Bundespresseamt:Teure Redezeit

Die Nachrichtenseite "Buzzfeed News" hinterfragt den Podcast von Bundeskanzlerin Angela Merkel "Die Kanzlerin direkt" - und landet bei ihrer Recherche auf Umwegen auch bei bekannten Namen, die Fragen aufwerfen.

Es ist kein Zufall, dass die Evisco AG, jene Firma, die elf Jahre lang den Podcast "Die Kanzlerin direkt" produziert hat, auch hinter FCBayern.tv steht, dem offiziellen Web-TV-Sender des Fußballbundesligisten. Über beide Medien können sich die Auftraggeber ihrer Zielgruppe direkt mitteilen, ohne auf kritische Fragen eingehen zu müssen. Laut Rechercheergebnissen von Buzzfeed News floss das Geld für den Merkel-Podcast von 2006 bis 2017 - mit Ausnahme des Jahres 2008 - an ein Unternehmen, das nach Auskunft des privaten Auskunftsdienstes Orbis zur Hälfte dem Politikberater Roland Berger gehörte und zu 40 Prozent Jürgen Andreas Hausmann, dem Schwiegersohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber (Stand: Ende 2016). Auf Anfrage von Buzzfeed ließ Berger ausrichten, er besitze keine Aktien der Evisco AG mehr. Wie groß seine Anteile waren und wann er diese abgestoßen hat, wollte er nicht beantworten. Das Bundespresseamt versicherte, in dieser Zeit keinerlei Beratungsaufträge an Berger oder mit ihm verbundene Unternehmen vergeben zu haben. Buzzfeed News hat zudem herausgefunden, dass der Merkel-Podcast, der als Video- und Audioversion verbreitet und seit diesem Jahr intern produziert wird, bislang vergleichsweise teuer war: In den Jahren 2006 bis 2017 hat das Bundespresseamt insgesamt mehr als eine Million Euro dafür ausgegeben, das ergibt im Schnitt Kosten von 750 Euro pro Minute. Zum Vergleich heißt es, das Programm des Deutschlandradios koste statistisch gesehen 470 Euro pro Minute, eine Sendeminute bei NDR Info lediglich 63 Euro.

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