TV-Kritik: Deutschland gegen Holland:Kerners Bundesjugendspiele

Beim großen Duell zwischen Deutschland und Holland hauen Promis Nägel in ein Stück Holz - Highlight des Abends sind aber ein paar Hundebabys.

Katharina Riehl

Es soll ja Menschen geben, die vor ihrem Fernseher in Feierstimmung geraten, wenn Florian Silbereisen am Samstagabend in einer Mehrzweckhalle auftritt - und seine Freunde, die Wildecker Herzbuben, sich im Takt ihrer Musik von rechts nach links nach rechts schieben.

'Deutschland gegen Holland - Das Duell' am 2. Juni in SAT.1

"Deutschland gegen Holland - Das Duell": Das Prinzip der Sendung sollte denkbar einfach sein - dieses Versprechen konnte Sat1 einlösen.

(Foto: dpa)

Der Fernsehzuschauer aber, der sich von Enthusiasmus auf einem Bildschirm nicht so leicht in Schunkel- und Fahnenschwenk-Stimmung versetzen lässt, der mag etwas ratlos vor der Fernseher gesessen haben, als Sat1-Moderator Johannes B. Kerner auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof zu Deutschland gegen Holland - Das Duell lud.

Ein Wettkampf zweier Nationen soll es werden, so im Vorfeld der WM, aber mit "viel mehr als nur Fußball". "Das Prinzip ist denkbar einfach", verspricht der Gastgeber zu Beginn der Sendung. Und das zumindest ist keine Lüge.

Nägel in Holz klopfen und Elfmeter schießen

Konkret bedeutet das die übliche Mischung an mehr oder weniger geistreichen Spielen, wie sie in solchen Sendungen eben gespielt werden: Nägel werden mit großer Wucht in Holzstücke geklopft beziehungsweise zu Türmen gebaut, Autos werden in Mustern geparkt, virtuelle Kugeln virtuelle Kugelbahnen hinunter geschubst - und natürlich müssen auch ein paar Elfmeter geschossen werden.

Antreten dürfen zwei riesige Teams aus deutschen und holländischen Berühmtheiten - wobei man Johannes B. Kerner lassen muss, dass er sich nicht mit der üblichen B-Prominenz zufrieden gibt: Til Schweiger spielt im deutschen Team, neben Jürgen Vogel, Andrea Sawatzki und dem Handballer Stefan Kretzschmar. Und noch so vielen anderen, dass man bis zum Ende immer wieder das Gefühl hat, jemanden zu entdecken, den man noch gar nicht gesehen hatte. (Auf holländischer Seite mag das mit der Prominenz schwieriger zu beurteilen sein - aber dass Harry Wijnvoord antritt, spricht dafür, dass man sich eher an holländischen Berühmtheiten mit deutschem Wohnsitz orientiert hat.)

Vielleicht liegt es daran, dass sich der Konflikt zwischen Deutschen und Holländern dem in Sachen Fußball, sagen wir mal, eher entspannten Zuschauer nicht so recht erschließen will: Das Problem der immerhin dreistündigen Sendung ist, dass einfach völlig egal ist, welches dieser Teams das große Duell gewinnt.

Man ist ja gerne bereit zu glauben, dass die Herrschaften in den schwarz-weißen und orangefarbenen Trikots bei diesen Bundesjugendspielen für Models, Schauspieler und Ex-Sportler einen lustigen Abend haben. Und trotzdem muss man zu Hause vor dem Fernseher schon sehr tapfer gegen den Schlaf kämpfen.

Gut, dass wir Thomas Gottschalk haben

Von dieser Nacht des holländisch-deutschen Freundschaftsspiels bleibt vor allem eine Erkenntnis: Was haben wir nicht an Thomas Gottschalk! In seiner Show sind die Spiele wahrlich auch nicht klüger, und warum sich seine Kandidaten von irgendwelchen Traktoren abseilen, weiß erst recht kein Mensch. Aber Thomas Gottschalk macht dann einfach einen alten Witz, vergisst wegen welchem aktuell anlaufenden Film der Hollywoodstar nun eigentlich auf seiner Couch sitzt, oder schaut einer blutjungen Blondine auf die Beine. Und dann ist es am Ende doch wieder eine gelungene Sendung.

Derweil bleibt Kerner den ganzen Abend ein wenig steif in der Hüfte, mit seinen prominenten Gästen kommt er gar nichts ins Gespräch. Was schade ist, weil man sich fragt, ob man Vogel, Schweiger und Co. eigentlich braucht, wenn sie dann kaum zu sehen sind. Dankbar zumindest ist man, dass Johannes B. Kerner auch in Sachen Sendezeitüberziehung nicht ganz mit Thomas Gottschalk mithalten kann: Er schafft nur fünf Minuten. Dafür aber hat Kerner zwei blonde Moderations-Assistentinnen mit nackten Schultern in der Sendung dabei - Gottschalk hat für eine einzige über 20 Jahre lang Wetten anmoderieren müssen.

Klares Highlight der Sendung übrigens ist fraglos der Auftritt der Welpen: Die Teams sollen am Anblick eines Hundebabys erkennen, ob daraus mal ein Zwergpudel oder ein deutscher Schäferhund wird. Als Spiel ist das natürlich völliger Unsinn, weil es in etwa so einfach ist, wie es klingt. Aber wenn flauschige Hundebabys an einer Glasscheibe kratzen, braucht es wirklich keine Promis mehr, um die Herzen auch vor dem Fernseher hochschlagen zu lassen. Hundeblick und feuchte Nase: Vielleicht ist erfolgreiches Fernsehen doch viel einfacher als man denkt.

Ach ja: Und am Ende gewinnen die Holländer.

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