NSA-Überwachung:Enthüllungsjournalist Greenwald verlässt den "Guardian"

Journalist Greenwald verlässt Guardian

NSA-Überwachung: Glenn Greenwald ist der wichtigste Medienkontakt von Edward Snowden. Nun verlässt Reporter Greenwald den "Guardian". Sein neuer Finanzier könnte Ebay-Gründer Pierre Omidyar sein. Bild: Glenn Greenwald im Juni in Hongkong.

Er ist der wichtigste Medienkontakt von Whistleblower Edward Snowden: Nun verlässt Glenn Greenwald die britische Zeitung "Guardian". Er wird demnach bald für eine neue Medienorganisation aktiv sein. Das Geld dafür könnte vom schwerreichen Ebay-Gründer kommen.

Der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald, der federführend über die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden berichtete, verlässt die britische Zeitung Guardian. Er habe ein "journalistisches Traumangebot" bekommen, teilte Greenwald am späten Dienstag mit. Es gehe um ein gut finanziertes neues Unternehmen, erklärte er gegenüber dem Online-Dienst Buzzfeed.

Auch auf seinem Blog bestätigte Greenwald die Pläne. "Die Entscheidung zu gehen war nicht leicht, aber mir wurde ein traumhaftes journalistisches Angebot gemacht, das es nur einmal in der Karriere gibt und das kein Journalist ablehnen könnte."

Gegenüber Buzzfeed nannte Greenwald einige Details. "Neben dem Schreiben besteht meine Rolle darin, eine komplette Redaktion aufzubauen und Autoren einzustellen, die mein journalistisches Ethos teilen, speziell im politischen Journalismus", sagte Greenwald. Demnach will er weiter im brasilianischen Rio de Janeiro leben. Hauptsitze des neuen Medienangebots würden New York City, Washington D.C. und San Francisco.

Das Nachrichtenmedium werde ein breites Angebot haben - "Sport, Unterhaltung, Features. Ich bin für das ganze Projekt verantwortlich, konzentriere mich aber auf den politischen Journalismus. Da die Nachricht von seinem Jobwechsel früher als geplant an die Öffentlichkeit gedrungen ist, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mehr Details nennen, so Greenwald weiter.

Ebay-Gründer als Finanzier gehandelt

Den Geldgeber nennt er bisher nicht. Buzzfeed verwies aber darauf, dass der Milliardär Pierre Omidiyar in den vergangenen Monaten ein lebhaftes Interesse an Greenwald gezeigt habe. Der Mitgründer der Handelsplattform Ebay, der sich inzwischen nach Hawaii zurückgezogen hat, verwies auf Twitter wiederholt auf Greenwalds Enthüllungsgeschichten und nahm ihn auch gegen Kritik in Schutz. Omidiyar finanziert bereits ein lokales Journalismus-Projekt auf Hawaii. Und er hätte auch genügend Geld für ein neues Medienunternehmen: Sein Vermögen wird auf mehr als acht Milliarden Dollar geschätzt.

Der Guardian würdigte Greenwald in einer Mitteilung als "bemerkenswerten Journalisten", mit dem es eine "fantastische Zusammenarbeit" gegeben habe. Die Zeitung selbst sei "natürlich enttäuscht von Glenns Entscheidung", könne aber "die Anziehungskraft des neuen Angebots für ihn nachvollziehen", sagte eine Sprecherin. Greenwald äußerte sich seinerseits "unglaublich stolz auf das, was wir erreicht haben".

Edward Snowden, der tausende geheime Unterlagen des US-Geheimdiensts NSA der Öffentlichkeit zugänglich machen will, hatte sich Greenwald als journalistischen Partner ausgesucht, weil er dessen frühere Arbeit kannte. Er gab dem Reporter und der Filmemacherin Laura Poitras ein langes Interview in Hongkong, das Anfang Juni den Skandal um die großflächige Internet-Überwachung durch amerikanische und britische Geheimdienste ins Rollen brachte.

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