war von einer Zeitenwende die Rede. Zum ersten Mal griff damals eine junge aufstrebende Dotcom-Firma nach einer der etablierten Größen der Medienbranche. Das Ende ist bekannt: Der Hundert-Milliarden-Dollar-Deal endete in einem Desaster, die Ehe wurde geschieden. Wenn heute irgendwo der Name AOL fällt, dann oft mit dem Zusatz "Dinosaurier" - eine zweifelhafte Ehre. Wie einst die Riesentiere kämpft heute der New Yorker Konzern um sein Überleben.

AOL kauft Internetzeitung Huffington Post

AOL kauft die "Huffington Post" - und deren Fans sind enttäuscht.

(Foto: dpa)

Einiges an der jüngsten Transaktion von AOL erinnert an die Ereignisse von vor elf Jahren. Konzernchef Tim Armstrong kauft die linksliberale Internetzeitung The Huffington Post - für 315 Millionen Dollar, ein hoher Preis. Die Aufregung nicht nur im Internet ist groß, viele Huffington-Fans sind enttäuscht. Für diesen Deal gelte: "Eins plus eins ist elf", verkündet Armstrong, der vor zwei Jahren von Google als Retter zu AOL gekommen war. Das ist zweifelhaft - auch abseits aller mathematischer Gesetze. Ob AOL mit seiner Strategie, sich in kurzer Zeit zu einer umfassenden und profitablen Nachrichten- und Unterhaltungsplattform zu wandeln, Erfolg haben wird, hängt vor allem davon ab, wie künftig im Internet Geld verdient wird.

Das Sammeln von Nachrichten

Spätestens seit dem Einstieg bei der Huffington Post zeigt sich, worum es im Internet heute vor allem geht: um ernstzunehmende Inhalte und um deren Finanzierung. "Wir können und wir müssen das Geschäft mit dem Sammeln von Nachrichten und ihrer Bearbeitung wieder tragfähig machen", sagt Rupert Murdoch. Der 79-jährige Medienunternehmer startete in der vergangenen Woche die digitale Zeitung The Daily, die zunächst speziell für das iPad, den Tablet-Computer aus dem Hause Apple, konzipiert ist. Murdoch ist überzeugt, dass er mit dem kostenpflichtigen Angebot den Markt aufrollen wird. Zuvor schon ging das traditionsreiche und angeschlagene Nachrichtenmagazin Newsweek eine Allianz mit der Nachrichtenseite The Daily Beast ein und sucht damit sein Heil im Internet.

Die Investitionen sind hoch. Und wie in der klassischen Welt sollen sich die Medienangebote entweder durch Werbung oder durch Bezahlmodelle finanzieren. Das wird das Internet verändern. Aber Journalismus hat seinen Preis, und er ist auch in Zukunft notwendig. Das hat gerade wieder der Fall Wikileaks gezeigt. Erst durch die Zusammenarbeit mit klassischen Medien wie zum Beispiel der New York Times oder anderen wurde die Masse der Wikileaks-Informationen geordnet, bewertet und dadurch am Ende auch relevant.

Murdochs Gegenmodell

AOL und The Huffington Post hoffen vor allem auf Werbeeinnahmen. 2005 hat Arianna Huffington die Internetzeitung gegründet, heute zählt sie 25 Millionen Nutzer im Monat - eine für eine Internetzeitung gewaltige Größe. Aber längst nicht alle Blogs, also die vielen Internetjournale, sind nun wertvoll. Hier hat Huffington ihre Marke und sich selbst bestens verkauft. Zusammen mit einer weiteren Akquisition will AOL-Chef Armstrong ein Medienangebot aufbauen, das interessant für die werbetreibende Industrie sein soll - eine große Gratiszeitung im Netz. Nachteil: Die Inhalte müssen besonders für Internetsuchmaschinen optimiert sein, denn der Erfolg hängt vor allem von der Anzahl der Nutzer ab.

AOL etwa träumt von 250 Millionen Nutzern weltweit. An dem Gegenmodell arbeiten derzeit Murdoch und sein News-Konzern. Sein Wall Street Journal etwa, inzwischen die auflagenstärkste Tageszeitung der USA, hat bereits seit langem großen Erfolg mit bezahlten Inhalten. Die Times in London bietet im Internet vieles nur für Abonnenten an. Und die Onlinezeitung The Daily muss wie die vielen Pay-Fernsehsender aus dem Murdoch-Reich ohnehin abonniert werden.

Am Ende werden - wie im klassischen Mediengeschäft - nur eine gute Mischung und Anzeigen- sowie Abo-Finanzierung zum Erfolg führen. Einen anderen und womöglich erfolgreicheren Weg des Geldverdienens gehen soziale Netzwerke, allen voran Facebook. Sie finanzieren sich nicht nur durch normale Werbung, sondern vor allem durch die kommerzielle Verwertung der Informationen über ihre Nutzer. Was Facebook über die Vorlieben seiner Mitglieder weiß, ist für die Werbeindustrie Gold wert.

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