Gruß aus der Küche:Ganz der Frank

Kurz vor seinem ersten Gerichtstermin wegen Missbrauchsvorwürfen veröffentlicht Schauspieler Kevin Spacey eine seltsame Weihnachtsbotschaft.

Von Willi Winkler

Die Schürze, die er für eine undefinierte Küchenarbeit umgebunden hat, verweiblicht ihn sogar noch, feiertagsrund und kerngesund sieht er aus, scheint die reine Buttercremegüte auszustrahlen: der Schauspieler Kevin Spacey hat über Weihnachten ein Video versendet, das ihn trotzdem in seinem ganzen satanischen Glanz als Frank Underwood zeigt. Der amerikanische Präsident, den er in der Netflix-Serie House of Cards spielte, ist allerdings seit dem Herbst 2017 mausetot, als Spacey gleich von mehreren Opfern als Sex-Täter bezichtigt und deshalb fast über Nacht aus der Serie herausgeschrieben wurde. Am 7. Januar erwartet ihn wegen dieser Vorwürfe der erste Gerichtstermin, doch in seinem Video, beziehungsreich "Let me be Frank" ("Lassen Sie uns offen reden" beziehungsweise "Ich will euer Frank bleiben") betitelt, zeigt er keine Reue, ist er ganz der alte Underwood, der sich mit übelsten Intrigen und dem einen oder anderen Mord ins Weiße Haus hochgearbeitet hat. Vor Gericht wird ihm das nicht helfen.

Doch Spaceys Ehrgeiz, wieder eine Rolle zu spielen, wieder als Shakespeare'scher Bösewicht brillieren zu dürfen, scheint ungebrochen. Demonstrativ wäscht er sich in dem dreiminütigen Clip zuerst die Hände (selbstverständlich in Unschuld), fixiert dann wie in House of Cards die Zuschauer und verspricht auch noch ein Comeback.

Das ist nach gegenwärtiger Lage sehr unwahrscheinlich, dafür wiegen die Vorwürfe gegen Kevin Spacey zu schwer, und anders als im Fernsehen droht ihm draußen die Strafverfolgung. Als Profi kann er jedoch darauf verweisen, dass man ihn gar nicht hat sterben sehen, dass eine Wiederauferstehung nicht ausgeschlossen ist. Noch schlimmer aber ist diese gleißnerische Stimme, mit der Spacey über fünf Staffeln seine Zuschauer zu Komplizen seines verbrecherischen Treibens in der Serie machte. Ihr wollt mich doch alle wiederhaben, scheint er zu sagen, und leider hat er auch noch recht.

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