Layout-Reform der SZ:Was sich ändert - und was bleibt

Die neue Gestaltung ist Ergebnis eines langen Denk- und Experimentierprozesses. Wenn vieles zunächst gar nicht auffällt und manches gewohnt erscheint, entspricht das einem unserer wichtigen Ziele.

Carsten Matthäus

Fragt man zehn SZ-Leser, wie die Zeitung aussehen sollte, erhält man mehr als zehn Meinungen. Wir haben gut 1200 Leser befragt, einzeln und in Gruppen. Dabei wurde deutlich, dass die SZ auch gestalterisch eine sehr starke Marke ist: Vielen gefällt sie so, wie sie ist - was manche vermeintlich hübsche Änderung überflüssig macht.

Vieles wird, vieles muss erhalten werden, weil es zur Süddeutschen Zeitung gehört wie die Nase zum Gesicht. Das sind die sechs Textspalten auf der Seite und die Linien zwischen den Spalten. Das sind der Blocksatz und die auf Mitte gesetzten Überschriften. Das ist auch die seltsam erscheinende Variation der Rubriken, also der Überschriften. So wird auf der Titelseite und in den nachrichtlichen Teilen eine Überschrift ohne Serifen verwendet - ohne die kleinen Füßchen und Häkchen an den Buchstabenenden. Die Überschriften im Feuilleton haben dagegen Serifen. Wir haben mit einheitlichen Überschriften experimentiert, aber das sah nicht nach SZ aus.

Noch weniger möglich ist es, an der Grundstruktur der Süddeutschen Zeitung zu rütteln. Die Titelseite mit dem Streiflicht links oben, dem Inhaltskasten links unten, dem Seite-1-Kasten unter dem Aufmacher, die Seite 2 mit dem Thema des Tages, die Seite Drei, die Meinungsseite, die Abfolge der Hauptbücher Politik, Feuilleton und Sport - das alles ist im besten Sinne gewohnt und soll auch so bleiben.

Wir haben auch nicht am Format der Zeitung, an den Zeilenabständen gedreht oder die Textmengen verändert. Das mag dem einen oder anderen Leser vielleicht anders vorkommen, da wir auf manchen Seiten weniger und dafür etwas größere Bilder verwenden. Und damit sind wir bei den Änderungen, die sich eigentlich alle mit dem schönen Wort "Klarheit" überschreiben lassen.

Das Schriftbild ist durch die neue Typografie klarer und sauberer geworden. Damit verbessert sich die Lesbarkeit - was uns die überwiegende Mehrheit der Testleser bestätigt hat.

Das Layout der Seiten ist klarer geworden, weil jede Seite einem einfachen Prinzip folgt. Ein Text (wie der, den Sie gerade lesen) rückt optisch ins Zentrum der Seite, weil seine Überschrift - im Unterschied zu den anderen Texten auf der Seite - zwei Unterzeilen statt einer Unterzeile hat. Dieses Aufmacherprinzip gibt den Seiten eine bessere Struktur und setzt durch das Mehr an Weißraum auch optische Akzente.

Gleiches gilt für die Zwischentitel, die nun linksbündig und ohne horizontale Trennlinien gesetzt werden. Sie schaffen automatisch etwas mehr Luft im Artikel, ohne dass wir etwas an der Textlänge ändern mussten. Auch die Meldungsspalten im Flattersatz erfüllen den Zweck, die inhaltsschweren Zeitungsseiten optisch etwas aufzulockern. Eine Testleserin bemerkte positiv, die neu gestaltete SZ sei nun "besser faltbar". Wir überlassen es jedem einzelnen Leser zu beurteilen, ob dies der Fall ist und ob dies bei der Lektüre hilft.

Mehr Übersicht, klare Strukturen

Mit der neu gestalteten SZ sagen wir den Leserinnen und Lesern nun auch deutlicher, was was und wer wer ist. Das beginnt mit den Autorenzeilen. Weil viele Leser "ihre" SZ-Autoren kennen und über die Jahre schätzen gelernt haben, werden die Namen nun über die gesamte Zeitung hinweg in einheitlicher Form geschrieben. Kürzel werden wir nur noch sehr selten und nur noch bei einspaltigen Texten verwendet. Kommentare laufen nun grundsätzlich unter dem vollen Autorennamen und werden über die gesamte Zeitung einheitlich ausgezeichnet. Man erkennt sie an der grünen Themenzeile, die dem Leser auch schneller klarmacht, worum es in dem Kommentar geht. Aufgeräumt haben wir auch bei allen anderen wiederkehrenden Elementen wie Informationskästen, Rubrik- und Kolumnentiteln.

Wer Systematik schätzt, kann sich freuen. Die Seitenzahlen werden in den Inhaltskästen und auf den Seiten größer und deutlicher, sodass man sich leichter in der Zeitung zurechtfinden kann. Die Köpfe von Sonderseiten haben alle einen einheitlichen Schriftschnitt, wie man in dieser Ausgabe am Mobilen Leben (Seiten 33 bis 36) sehen kann. Alle Beilagen werden besser als Teil einer Familie erkennbar sein.

Unmissverständlich war das Votum der Leser bei Fragen zur Blattstruktur. Die "Außenansicht" auf eine andere Seite zu stellen, fanden die meisten nicht gut. Viele Leser wünschten sich die "Wissen"-Seite täglich, daher erscheint sie in Zukunft sechs- statt bisher fünfmal die Woche, wie bisher immer am Ende des Feuilleton-Buches. Vor dem "Wissen" werden wir an fünf Erscheinungstagen die neu gestaltete Seite "Forum & Leserbriefe" platzieren. Damit erhält diese wichtige Seite, die bisher durchs Blatt gewandert ist, ihren festen Platz. Ebenfalls aus Gründen der besseren Systematik steht die "Medien"-Seite nun immer direkt vor dem täglichen Fernseh- und Hörfunk-Programm. Langjährige Leser werden sich erinnern, dass dies früher schon einmal so war.

Gemeinsam mit der Reform des Layouts haben wir auch die Regionalausgaben etwas verändert. Sie sind nun in ihrer Gestaltung dem Hauptblatt deutlich ähnlicher und in sich klarer gegliedert. Das erste Buch beginnt überall mit den wichtigsten Themen aus München und der Region, im zweiten Buch geht es um den jeweiligen Landkreis oder das Stadtviertel, das dritte Buch behandelt die Themen aus Bayern.

Nicht nur durch die Befragungen wissen wir, wie wichtig die Meinungen unserer Leser sind - so unterschiedlich sie sein mögen. Schreiben Sie uns deshalb, wenn Sie Anmerkungen haben. Die E-Mail-Adresse dafür ist: gestaltung@sueddeutsche.de. Sie können uns natürlich auch Briefe per Post schicken, umgezogen sind wir diesmal nicht. Oder Sie besuchen uns im SZ-Hochhaus. Dort haben wir eine Ausstellung vorbereitet, die nicht nur die SZ im Wandel der Zeiten zeigt, sondern bei der man auch die neue Gestaltung mit der bisherigen vergleichen kann. Unsere Adresse finden Sie - wie gewohnt - auf der Titelseite links unten.

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