"Dschungelcamp" mit Daniel Hartwich:Moderations-Maschine

Dschungelcamp, RTL, Daniel Hartwich, Sonja Zietlow

"Jetzt darf er zeigen, ob er auch noch mit Schlafmangel, Nachtarbeit und mir klar kommt": Daniel Hartwich an der Seite von Co-Moderatorin Sonja Zietlow. 

(Foto: Oliver Berg/dpa)

"Sympathisch", "lustig", "spontan": So wird RTL-Moderator Daniel Hartwich beschrieben. Bisher avancierte eher seine Hornbrille denn sein Moderationsstil zum Markenzeichen des 34-Jährigen. Nach Dirk Bachs Tod steht er nun am Dschungel-Mikrofon - und wird beweisen müssen, dass er mehr kann, als Bachs Erfolgsmasche zu imitieren.

Von Vanessa Steinmetz

Markus Lanz kann wohl annähernd nachvollziehen, wie sich Daniel Hartwich an diesem Freitagabend gefühlt haben muss, als er zum ersten Mal an der Seite von Sonja Zietlow das RTL-Dschungelcamp moderierte. Diesmal stand er nicht als "Außenreporter" einer Spezialsendung auf der schwankenden Hängebrücke im australischen Dschungel, sondern als Teil eines Erfolgsduos, das nach dem Tod von Dirk Bach nicht mehr aus der Dschungel-Domina und ihrem lustigen Kollegen besteht, sondern aus Zietlow und Hartwich eben, dem Newcomer.

Ebenso wie Lanz übernimmt Hartwich ein Erfolgsformat, das vor allem von seinem früheren Moderator gelebt hat. Ohne den quirligen Dirk Bach im geschmacksfreien Neon-Outfit und ständigen Sticheleien gegen die Kandidaten (Kostprobe: "Brigitte Nielsen sieht langsam aus wie der späte Rolf Eden") schien bislang das C-Promi-Bootcamp kaum denkbar.

Zwar sind die Umstände kaum vergleichbar; Thomas Gottschalk hatte nach dem Unfall von Samuel Koch entschieden, die Sendung zu verlassen. Dirk Bachs plötzlicher Tod im Oktober vergangenen Jahres hinterließ eine weniger erwartbare Lücke. Seinen Ausfall beim Dschungelcamp soll nun also ein unrasierter Klassenclown mit Nerd-Brille übernehmen. Aber genauso wie Lanz musste der sich - noch bevor die erste Folge lief - die ständige Frage gefallen lassen: Kann der das überhaupt?

Bisher ist Hartwich vor allem als Moderations-Maschine von RTL aufgefallen. Was man besonders häufig im Zusammenhang mit ihm liest, ist das eher wenig schmeichelhafte Wort "wegmoderieren". Er moderiert demnach nicht nur, füllt also galant die Zeit zwischen zwei Einspielern oder findet im Idealfall geistreiche Überleitungen. Nein, Hartwich moderiert "weg" und zwar - so scheint es zumindest - so ziemlich alles, was ihm sein Haus- und Hofsender RTL vorsetzt. Von "Das Supertalent" über "Let's Dance" bis "101 Wege aus der härtesten Show der Welt": Da fühlt sich der Zuschauer bisweilen an das täglich grüßende Murmeltier erinnert.

"Ich kann alles ein bisschen - und nichts so richtig"

Das hat auf den ersten Blick den Charme einer industriellen Unterhaltungsfabrik. In der Tat ist bisher eher seine markante Brille als sein unverwechselbarer Moderationsstil zu seinem Markenzeichen geworden. "Sympathisch", "lustig" und "spontan" sind Attribute, die ihm zugeschrieben werden - die aber genauso zu einen durchschnittlichen Germanistik-Studenten passen könnten. Auf seine speziellen Talente angesprochen, sagte Hartwich im Interview mit der Welt: "Ich kann alles ein bisschen. Und nichts so richtig."

Von einem weiteren Markenzeichen hat er sich in den vergangenen Monaten verabschiedet: Aus dem einstigen Moppelchen ist ein schlanker Kumpeltyp geworden. Schon als Kind war Hartwich, der später Politikwissenschaft studierte, übergewichtig und entwickelte sich zum Klassenkasper - eine Rolle, die er bis heute spielt. So ließ er sich vor laufender Kamera bereits den Po und Steißbein enthaaren, um das Dekolletée von Barbara Schöneberger zu imitieren.

Einzigartiges Schuhwerk

Vielleicht ist er wegen Aktionen wie dieser, die ihn 2008 ins SZ-Magazin brachte, zur "Allzweckwaffe" (noch so ein zweifelhaft schmeichelhaftes Wort) seines Haussenders avanciert. Diese Zuneigung besteht offenbar auf beiden Seiten. So revanchiert sich Hartwich für die ständigen Engagements mit öffentlichen Loyalitätsbekundungen, wie etwa in einem Interview mit dem Branchendienst DWDL, indem er vor allem die Verlässlichkeit von RTL preist.

In der Tat hält der Sender trotz einiger Flops an ihm fest. Glatt lief es für Hartwich, der seine Karriere als Radiomoderator begann und bis heute von dem Medium schwärmt, nicht immer. 2008 startete der bis dato noch unbekannte Frankfurter seine erste eigene Late-Night-Show "Achtung! Hartwich" bei RTL. Dafür lief Hartwich zwar nackt durch die Kölner Fußgängerzone, wurde prompt als neue Late-Night-Hoffnung bezeichnet und für den Deutschen Comedypreis nominiert. Die Show floppte trotzdem. "Es sah nach der dritten Sendung tatsächlich quotenmäßig nicht gut aus, da bestand zwischendurch auch die Gefahr, abgesetzt zu werden. Dann wäre ich geknickt gewesen", sagte er dem Online-Magazin Back View. Letztlich seien aber 14 Episoden gelaufen. Ein schwacher Trost.

Nichtsdestotrotz folgte wenige Monate später das Engagement als Co-Moderator von "Das Supertalent" an der Seite von Marco Schreyl. Danach kamen weitere Moderationsjobs, 2009 etwa präsentierte der Frankfurter fünf Spezialausgaben von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" und später Formate wie "Total Blackout - Stars im Dunkeln". Seine Comedy-Gameshow "H wie Hartwich" fand 2011 wenig Beachtung.

Nun gibt ihm RTL abermals die Gelegenheit, sich zu beweisen. Dem Vergleich mit Dirk Bach wird er wohl nicht standhalten können, was aber eher am Talent des verstorbenen Paradiesvogels liegen dürfte als an mangelnder Eignung Hartwichs. Er täte zumindest gut daran, seinen eigenen Ratschlag zu befolgen: Bachs Schuhe seien nicht nur wahnsinnig groß, sondern auch vollkommen einzigartig, sagte er der Bild-Zeitung. "Ich werde wohl meine eigenen mitbringen müssen."

Erste Kommentare lassen allerdings befürchten, dass der Neue im Dschungel einfach in die gleiche Kerbe schlagen wird. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel ätzte er zumindest schon einmal in Richtung "Katzen-Mama" Iris Klein. Angesprochen auf etwaigen Kakerlaken-Kontakt, sagte Hartwich: "Die sind ja angeblich die einzigen Lebewesen, die eine Atomkatastrophe überleben würden. Insofern wird denen auch Mutter Katzenberger nix anhaben können."

Neben dem unausweichlichen Bach-Vergleich erwartet den Moderator bei seiner Premiere noch eine weitere Herausforderung: Er muss im RTL-Straflager auch neben seiner Co-Moderatorin Zietlow bestehen. Auf den ersten Werbe-Bildern ist noch ein etwas unsicher dreinblickender Hartwich neben einer unlängst präsenteren Blondine mit aufgerissenen Augen zu sehen. Ihr Kommentar zum neuen Kollegen fiel zudem nicht wirklich herzlich aus; der Moderator habe schon gezeigt, dass er "dschungeltauglich, baumhausgeeignet und hängebrückenfest" sei. "Jetzt darf er zeigen, ob er auch noch mit Schlafmangel, Nachtarbeit und mir klar kommt."

Was sonst noch von Hartwich im australischen Dschungel zu erwarten ist? Vor allem körperliche Ausdünstungen. Er werde das zeigen, was er am besten könne, verriet er dem Spiegel: schwitzen. Somit wäre dem Dschungelcamp zumindest ein weiterer Ekel-Faktor beigemischt, und davon lebt die Show ja bekanntlich.

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