"Der Prediger" in der ARD:Mit Haltungsnote

Lars Eidinger in "Der Prediger"

Schauspieler Lars Eidinger in "Der Prediger".

(Foto: BR / Marco Nagel)

Lars Eidinger und Devid Striesow begeben sich im ARD-Film "Der Prediger" auf die Suche nach dem Glauben. Der BR zeigt damit mal wieder, welche sinnvollen Dinge man mit dem Rundfunkbeitrag anstellen kann, wenn man nicht nur auf die Marktanteile schielt.

Von Katharina Riehl

Ein besonders schöner Satz fällt in diesem Film gleich nach ein paar Minuten, als Bischof Blum gemeinsam mit seinem Referenten auf dem Rücksitz seines Wagens sitzt und die Lage diskutiert, und die Lage ist kompliziert. Jan-Josef Geissler, ein verurteilter Mörder, will in Haft Theologie studieren und nach seiner Entlassung Pfarrer werden. Die Kirche muss über die Bitte entscheiden, und der Bischof sagt etwas, das immer wahr ist und doch wunderschön den Zynismus jeder öffentlichen Kommunikation widerspiegelt. Er sagt, als Arbeitsauftrag an seinen Referenten: "Wir brauchen eine Haltung."

Den Mörder Jan-Josef Geissler spielt Lars Eidinger, den Referenten auf Haltungssuche spielt Devid Striesow. Er soll herausfinden, ob Geisslers Glaube echt ist. Ende der Neunziger waren Striesow und Eidinger in einer Klasse an der Schauspielschule, heute sind sie so ziemlich die begehrtesten deutschen Schauspieler ihrer Generation. So richtig viel falsch machen kann man also nicht mit einem Film, der die beiden über weite Strecken in einen kargen Raum zusammensperrt.

Der Prediger beruht auf einem wahren Fall und erzählt von der Suche nach einer Haltung für ein moralisches Problem, von weltlicher und religiöser Sühne und Vergebung. Das ist ungewöhnlich abstrakt und meist klug erzählt, auch wenn Devid Striesows Figur mit einer im Grunde überflüssigen Liebesgeschichte und quasi-romantischen Naturerlebnissen etwas zu offensichtlich nach sich selbst suchen muss.

"Nicht unter Quotengesichtspunkten"

Der Prediger (Buch und Regie: Thomas Berger) ist ein Film des Bayerischen Rundfunks, eine jener Produktionen, die jeder Sender neben seinen Tatorten und Serien ins Programm der ARD einbringt. Vom BR kommt 2014 noch ein Film über die Spiegel-Affäre, einer über die Arbeit der Jugendrichterin Kirsten Heisig und die Geschichte des jüdischen FC Bayern-Präsidenten Kurt Landauer. Starke politische Themen. Nicht alles wird vermutlich ein Quotenhit.

Seit 2011 ist Bettina Ricklefs beim BR Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, wie das auf Öffentlich-Rechtlich so schön heißt. Schon zuvor hatte sie dort als Fernsehfilmchefin mit Produktionen wie dem Krebsfilm Marias letzte Reise, dem Kino-Knastdrama Vier Minuten und dem Krimi In aller Stille gezeigt, dass man mit Rundfunkgebühren sinnvolle Dinge anstellen kann, wenn man nicht immer nur auf die Marktanteile schielt. Marias letzte Reise mit Monica Bleibtreu, preisgekrönt, großartig und bis heute x-mal wiederholt, hatte bei der ersten Ausstrahlung eine vergleichsweise miese Quote.

"Dass wir dieses Jahr den Schwerpunkt auf historische und gesellschaftspolitische Themen setzen, ist gewollt", sagt Ricklefs. Der politische Film sei zuletzt wenig präsent gewesen. Und: Solche Stoffe entstünden beim BR "nicht unter Quotengesichtspunkten". Für solche Sätze gibt es Haltungsnoten.

Der Prediger, ARD, 20.15 Uhr.

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