Whitney Houston:Der Absturz nach dem Absturz

Whitney Houston kann nicht mehr singen - was die Fans schon ahnten, ist jetzt auch ärztlich bestätigt. Ihre Welttournee hat die Diva jetzt unterbrochen.

Jonathan Fischer

Die Gerüchte um den Gesundheitszustand der Sängerin Whitney Houston reißen seit Monaten nicht ab, und so kam die Meldung am Dienstag nicht völlig überraschend: chronische Atemwegserkrankung, Absage des Konzerts in Paris und zweier weiterer Auftritte in Großbritannien, die Diva liegt in einem Pariser Krankenhaus und kann derzeit offenbar tatsächlich nicht singen.

Houston sei nach ihrer Ankunft am Montag so krank gewesen, dass sie "nicht einmal mehr ihre Suite verlassen" konnte, hat ihre Produzentin Jackie Lombard am Dienstag erklärt. "Sie hat sich anscheinend im Flugzeug erkältet." Andere, namentlich nicht genannte Quellen, klingen drastischer: Whitney Houston sei dem Druck dieser Tournee körperlich und psychisch nicht gewachsen, alles deute auf einen Rückfall in die Drogenhölle hin.

"Am schwierigsten ist es, sich wieder daran zu gewöhnen, an den Kopf geschlagen zu werden", hat Ex-Schwergewichts-Weltmeister George Foreman einst sein Alters-Comeback kommentiert. Nun gelten im Boxen zwar andere Umgangsformen als im Musik-Business. Dennoch dürfte sich Whitney Houston ähnlich gefühlt haben, als sie Ende Februar im australischen Brisbane ihre erste Welttournee nach elf Jahren eröffnete.

Der Knockout kam bei ihrer berühmtesten Ballade "I Will Always Love You": Die Souldiva konnte das "You" nicht halten, griff stattdessen zur Wasserflasche und wechselte in eine Art Sprechgesang. Lange Pausen, Hustenanfälle, vom Backgroundchor übernommene Refrains: Die 46-Jährige schien dem Bühnenstress kaum gewachsen und zog einen Hagel verbaler Tiefschläge auf sich: "Eine Schande", "der schlimmste Auftritt, den ich je gesehen habe", zeterten entnervte Fans in die Fernsehkameras. Häme, die per Youtube rund um die Welt ging. Und von den Medien genüsslich aufgegriffen wurde: "Houston we have a problem!", witzelte der englische Guardian.

Aus einem Problem aber wurden Dutzende: Zuschauer forderten ihr Eintrittsgeld zurück. Und plötzlich erschienen selbst die beiden von Michael Jacksons ausgefallener "This Is It"- Tour übernommenen Tänzer wie ein böses Omen. Hat die Achtzigerjahre-Ikone nichts aus dem Todesfall ihres Kollegen gelernt? Kann Houston wie der überehrgeizige King of Pop einfach nicht aufhören? Ist sie am Ende gar wieder auf Drogen? Fragen, die Whitney Houston wie Faustschläge treffen dürften. Sollte doch ihre Tournee den für sieben Jahre untergetauchten Superstar zurück in den Pop-Olymp heben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Houstons Manager ihren Fans rät, besser eine CD zu kaufen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: