Der Pullover ist unter den Kleidungsstücken ungefähr das, was Olaf Scholz unter den Politikern war, bevor er Kanzler wurde. Er ist zweckmäßig, meistens unauffällig, man braucht ihn, so wie man Socken oder Taschentücher braucht. Ja doch, es gibt auch sogenannte modische Pullover, die entweder albern sind (Weihnachtsbären) oder altväterlich (Norwegermuster). Italiener jeden Geschlechts sind nahezu die einzigen Menschen, die Pullover so tragen können, dass sie modisch wirken. In Deutschland haben Leute, die noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung sind, also die in den Siebzigerjahren Geborenen, gerne diese dünnen Pullover als Hemd- oder Blusenersatz an. Wenn sie sich über dem Bauch zu wölben beginnen, wissen Alice oder Tim, dass es Zeit wird für weniger anliegende Kleidungsstücke. Wäre Olaf Scholz ein italienischer Politiker, würde er eine kurzärmelige Steppweste über einem graublauen Kaschmirpullover tragen, und alle Florentiner würden denken: Der sieht aus wie ein Deutscher.
Pullover:Die Welt als Wolle und Vorstellung
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Wie man gut durch den Krisenwinter kommt? Einfach zwei Pullover anziehen, empfiehlt Wolfgang Schäuble. Über ein Kleidungsstück, das gerade mächtig Karriere macht.
Von Kurt Kister
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