"Wetten, dass...":John Travolta und die Glaubensfrage

John Travolta ist Schauspieler und begeisterter Scientologe. Nun will man ihn wegen seiner Anhängerschaft aus dem deutschen Fernsehen verbannen. Ein Profil.

Andrian Kreye

Schauspielerkarrieren beginnen früh. John Travolta war zwölf Jahre alt, als er in seinem Heimatstaat New Jersey erste Theater- und Musicalauftritte hatte, und 16, als er die Schule hinschmiss, um eine Laufbahn als Berufsschauspieler einzuschlagen. Er zog nach Manhattan, feierte Erfolge am Broadway, ehe er als 21-Jähriger mit der Fernsehserie "Welcome Back Kotter" zum Teenageridol aufstieg. Zwei Jahre später wurde er in der Rolle des Tony Manero in "Saturday Night Fever" zum Weltstar.

"Wetten, dass...": John Travolta tourt derzeit durch Deutschland, um für seinen neuen Film "Born to be wild - saumäßig  unterwegs" Werbung zu machen.

John Travolta tourt derzeit durch Deutschland, um für seinen neuen Film "Born to be wild - saumäßig unterwegs" Werbung zu machen.

(Foto: Foto: AP)

Die meisten Starbiographien lesen sich so. Weil bei einer Jugend in der hermetischen Glamourwelt von Film und Pop Bildung, Bindungen und ein soziales Leben auf der Strecke bleiben, sind Stars zutiefst verunsicherte Menschen, die als Erwachsene oft verzweifelt Halt suchen. Viele in Hollywood finden dann zu dem einen oder anderen Glauben. John Travolta schloss sich beispielsweise 1975 der Church of Scientology an.

Nun basiert die Church of Scientology auf einer Schöpfungsgeschichte, die der Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard wie einen spirituellen Groschenroman geschrieben hat. Demnach brachte der galaktische Diktator Xenu vor 75 Millionen Jahren Milliarden Außerirdische auf die Erde, die er mit Wasserstoffbomben in die Luft sprengte. Deren Seelen kleben seither an den Lebenden. Nur wer sich nach den Methoden der Scientology reinigt, kann den Urzustand des "Clear" erreichen und so zum "Thetan", zum eigentlichen Menschen, werden. Das kostet viel Geld. Davon einmal abgesehen entsprechen die Methoden der Scientology exakt den acht Kriterien, mit denen der Harvard-Psychologe Robert Jay Lifton Gehirnwäsche definierte.

In den USA darf allerdings jeder glauben, was er will, und wenn eine Sekte ihre Anhänger mit brutalen Methoden an sich bindet, dann werden zwar Straftaten verfolgt, der Glaube an sich wird jedoch nicht belangt. Und weil sich die amerikanische Gesellschaft auf Religionsfreiheit gründete, wirkt die systematische Verfolgung einer Sekte in Deutschland auf Amerikaner sehr befremdlich.

John Travolta ist auch heute als 53-jähriger Superstar noch ein begeisterter Anhänger der Scientology. Er hat sogar den Zukunftsroman "Battlefield Earth" von L. Ron Hubbard verfilmt. Sein Glaube hat ihn durch die vielen Tiefen seiner Karriere gebracht, als er sich mit Flops wie "Perfect" und Klamotten wie "Kuck mal, wer da spricht" zur Witzfigur reduzierte, bevor er sich in "Pulp Fiction" als Ikone des Cool Hollywood etablierte.

Nun will man ihn wegen seiner Anhängerschaft an eine autoritäre Glaubensgemeinschaft zensieren oder gar aus dem deutschen Fernsehen verbannen. Da stellt sich die Frage: Wie soll man in Zukunft mit Mel Gibson verfahren, der einer Katholikensekte mit antisemitischen Tendenzen angehört? Wie mit Madonna und Demi Moore, deren Kabbalah-Sekte ebenfalls mit Gehirnwäsche arbeitet? Und was ist mit Zeugen Jehovas wie Prince? Was mit sogenannten wiedergeborenen Christen wie Run DMC, Kanye West und Chuck Norris, die missionieren müssen?

John Travolta ist Profi. Er wird sich an die Auflagen halten und nicht über seinen Glauben sprechen. Erschüttern wird es ihn nicht.

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