Pink Weekend auf Arte:Über den Regenbogen

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Der Film Rock Hudson - Schöner fremder Mann läuft am Sonntagabend auf Arte. (Foto: © Photofest)

Vor 45 Jahren begann in New York die entscheidende Phase im Kampf sexueller Minderheiten. Arte widmet der Geschichte der Homosexuellenbewegung ein ganzes Wochenende.

Von Fritz Göttler

Es sind verwaschene Aufnahmen, aus der Ferne, aber natürlich waren die Paparazzi da, als die Air France Boeing 747, Ende Juli 1985, auf dem Flugplatz von Los Angeles landete. Sie war gechartert worden für den todkranken Rock Hudson, der von Paris zurückgeflogen wurde und per Hubschrauber zum Krankenhaus der UCLA weitertransportiert wurde. Am 2. Oktober ist er dann an Aids gestorben, und durch seinen Tod hat die erschreckende, bis dahin in Zwischenwelten und Subkulturen verdrängte Krankheit ein Gesicht bekommen. Die Krankheit hat Rock Hudson zwangsweise geoutet, und das Nachdenken über homosexuelle Existenz, ihre Formen, Probleme, Traumata hat eine neue Breite, eine schmerzliche Offenheit erhalten.

Die Flughafenszene ist einer der mysteriösen, bewegenden Momente in dem Rock-Hudson-Porträt Schöner fremder Mann von Andrew Davies und André Schäfer, das an diesem "Pink Weekend" auf Arte zu sehen ist, zusammen mit jeder Menge anderer Filme aus dem Umkreis der Homo-Thematik. Anlass dafür bietet ein Ereignis vor 45 Jahren, als im Stonewall Inn in New York vorwiegend homosexuelle Barbesucher sich gegen die Schikanen von Polizisten zur Wehr setzten - hier begann die entschiedene Phase im Kampf sexueller Minderheiten um ihre Rechte und ihr Selbstverständnis.

Zum Versteckspiel gezwungen

Selten waren Politik und Showbusiness so stark ineinander verschränkt wie hier, im Kino oder im Showbusiness allgemein - ein weiterer Film, von Birgit Herdlitschke, Somewhere Over the Rainbow, erzählt von der "schwulen Bewegung und ihren Hymnen" - wie in Pop- und Rockmusik Anderssein sich artikulierte, spontan und kultisch, angefangen mit der Schwulen-Ikone Judy Garland, die in ihrem Erfolgsfilm The Wizard of Oz das Rainbow-Lied sang. Der Film bewegt sich zwischen dem Nachtleben von New York - Warhol, Lou Reed, das Studio 54 - und den Tagträumen von Hollywood, mit kleinen Schlenkern nach Berlin, zu Marlene und David Bowie, er strotzt vor gewagten, absurden, tragikomischen Episoden, die auch die Zeitzeugen von damals nicht wirklich in den Griff kriegen - mit einem immer noch verständnislosen Blick erzählt Giorgio Moroder, wie sein Studio ihn in seiner Glanzzeit gern als Schwulen zu verkaufen versuchte.

In den Shows und in den Filmen war, was die Gesellschaft so strikt verbot, an der Tagesordnung, sie lebten von Transgression, Perversion, Identitätswechsel. Hollywood war ein Zwischenreich, wo die Menschen im und vom Schein lebten - und ihre Scheinhaftigkeit selbst zum Thema machten. Das Studio Universal zwang Rock Hudson zum Versteckspiel, verkaufte ihn in den Fünfzigern als virilen jungen Star, aber wer die Filme von Douglas Sirk oder Raoul Walsh sah, wusste, wie verletzlich er war. In Interviews sieht man Rock mit einem traurigen, geheimnisvollen Lächeln. Er wirkt glücklich.

Pink Weekend , Arte, Samstag und Sonntag; weitere Informationen finden Sie hier.

© SZ vom 04.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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