In der Gruppe sind 25 Leute. Angeheiratete gehören genauso selbstverständlich dazu wie deren Kinder und deren Halbgeschwister aus erster Ehe. Die Familie ist weit verzweigt und meist auch weit verstreut - über Bundesländer, Staaten und manchmal Kontinente. Dementsprechend groß ist der Austauschbedarf via Whatsapp. 45 neue Nachrichten innerhalb einer Stunde gelten als normal.
Gesprächsstoff:
Glückwünsche zum Geburtstag. Irgendwer feiert immer. Außerdem das Wetter. Während Bremen auf nordisches Schietwetter schimpft, sonnt sich Bayern am See. Es folgen neidische Kommentare und die Beteuerung, nun wirklich mal wieder zu Besuch zu kommen. Jeder zeigt gelegentlich, was er gerade isst. Und natürlich gibt es Untergruppen, in denen die Beiträge der anderen Familienzweige kommentiert werden.
Beteiligte:
Der Selbstverliebte teilt, wie über jeden Social-Media-Kanal, alles. Ein Familienchat ist schließlich auch nur ein soziales Netzwerk - und damit eine willkommene Möglichkeit, sich zu präsentieren. Er schickt Bilder von seinen Mahlzeiten, von den neuen Balkonblumen, dem süßen Hund in der Warteschlange beim Bäcker sowie täglich mindestens ein Selfie. Könnte ja jemand vergessen haben, wie er aussieht.
Der Kommentator behält seine eigenen Belange für sich, hat aber für jeden anderen Beitrag ein "Wow", ein "Achwietoll" oder "Süüß" übrig. Worte, die sich für den Selbstverliebten lesen wie die Anfeuerungsrufe eines Cheerleaders. Gib mir ein S-E-L-F-I-E!
Das Phantom steht in der Mitgliederliste der Gruppe, äußert sich aber selten. Ein neues Familienmitglied wurde geboren, die Nichte hat ihren Abschluss geschafft? Die Antwort des Phantoms ist Schweigen. Gelegentlich vergessen die anderen, dass es zur Gruppe beziehungsweise zur Familie gehört. Umso größer ist das Hallo, wenn es sich doch mal zu Wort meldet.
Problematisch:
45 neue Nachrichten innerhalb einer Stunde!?