Tattoo-Show auf Sixx:"Mein Tätowierer war unter Drogen"

Horror Tattoos - Deutschland, wir retten deine Haut; Sixx

Ist dieses Tattoo noch zu retten? Darüber entscheidet "Tattoorichter" Bertram Krause, genannt "Berti".

(Foto: Sixx/Jens Koch)

Tattoo-Unfall? In einer neuen Sixx-Castingshow bekommen Menschen mit hässlichen Hautmalereien neue Tätowierungen von einem Profi. Das ist durchaus unterhaltsam - Trash-Toleranz vorausgesetzt.

Von Johanna Bruckner

Als die Nadeln surren, schaut Berti durch die Tür: "Schmerzhaft, Kleene?", fragt er Kandidatin Josie. Die sitzt mit Schlafmaske auf den Augen da, an ihrem Rücken ist Tätowierer Mick zugange. Wo jetzt noch ein Zwitterwesen aus Engel und Alien prangt, soll bald ein Monster ihr Schulterblatt zieren. Josie sagt: "Kratzt ganz schön, aber es geht."

Was bleibt ihr auch anderes übrig? Sie ist schließlich eine Gewinnerin. Horror Tattoos - Deutschland, wir retten deine Haut heißt das neue Format beim Spartensender Sixx. Die Idee, Tattoos ins Fernsehen zu bringen, ist schon zehn Jahre alt. Vorbilder sind US-Shows wie Miami Ink oder Inked. In denen ging es noch darum, Tinte unter die Haut zu bringen - in der neuen Generation der Tattoo-Shows sollen die Hautbilder wieder weg. Oder zumindest nicht mehr nach Unfall aussehen. Das Konzept für Horror Tattoos ist bei Tattoo Nightmares abgeschaut, das amerikanische Äquivalent läuft ebenfalls bei Sixx. Acht Episoden der deutschen Ausgabe gibt es zunächst, gedreht wurde in verschiedenen deutschen Städten.

Die Mischung aus Castingshow und Vorher-Nachher-Sendung ist durchaus unterhaltsam - eine gewisse Trash-Toleranz vorausgesetzt. Gesucht werden Menschen, die "den blanken Horror auf der Haut" tragen: vom verunglückten Schriftzug, über halbfertige Tribals bis hin zum Grusel-Porträt, wahlweise von Mensch oder Tier. Wer neben Scheußlichkeit mit einer rühriger Story überzeugt, bekommt ein "Cover-up". Also im besten Fall eine schönere, vor allem aber noch größere Tätowierung vom Profi.

Jeder Hobby-Hautmaler darf sich Profi nennen

Nun ist Tätowierer in Deutschland kein anerkannter Ausbildungsberuf: Jeder Hobby-Hautmaler darf sich Profi nennen. In der Show wird deshalb mit anderen Beinamen für die volltätowierte Tätowierer-Elite gearbeitet. Randy Engelhard beispielsweise wird als "internationaler Star-Tätowierer" vorgestellt. Ihm zur Seite stehen eine Frau namens "Nancy Mietzi" und Mick Mark, der aussieht wie Poison-Sänger Bret Michaels. Und dann ist da noch Bertram Krause, genannt "Berti".

Der muskelbepackte "Tattoorichter" entscheidet zusammen mit Assistentin "J7", wer von den 200 Berliner Kandidaten in die nächste Runde kommt. Zu schwarz, zu bunt oder zu vernarbt sei ein "No-Go", erklärt J7. Berti sagt einfach "Ach, du Scheiiiße!", wenn ein Tattoo in die engere Auswahl kommt. Aber natürlich geht es wie bei jedem ordentlichen Castingformat auch um Emotion. Oder wie es die Off-Stimme formuliert: "Einfach nur hierher zu kommen und zu sagen 'Hey, ist hässlich, mach' mal neu!' reicht eben nicht.".

So kommt weder der junge Mann weiter, der sein Horror-Tattoo selbst gestochen hat ("selbstgebaute Tätowiermaschine aus 'nem Walkman-Motor"). Noch die junge Frau, die erklärt: "Mein Tätowierer war unter Drogen und hatte keinen Bock mehr, auf einmal." Der Rocker, der für die ersten Tätowierversuche seiner Tochter den eigenen Oberarm zur Verfügung stellte, schafft es zumindest unter die letzten 30. Dort darf die mitangereiste Tochter der Jury von einem neuen Berufswunsch berichten: "Ich möchte eigentlich nicht so gerne Tätowiererin werden, sondern eher so Tierarzthelferin." Dann sind auch Vater und Tochter raus.

"Ich hab's nicht so groß eingeschätzt"

"Die 20 Übriggebliebenen sind enttäuscht", kommentiert die Off-Stimme. "Sie müssen mit ihren Horror-Tattoos jetzt erst mal weiterleben. Und weiter leiden." Das gilt in gewisser Weise auch für die drei Gewinner. "Ich hab's nicht so groß eingeschätzt", sagt Josie, als sie nach siebeneinhalb Stunden Frankensteins Monster im Spiegel sieht.

Ein geläuterter Tätowierter kommt leider nicht zu Wort in der Show: Ozzy Osbourne. Deshalb sei ihm das Schlusswort überlassen: "If you want to be someone special - don't get a tattoo."

Tattoos - Deutschland, wir retten deine Haut, Sixx, mittwochs, 20.15 Uhr

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