Rückkehr des TV-Detektivs Matula:Josef Matula kehrt zurück

Matula

Ein Mann, eine Mission: Claus Theo Gärtner spielt wieder den Privatdetektiv Matula, der diesmal in einer Seniorenresidenz ermittelt.

(Foto: ZDF/Georges Pauly)

Der Privatdetektiv gehörte zu einem Fernsehen, das niemanden verstören sollte. Jetzt kommt Claus Theo Gärtner in der Rolle nochmal zurück: alt, abgebrannt - und immer noch ein Held.

Von Thomas Hahn

Beim Motiv "Wohnmobil" im Studio Hamburg ist was los. Blitze zucken, Fotografen rufen durcheinander. Gierig greifen die Bildreporter das routinierte Lächeln ab, das Claus Theo Gärtner mit großer Ausdauer zeigt. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, und wenig später beginnt die kleine Audienz für Fragesteller beim Schauspieler Gärtner, der in der Wirklichkeit für die Fernseh-Republik natürlich nicht der Schauspieler Gärtner ist, sondern der Privatdetektiv Matula, bekannt aus der Dauer-Serie Ein Fall für Zwei.

Vorhin schon hat die Presse-Betreuerin gesagt, dass es zuletzt eine mächtige Zahl an Interviewanfragen gegeben habe für Matula alias Gärtner. Und wenn man nun diesen kleinen Auflauf zu Ehren der altgedienten, im Grunde schon mal abgelegten Figur sieht, muss man den Eindruck gewinnen, dass es eine Art Sehnsucht gibt nach der Rückkehr Matulas auf den Bildschirm.

Claus Theo Gärtner wird 65

In der TV-Serie „Ein Fall für zwei“ erhält Anwalt Dr. Renz alias Günter Strack (re.) Unterstützung von Claus Theo Gärtner als Privatdetektiv Matula.

(Foto: Jörg Schmitt/dpa)

Matula ist Gold wert

Ein Sender muss die Figuren feiern, für die er gerne gesehen wird. Und deshalb tut das ZDF sicher nicht nur seinem verdienten Mitarbeiter Claus Theo Gärtner, 72, einen Gefallen, wenn es jetzt einen Fortsetzungsfilm der alten Fall-für-Zwei Staffel mit Matula als alleiniger Hauptfigur produziert. Es pflegt das Inventar, das immer für eine ordentliche Quote gut ist. Es hebt einen Schatz aus dem eigenen Archiv.

So ein Serienheld wie Matula ist Gold wert im Wettbewerb um die Zuschauergunst. So viele davon gibt es schließlich nicht, die sich im Überfluss des Medien-Angebots einen Wiedererkennungswert bewahrt haben. Allein das ZDF unterhält ein ganzes Bataillon an KommissarInnen, Polizei-Sokos und sonstigen Ermittlern. Man kennt sich schon gar nicht mehr aus.

Die Dauerbrenner aus dem vergangenen Jahrtausend dagegen sind hängen geblieben im Bewusstsein, zumindest in dem der älteren Zielgruppe. Man möchte diese Figuren schon aus nostalgischen Gründen wiedersehen.

Sie sind Botschafter eines historisch gewachsenen Marktvorteils der öffentlich-rechtlichen Sender gegenüber den privaten, die schon deshalb keinen Matula haben, weil sie noch gar nicht auf der Welt waren, als dieser zu ermitteln begann. Die zuständige ZDF-Redakteurin Nadja Grünewald-Kalkofen spricht nicht umsonst von der "Marke Matula".

32 Jahre lang hölzerne Lässigkeit

Matula also. Josef Matula. Privatdetektiv aus Frankfurt am Main. Früherer Polizist. Einzelkämpfer. Großstadt-Cowboy. 1981 trat er zum ersten Mal ins Leben der TV-Krimi-Liebhaber, als die Serie Ein Fall für Zwei begann. Ausschweifende künstlerische Analysen muss man bei dieser Figur nicht anstellen. Wie Derrick oder Der Alte gehörte Ein Fall für Zwei von Anfang an ins Genre des Freitagskrimis, das wohl auch deshalb so erfolgreich ist, weil das ZDF dabei keinen übertriebenen Tiefgang inszenierte. Die Filme sind eine Stunde lang und die Geschichten überschaubar.

Matula gehörte zu einem Aufgebot, das niemanden verstören sollte. Trotzdem: Ein kleiner Bruch mit den Krimi-Konventionen des ZDF war seine Ankunft damals schon. Das Gespann Rechtsanwalt/Privatdetektiv löste die Fälle, nicht wie sonst ein Polizisten-Team, und auf der Jagd nach der Gerechtigkeit für die Mandanten, war Matula agiler und weniger gesetzestreu als etwa der sonore Kommissar Derrick. Jedenfalls funktionierte die Serie 300 Folgen und 32 Jahre lang.

Die Anwälte wechselten, auf Dieter Renz, gespielt von Günter Strack, folgten Rainer Franck (Rainer Hunold), Johannes Voss (Mathias Herrmann), und Markus Lessing (Paul Frielinghaus). Matula blieb und wurde mit seiner hölzernen Lässigkeit zu einer Konstante der Fernsehlandschaft - bis Gärtner 2013 sagte, er wolle auch mal was anderes sein als Matula. Mittlerweile gibt es einen neuen Fall für Zwei mit neuer Besetzung. Und jetzt kommt eben auch Matula wieder.

James Bond, Rocky Balboa, Matula

Die Dreharbeiten laufen unter dem Arbeitstitel Matula noch bis 22. März. Es wird ein "Special", wie der ZDF-Redakteur Matthias Pfeifer sagt, beziehungsweise "ein Spin-off des alten Fall für Zwei", wie dessen Kollegin Grünewald-Kalkofen ausführt: 90 Minuten, einmalig. Der Sendetermin steht noch nicht fest, aber klar ist, dass es in der Geschichte des Drehbuchautors Ben Braeunlich nicht nur um ein Verbrechen geht, sondern auch um die Auflehnung eines Seniors gegen das Abstellgleis.

Tatsächlich ist das Thema Altern eine Chance, um Stammfiguren des Unterhaltungsbetriebs noch mal neu zu entdecken. Daniel Craigs James Bond musste sich schon für Fitnesseinbußen rechtfertigen. Sylvester Stallone wurde zuletzt für den Oscar nominiert als Darsteller des ergrauten Rocky Balboa in Creed. Und der neue Matula muss auch nicht mehr zeitlos sein. Er ist alt, abgebrannt, mit Wohnmobil und Hund unterwegs. Trotzdem nimmt er einen Auftrag an - und ist der Aufgabe laut ZDF-Vorbericht natürlich auch gewachsen.

"Das ist ein so gutes Drehbuch. Da habe ich gesagt, das mache ich", sagt Claus Theo Gärtner. Er war auf Reisen nach dem Fall-für-Zwei-Abschied, hat in Basel Theater gespielt, und jetzt habe er "viel Spaß" beim Fernsehen. "Dass es wieder Matula geworden ist - okay." Es wird nicht ganz klar, ob er sein ZDF-Comeback nicht auch ganz gerne in einer anderen Rolle gegeben hätte. Andererseits kann Claus Theo Gärtner das gute Gefühl haben, gebraucht zu werden vom deutschen Fernsehen. Denn den Matula kann nur er spielen, niemand sonst.

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