Neue Reality-Show bei RTL:Soooooo öde ist das "Sommerhaus der Stars"

Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare

Im Selbstdarsteller-Terrarium: Angelina Heger, Ilona Magyar und Angelina Posth (von links)

(Foto: Stefan Menne/RTL)

Die Promipaare in der RTL-Sendung sind nicht prominent, aber geschwätzig. In einem maroden Haus in Portugal sollen sie zwei Wochen lang WG spielen - ein Selbstdarsteller-Terrarium.

TV-Kritik von Hans Hoff

Das Prinzip der neuen RTL-Show "Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare" ist relativ leicht erklärt. In einer Art Selbstdarsteller-Terrarium üben 14 Verhaltensauffällige wahlweise Pubertätspirouetten und Skurrilitätsslalom. Zwischendrin werden alberne Partyspielchen und Übereinstimmungsübungen ("Wo liegt meine erogene Zone?") absolviert, bevor es am Ende richtig kracht, Tränen fließen und mit dem Anwalt gedroht wird. Das riecht nach dem seit Big-Brother-Beginn handelsüblichen Inszenierungskonzept, hat im vorliegenden Fall allerdings den Nachteil, rasch an seiner eigenen Belanglosigkeit zu ersticken.

Sieben Paare sollen 13 Tage in einem portugiesischen Haus Wohngemeinschaft üben. RTL fertigt mit unendlich vielen Schnitten aus dem, was die vielen Kameras bei den Aufzeichnungen eingefangen haben, vier Folgen, die noch bis zum 3. August das Mittwochsprogramm zieren sollen, es aber nicht tun. Das verzweifelte Bemühen, dieses Geschehen interessant zu machen, gleicht eher dem Versuch, mit einer Fahrradpumpe einen Heißluftballon zum Aufstieg bewegen zu wollen.

"Hier riecht es nach alt"

"Scheiße, jetzt sitzen wir hier zwei Wochen", sagt einer der Insassen. Da hockt er aber schon fest in einer abgeranzten Hütte, die nicht einmal als Pauschalurlaubschnäppchen für 199 Euro Zufriedenheit erzeugen würde. Alles ist sehr rustikal eingerichtet und entspricht sehr offensichtlich nicht dem Standard, den sich die als Prominente eingeführten Bewohner erwartet haben. "Hier riecht es nach alt", sagt zu Beginn jemand und liefert damit den olfaktorischen Link zu den Bildern vom Verfall.

Die wenigsten der Insassen kennen einander, die wenigsten kennt man als Zuschauer, es sei denn, man hat erst kürzlich sein Studium an der RTL-Uni für nichtige Aufmerksamkeitsökonomie absolviert und Kurse bei Promiprofessorin Frauke Ludowig belegt. "Wir sind die Currywurstleute aus L.A.", stellt einer sich und seine Frau vor. Angeblich kennt man sie aus irgendeiner Dokusoap im RTL-Kosmos. Andere waren mal Boxer oder Fußballer (René Weller, Thorsten Legat), sind Prinzessin oder Akrobatiktrainer, Schlagersänger oder Makler. Am berühmtesten sind noch Rocco Stark und Angelina Heger, die beide davon leben, prominent wegen irgendetwas zu sein und schon mehrfach in ähnlichen Sendungen zu bestaunen waren.

Schlammgrube voller Goldbarren

Beide leiden an galoppierender Logorrhö. Sie kriegen ihr Mundwerk einfach nicht in den Griff. In einer Tour reden sie sich um Kopf und Kragen, bis es selbst der Prinzessin zu bunt wird. "Diese Mittelpunktsüchtigkeit macht mich wahnsinnig", sagt die Adlige. Natürlich werden Rocco und Angelina fleißig für den Rausschmiss nominiert und fliegen daher schon am Ende der ersten Show hochkant raus. Natürlich mit ein bisschen Gebrüll und ein paar Tränen.

"Jetzt ist der beste Moment, einfach nichts mehr zu sagen", hat Angelina vorher mal gesagt, dann aber nach einem kurzen Schnitt wieder geredet und geredet und geredet. Ob sie möglicherweise in Wahrheit viel schweigsamer war, als sie rüberkam, wird man nie erfahren, denn für die erwünschten Eindrücke sorgt hier relativ skrupellos die Regie. Sie denunziert ihre Opfer wie sie mag. Als etwa die Gattin von René Weller von ihren Schönheits-Operationen berichtet und sagt, dass sie es furchtbar finde, wenn man nach solchen Eingriffen verunstaltet aussehe, nimmt die Kamera sie so ins Visier, dass der Zuschauer fast gar nicht anders kann, als sie selbst verunstaltet zu finden.

Nur ganz am Schluss wird es mal dramatisch

Dann müssen die Frauen in einer Schlammgrube nach Goldbarren tauchen, es kommt zu Karaoke unter der Dusche, und immer wieder mal taucht ein Spielleiter mit seltsam versteinerten Gesichtszügen auf. Dazu reduziert die Regie einen jeden auf seine Verhaltensauffälligkeiten.

Den Schlagsänger drängt man in die Rolle des körpersaftgetriebenen Immerwollers, der Fußballer hat eine harsche Meinung zu fast allem und droht mehrfach, dass er sich das alles nicht mehr lange gefallen lasse, und die Prinzessin wundert sich anfangs, dass die anderen in Unkenntnis ihres blauen Blutes sind. "Ich glaube, die wissen gar nicht, dass ich Prinzessin bin", sagt sie, woraufhin ihr Partner, der als Stuntman vorgestellt wird, die passende Zusammenfassung ihres Soseins liefert. "Sie macht halt so Sachen", sagt er.

So Sachen machen eigentlich alle. Viel dummes Zeug ist dabei, vor allem, wenn die Insassen den Mund aufmachen und deutlich wird, dass sie die Teilnahme an diesem Projekt offensichtlich nötig haben, die einen aus Geltungsdrang, die anderen wegen des Geldes. Den Rest erledigt RTL.

Soooooo öde

Das ist über weite Strecken so aufregend wie der Versuch, einem Stein beim Moosansetzen zuzusehen. Soooooo langweilig. Soooooo absehbar. Soooooo öde.

Nur ganz am Schluss, als irgendwie alle rumbrüllen, wird es mal ganz kurz dramatisch, und es weht ein Hauch von Mitleid herein. Auf einmal fragt man sich, ob nicht auch vermeintlich Prominente irgendeine Form von Schutz brauchen vor dieser Dreibuchstabenbande namens RTL.

Und dann sitzt kurz vor dem Ende der ersten Folge Hubert Kah da. "Wir machen uns doch nicht zum Affen vorm Fernsehen", sagt er allen Ernstes. Darauf kann es natürlich nur eine passende Replik geben: Doch!

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