Deutscher Comedypreis 2012:Bülent Ceylan ist bester Live-Act

Mario Barth ist vom Thron geschubst, Bülent Ceylan nimmt Platz. Geehrt wird beim Deutschen Comedypreis erstmals David Werker, er wird als "Frischfleisch" angekündigt - die meisten Gesichter bei der diesjährigen Preisverleihung sind jedoch altbekannt.

Es ist eine schwache Attacke auf die Lachmuskeln. Die Verleihung des Deutschen Comedypreises hat in diesem Jahr wenig Witz und Würze. Aber es gibt etwas frischen Wind. Die wichtigste Neuigkeit: Mario Barth ist nach sieben Jahren als erfolgreichster Live-Act vom Thron geschubst - und Bülent Ceylan nimmt Platz.

"Ich habe den Mario-Barth-Preis gewonnen", jubelt der 36-Jährige bei der von RTL übertragenen Gala aus dem Kölner Coloneum. Auszeichnungen gibt es in 15 Kategorien. Bjarne Mädel - zum besten Schauspieler gekürt - oder Olaf Schubert mit dem besten TV-Soloprogramm 2012 - gehören zu der kleineren Hälfte der Comedians, die ihrem Titel bei der Show gerecht werden.

Verleihung 'Der Deutsche Comedypreis 2012'

Den Preis in der Kategorie "Erfolgreichster Comedy Act" fest in der Hand: Der Komiker Bülent Ceylan beim Deutschen Comedypreis 2012 in Köln.

(Foto: dpa)

Schwach ist der Auftritt von Dieter Nuhr, der mit angestrengten Pointen durch die Show führt. Bettina Wulff hätte ihr Buch "Jenseits des Protokolls" doch auch "Mein Leben unter dem Bundespräsidenten" nennen können, meint Nuhr. Weitere Kostproben: "Flip Flops machen impotent". Oder: "In die Panflöte furzen" reiche aus, um ins Fernsehen zu kommen. Von dreieinhalb Stunden Aufzeichnung am Dienstag strahlt RTL am Freitagabend 150 Minuten aus.

Zu den Stars der Gala gehört Martina Hill, die laut Jury wieder beste Schauspielerin ist und zugleich mit "Knallerfrauen" eine Trophäe für die beste Sketchcomedy (Sat.1) einheimst. Auf der Bühne stammelt die Geehrte allerdings nur Unzusammenhängendes, dankt ihren "Formaten" und stellt schließlich treffend fest: "Ich kann nicht denken hier vorne." Eloquent präsentiert sich dagegen der zum besten Komiker ausgerufene Oliver Welke, dem mit der "heute-show" (ZDF) zugleich zum vierten Mal die beste Comedyshow gelingt.

Cindy aus Marzahn - diesmal in einer Rosa-Silber-Robe - holt sich seit 2009 nun schon zum vierten Mal die Auszeichnung als beste Komikerin ab. Viel mehr als "Ich habe aber wenigstens ein schönes Kleid heute an, oder?" gibt die Comedy-Queen allerdings nicht zum Besten. Neu in der Riege der Comedypreisträger ist David Werker, von Senior-Kollege Ingo Appelt als "Frischfleisch" angekündigt. Werker tourt mit der Show "Morgens 15.30 Uhr in Deutschland! - Aus dem Leben eines aufgeweckten Studenten" seit 2010 erfolgreich durchs Land.

Besonders viel Applaus zollt das Publikum der noch immer von einem Schlaganfall gezeichneten Gaby Köster. Sie bekommt den Ehrenpreis - überreicht von Atze Schröder. "Bitte erwarte jetzt keinen Heiratsantrag von mir", ruft sie ihrem Laudator zu. Kritik an ihrer langen Funkstille kommentiert die 50-Jährige so: "Im Koma kann selbst ich nicht reden." Ebenso viel Sympathie fliegt einem Menschen entgegen, der gar nicht da ist: Dem Anfang des Monats gestorbenen Dirk Bach.

Die noch immer gefragten "Dinosaurier" der Comedyszene, Bastian Pastewka und Anke Engelke, sind diesmal nicht unter den Preisträgern. Dennoch tummeln sich unter den Geehrten wie Laudatoren auch in diesem Jahr überwiegend altbekannte Gesichter. "Die deutsche Comedyszene leidet unter einem Nachwuchsproblem", weiß Expertin Karin Knop vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Uni München. "Aus der Vielzahl begabter Nachwuchscomedians schaffen es dann letztlich nur wenige in die Riege der Preisträger." Für die alljährliche Comedy-Gala wären neue Impulse aber wahrlich ein Segen.

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