Kunst-Doku:Aufgemischte Meister

Kunst-Doku: Wenn Sie mir bitte folgen würden: US-Mezzosopranistin Joyce DiDonato führt die Zuschauer durch den Prado.

Wenn Sie mir bitte folgen würden: US-Mezzosopranistin Joyce DiDonato führt die Zuschauer durch den Prado.

(Foto: Konrad Waldmann)

Eine Doku-Reihe führt bei Arte durch weltberühmte Museen, über die Schwelle helfen Promis wie Vivienne Westwood, Marina Abramovic oder Jonathan Meese. Müssen Museen zugänglicher werden? Dazu hat man als Zuschauer am Ende eine ganz klare Haltung.

Von Catrin Lorch

Der Soundtrack ist pure Science-Fiction, sphärisch hell und wummernd zugleich. Eigenartig: Er hat in den Obertönen etwas Getragenes, das an die Titelmelodie der Serie The Crown erinnert. Dazu passt, dass die Zuschauer in einem staubigen Dachboden empfangen werden, in dem sich ein Nerd mit Videoscreens und einer blaublitzenden Glaskugel die Schaltzentrale eines kunsthistorischen Imperiums eingerichtet hat. Er heißt Matt Lodders und ist ein Kunsthistoriker aus Essex. "Museen können abschreckend wirken", sagt er, aber dass man seine Scheu überwinden sollte, um sie mit "offenem Herzen" zu betreten.

Die auf acht Teile - vier an den nächsten Sonntagen, vier im Frühjahr 2019 - angelegte Serie The Art of Museums macht vor, wie das geht. Über die Schwelle helfen Prominente vom Kaliber der Modemacherin Vivienne Westwood oder der Opernsängerin Joyce DiDonato, die der Kamera voraneilen, in den Prado oder das Kunsthistorische Institut. Damit das nicht zu langweilig wird, fährt Matt Lodders auf seinen Videoscreens die Schalthebel hoch und blendet noch mehr Prominente ein: Jonathan Meese, der sagt, er würde gern in das Wiener Museum einziehen und Marina Abramovic, die kundig auf die Ruhe auf Vermeers Gemälden hinweist.

Irre: Ein Gesprächspartner nennt Hieronymus Bosch "sexy, aufregend, verrückt und seltsam"

Es ist offensichtlich: Die Macher der Serie wissen, Kunst ist wichtig und teuer und richtig schlau. Aber sie haben auch erfahren müssen, dass Museen ganz schön langweilige Orte sein können. Diesem Gedanken treten sie offensiv entgegen, nicht nur in Gestalt des Kunsthistorikers, unter dessen Tuchweste und gebügeltem Hemd ziemlich bunte Tätowierungen hervorgucken. Sondern mit den Mitteln der Videotechnik. Sound und Bilder mischen die alten Meister so richtig auf. Die Kamera benimmt sich dabei wie eine Schulklasse, die vor Rembrandts Nachtwache unruhig wird und fliegt und kreiselt; alles dreht sich vor allem um die dauerplappernden Stars, die total irre Dinger entdecken. "Die Geschichte Spaniens ist eine komplexe und wirre Angelegenheit", sagt einer. Ein anderer, dass der Garten der Lüste von Hieronymus Bosch auch nach Jahrhunderten "immer noch sexy, aufregend, verrückt und seltsam" sei. Und dann noch das: "Ich habe Menschen im Prado weinen sehen."

Müssen Museen zugänglicher werden? Man wünscht sich, dass Begriffe wie "niedrigschwellig" sofort aus der Diskussion verschwinden. Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die Kunst - sie brauchen keine Vermittler wie Lodders. Im Gegenteil: Man hätte dem spanischen Prado oder dem Amsterdamer Rijksmuseum, die von der Filmcrew heimgesucht wurden, richtig harte Türsteher gewünscht.

The Art of Museums, Arte, Sonntag, 15.35 Uhr.

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