Unterschätzt und verkannt wird die Geschichtensammlung 1001 Nacht, seit sie vor ziemlich genau 200 Jahren zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt worden ist. Übrigens nicht aus dem Arabischen, sondern aus dem Französischen – was auch der wesentliche Grund ist für ihren Ruf, angeblich Märchen für Kinder zu enthalten. Der französische Orientalist Antoine Galland hatte Anfang des 18. Jahrhunderts ein Manuskript, das einen Teil von 1001 Nacht umfasst, in seine Muttersprache übertragen und damit die europäische Rezeption der Sammlung in Gang gesetzt. Dabei hat er sich viele Freiheiten genommen – indem er, zeittypisch, erzählerische Spielräume der Texte überall dort rigide beschnitten hat, wo sie ihm nicht statthaft erschienen sind. Weshalb von der stilistischen Vielfalt, aber vor allem von der Erotik und expliziten Sexualität in 1001 Nacht kaum etwas erhalten geblieben ist in seiner Fassung, die nichtsdestotrotz die europäische Wahrnehmung der Geschichtensammlung als kindgerechte Märchen- und Abenteuerliteratur wesentlich geprägt hat. Und im Übrigen kurioserweise auch in den arabischen Raum rückgewirkt hat.
Hörspiel „1001 Nacht“Fantastisch und frivol
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Die Geschichten aus „1001 Nacht“ waren lange nur in stark verfälschten Fassungen bekannt. Ein Hörspiel-Podcast von Deutschlandfunk Kultur erzählt die ursprünglichen Geschichten.
Von Stefan Fischer

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