Zukunft:Schmeckt wie frisch gedruckt

Zukunft des Essens

Lebensmitteldrucker sollen Köchinnen und Köche in Zukunft unterstützen. Aber was können sie überhaupt? Illustration: Jan Kruse/Human Empire.

Können Computer kochen? Oder sind Laserschwerter besser? Wie bekommt man ein Foto in den Milchschaum eines Cappuccinos? Wer fürchtet sich vor Heuschrecken? Was ist ein 4-D-Keks? Über die Zukunft des Essens.

Von Birk Grüling

Sind Drucker die besseren Köche?

Einfach Zutaten und Dreisterne-Rezept eingeben und losdrucken? Na ja. Drucken bedeutet erst mal nicht kochen, sondern eher austeilen - aber sehr kunstvoll: Schicht für Schicht wird das Essen durch eine Düse aufgetragen. Nachteil 1: Die Zutaten müssen als Paste vorliegen. Schokolade und Kartoffelpüree gehen da gut, Sahne und Guacamole auch. Aber sonst? Nachteil 2: Es dauert. Ein Teller Kartoffelpüree als vielschichtiges Terrassenkunstwerk etwa sechs Minuten. Vorteil: Es werden ganz andere Gerichte möglich. Ein Cappuccino mit einem Foto im Schaum etwa.

Das Auge isst halt mit, oder?

Fans in der Druckerforschung sprechen vom 4-D-Druck. 3-D, das steht für "drei Dimensionen", Länge, Breite und Höhe. Also nicht nur ein flacher Batzen Keksteig, sondern aufwendige Blattstrukturen etwa, schichtweise aufgetragen, vielleicht personalisiert. Die vierte Dimension könnte hier die Zeit sein. Am Anfang schmeckt der Keks dann zum Beispiel ganz anders als gegen Ende, weil sich Mischung und Struktur im Keks ändern, je nachdem, wo man gerade isst.

Kann ein Laserschwert kochen?

Backofen oder Mikrowelle stellt man auf eine Temperatur ein. Basta. Laser hingegen können punktgenau kochen. Ein Stück Fleisch etwa innen anders als außen und das Gemüse auf dem Teller daneben ganz anders. Fans nennen es Kochen mit hoher Auflösung. Es ist aber derzeit vor allem eins: Zukunftsmusik.

Darf man Grillen grillen?

Jeder dritte Mensch weltweit isst Insekten. Sie zu züchten verbraucht viel weniger Futter, Wasser und Platz als zum Beispiel die Haltung von Kühen oder Schweinen. Weiteres Plus: Bei Insekten kann man fast alles essen, bei Rindern weniger als die Hälfte. In Deutschland sind bis jetzt Mehlwurm und Heuschrecke, Hausgrille und Buffalowurm als Lebensmittel zugelassen. Sie kommen als Sportlerriegel, Nudeln oder Insektenburger in den Supermarkt. Entotarier heißen Vegetarier, die aber Insekten essen.

Wie schmeckt glibberig?

In Asien werden Quallen schon seit Jahrhunderten gegessen - mit Sojasoße gewürzt im Salat etwa. Ganz schön glibberig, wie Litschi, bloß ohne Geschmack. Sie werden aber auch knusprig zu Chips gebacken. Quallen sind gesund und einfach zu züchten. Mehr als Sonne und Wasser brauchen die meisten Arten nicht. Gut für die Zukunft.

Gibt es Fleisch, das nie gelebt hat?

Was wäre, wenn für Salami oder Schnitzel kein Tier mehr sterben müsste? Tatsächlich arbeiten Forscherinnen und Forscher an Fleisch, das ohne Tiere im Labor gezüchtet werden kann. Dazu nehmen sie winzige Zellen aus der Muskulatur von Hühnern oder Rindern und lassen sie auf einer Nährlösung wachsen. Nachteil: Zwei Hühnerbrüste kosten derzeit noch mehrere Tausend Euro.

Können Algen schwimmen?

Schon die Wikinger aßen sie auf ihren Fahrten übers Meer, hier kennt man sie vor allem als das, was um Sushi außen rum ist. Sie sind definitiv Essen der Zukunft: Algen enthalten etwa so viel Eiweiß wie Eier, sind aber fettfrei. Sie binden dreimal mehr CO2 als Nutzpflanzen und wachsen zehnmal schneller. Aus Algen lässt sich veganer Fischersatz machen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: