Einigung im Streit um "Schwarzbuch WWF":Grünwaschanlage bleibt Grünwaschanlage

Der Streit um das "Schwarzbuch WWF" ist beendet. Mit einer Reihe von Detailänderungen geht der Verlag einer langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzung aus dem Weg. Die Grundaussage des Buches, dass der WWF für Umweltsünder-Unternehmen als "Grünwaschanlage" diene, bleibt davon unberührt.

Lars Langenau

Eine richtige Freundschaft wird das nicht mehr zwischen dem WWF und Wilfried Huismann. Der Autor des Schwarzbuch WWF, das Gütersloher Verlagshaus und die Umweltstiftung haben sich nach einem erbittert geführten Rechtsstreit zwar geeinigt, aber zu einer gemeinsamen Presseerklärung reichte es dann doch nicht. 20 Passagen des kritischen Buches über die weltweit agierende Organisation werden auf Wunsch der deutschen Sektion geändert.

Panda-Männchen Yang Guang in seinem Gehege im Zoo von Edinbourgh

Kaum ist der Streit um das "Schwarzbuch WWF" beigelegt, geht es mit dem Dokumentarfilm "Der Pakt mit dem Panda" weiter. Der Panda - hier das Männchen Yang Guang aus dem Zoo von Edinbourgh - ist das Wappentier der Naturschutzorganisation.

(Foto: REUTERS)

Bereits im Juni hatten Huismann und Verlagsjustiziar Rainer Dresen zugestimmt, dass eine WWF-Expertin in einer Zwischenauflage nicht mehr mit Namen zitiert, sondern nur noch "namenlose Biomasse-Referentin" genannt wird. Nachdem bereits 25.000 Exemplare des Buches verkauft wurden, geht es nun mit Änderungen in die 3. Auflage. Die vorhandenen Bücher dürfen vom Handel ohne zeitliche Beschränkung weiter verkauft werden.

Laut Dresen habe man sich im Gegensatz zum WWF in einer kommoden rechtlichen Situation befunden und den Streit auch durch die Instanzen führen können. "Da aber die Kernaussagen des Autors nicht angreifbar waren und nicht angegriffen wurden, konnten wir in Nebenaspekten nachgeben." Dies sei auch erfolgt, um den enormen Aufwand der Auseinandersetzung mit dem WWF nicht völlig außer Kontrolle geraten zu lassen. "Im Gegensatz zum WWF ist das Gütersloher Verlagshaus ja kein gemeinnütziges Unternehmen, sondern muss sehr genau auf die Kosten achten, die mit einem Rechtsstreit dieses Ausmaßes verbunden sind", sagt Dresen sarkastisch.

Als "Meinungsäußerungen hinnehmen"

Autor Huismann äußerte sich auf SZ-Anfrage "heilfroh, dass der zermürbende Krieg des WWF gegen mich nun beendet ist." Die Einigung sei ein "zähes Ringen" gewesen. Doch es handele sich bei den zu ändernden Textstellen eben nur um Detailformulierungen: "Der Grundvorwurf, dass der WWF einigen der größten Umweltzerstörern der Erde als Grünwaschanlage dient, bleibt erhalten."

Huismann kritisiert in seinem Buch die Nähe des WWF zu Firmen wie dem Gentechnikriesen Monsanto, Cargill und BP, die koloniale Vergangenheit des Verbandes, Intransparenz sowie die Beteiligung an ökologisch umstrittenen Projekten. Der WWF Deutschland weist die Vorwürfe auch nach der Einigung noch zurück, teilt aber mit, die "Polemik und Übertreibungen" des Autors als "Meinungsäußerungen hinnehmen" zu wollen.

Nun mag diese Auseinandersetzung vorüber sein, doch Huismann ist in erster Linie Filmemacher. Das Schwarzbuch WWF basiert auf seinem Film Der Pakt mit dem Panda - und auch gegen die Dokumentation zog die Stiftung vor Gericht. Vier Aussagen des Films sind seit dem 16. April durch eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln gesperrt. Der WDR als produzierender Sender verlangt eine Aufhebung der Verfügung. Der Film solle gerade jetzt wieder gesendet werden, da durch Streit um das Buch eine erhöhte Aufmerksamkeit entstanden sei, heißt es vom Sender.

Außerdem würden momentan die Dokumentationen für die wichtigen Filmfestivals eingereicht und es sei üblich, solche beachteten Produktionen auch international zu vermarkten. Die Verantwortlichen im Sender sind davon überzeugt, dass die Einschränkungen wieder kassiert werden. Der Streit ist also noch nicht vorbei: Am 1. August treffen sich Huismann und der WWF erneut in Köln vor Gericht.

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