Zahl der Geburten steigt:"Möglicherweise gibt es eine Trendwende in Deutschland"

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Babys auf einer Neugeborenenstation in Halle (Foto: dpa)
  • 715 000 Kinder wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge 2014 in Deutschland geboren.
  • Ein Grund für den Anstieg - 2013 waren es fast fünf Prozent weniger - könnte die Zahl der potentiellen Mütter sein.
  • Auch die Zahl der Eheschließungen ist gestiegen: 386 000 Paare haben im vergangenen Jahr geheiratet.

Von Anna Fischhaber

4,8 Prozent mehr Babys

Mehr Kinder, weniger Todesfälle, mehr Ehen: Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Zahlen zum Thema Familie vorgelegt. Im vergangenen Jahr wurden demnach in Deutschland 715 000 Kinder geboren. Ein deutlicher Anstieg: Denn das sind 33 000 (4,8 Prozent) mehr als noch im Jahr 2013. Zuletzt waren im Jahr 2004 mehr als 700 000 Babys in Deutschland zur Welt gekommen.

Bereits seit 2012 steigen die Geburtenzahlen kontinuierlich, erklärt Familiensoziologe Johannes Huinink, Professor an der Universität Bremen. Das sei ein Trend, der sich nun beschleunigt fortsetze. "Möglicherweise können wir sogar von einer Trendwende in Deutschland sprechen", so Huinink.

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Wer diesen Babyboom ausgelöst hat, weiß man beim Statistischen Bundesamt noch nicht - Daten etwa über das Alter oder die Staatsangehörigkeit der Mütter gibt es erst im Oktober. Ergenisse über die tatsächliche Zahl der Kinder, die eine Frau bekommt, also die Geburtenrate, sogar noch später.

"Gute Voraussetzungen für Realisierung des Kinderwunsches"

Wie viele Kinder geboren werden, hänge aber auch immer mit der Bevölkerungsentwicklung zusammen, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Und die ist derzeitig günstig: Die Zahl der Frauen, die zwischen 26 und 35 Jahren alt sind und besonders häufig Nachwuchs bekommen, habe sich seit 2008 stabilisiert und nehme sogar zu. Beim Statistischen Bundesamt geht man allerdings davon aus, dass nach 2020 die Zahl der potentiellen Mütter wieder schrumpft - und damit auch die Zahl der Geburten wieder sinkt.

Allein dieser Altersstruktureffekt könne jedoch nicht die auffällige Zunahme um 4,8 Prozent im Jahr 2014 erklären, sagt Demografin Olga Pötzsch. Eine solche Veränderung sei sicherlich auf das Zusammentreffen von mehreren Faktoren zurückzuführen. "Eine relativ gute wirtschaftliche Lage, günstige Arbeitsmarktentwicklung und Umsetzung familienpolitischer Maßnahmen bieten gute Voraussetzungen für Realisierung des Kinderwunsches." Von einer Trendwende will sie allerdings noch nicht sprechen.

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Zehn Buchstaben, fünf Silben, fünf Vokale: Eltern haben sich 2014 am häufigsten für Maximilian als Name für ihre Söhne entschieden. Alexander folgte auf Platz zwei, Paul sicherte sich den dritten Rang.

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Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Huinink ist optimistischer. Die Bevölkerungsentwicklung sei eine mögliche Erklärung für die steigende Zahl der Neugeborenen, sagt der Familiensoziologe. Ein anderer möglicher Grund könnte sein, dass "aufgeschobene Kinder" jetzt geboren wurden - also Mütter nicht weniger Kinder bekommen, sondern nur später.

Natürlich müsste man auch schauen, welche Rolle die Migration spielt. Huinink glaubt aber: eine nicht so große. Zwar sei die Geburtenrate türkischer Einwanderer immer noch ein wenig höher, gleiche sich aber an. Westeuropäische Migranten würden sogar noch weniger Kinder bekommen. Er vermutet deshalb, dass Frauen tatsächlich wieder mehr Kinder bekommen und die Geburtenrate von 1,4 im Jahr 2013 langfristig wieder auf 1,7 ansteigt - "wenn die Ganztagsbetreuung für Kinder weiter ausgebaut wird und die Wirtschaft noch stärker umdenkt", so der Experte.

Mehr Menschen heiraten

Zudem veröffentlichte das Statistische Bundesamt Zahlen zu Eheschließungen und Sterbefällen: Im vergangenen Jahr starben 868 000 Menschen - die Zahl der Sterbefälle ist damit um 2,8 Prozent gesunken (2013: 894 000). Wie in allen Jahren seit 1972 starben mehr Menschen als Kinder geboren wurden. Allerdings ist die Differenz kleiner geworden: 2014 lag sie nur noch bei 153 000, im Jahr 2013 noch bei 212 000.

Den Bund der Ehe schlossen im vergangenen Jahr 386 000 Paare. Das ist ein Plus von 12 000 (3,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr (2013: 374 000).

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