Weltmädchentag:Chefin für einen Tag

Es soll ein Zeichen für die Gleichstellung sein: Junge Frauen aus aller Welt treten einen Tag lang an die Stelle von Regierungschefs, Ministern oder Konzernbossen. Sieben Kurzzeit-Praktikantinnen - und was sie anders machen würden.

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Internationaler Mädchentag in München, 2015

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Mädchen und junge Frauen treten einen Tag lang an die Stelle von Regierungschefs, Ministern oder Leitern großer Konzerne - das ist die Idee des Weltmädchentags am 11. Oktober. Auf Initiative des Kinderhilfswerks Plan International haben die Vereinten Nationen (UN) den Tag erstmals vor sieben Jahren stattfinden lassen, hier ein Archivbild aus München aus dem Jahr 2015. Im vergangenen Jahr öffnete zum Beispiel der kanadische Premier Justin Trudeau sein Büro. Auch der Präsident der Afrikanischen Union und der finnische Premierminister beteiligten sich. Und auch in diesem Jahr finden rund um den 11. Oktober 2018 in mehr als 70 Ländern der Erde gut 1000 solcher Aktionen statt. Begleitend dazu werden am Donnerstagabend etwa 60 bekannte Gebäude, Wahrzeichen und Denkmäler in 30 deutschen Städten in Pink angeleuchtet - zum Beispiel das Münchner Rathaus oder der Funkturm in Berlin. So soll ein Zeichen für die Chancengleichheit von Mädchen und Jungen und gegen Missbrauch und Diskriminierung gesetzt werden. Die Süddeutsche Zeitung stellt einige junge Frauen vor, die ihr Praktikum bereits hinter sich haben.

Weltmädchentag im Finanzministerium

Quelle: Fabian Sommer/dpa

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Irgendwann Finanzministerin zu sein, das könnte sich Studentin Celina Kühl, 21, gut vorstellen. Beim Weltmädchentag hat sie es ausprobiert und sich mit Olaf Scholz ausgetauscht. Kühl studiert Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Finanzen, sie ist also interessiert an dem, was Scholz als Minister täglich zu tun hat. "In so einer Position kann man viel bewegen", sagt die Studentin im Interview mit der SZ.

Seit mehr als fünf Jahren engagiert sie sich im Jugendbeirat des Kinderhilfswerks Plan für Kinderrechte und die Chancengleichheit von Mädchen und Jungen. Auch darüber hat sie mit dem Finanzminister gesprochen. "Während Männer erklären: Ich bin perfekt für den Job, prüfen wir uns lieber zigmal, statt einfach mal zu sagen: Ich kann das, ich will das und dann mach ich das jetzt!" Der eine Tag im Finnazministerium habe sie weitergebracht - "nicht nur beruflich, auch persönlich. Es ist cool, wenn man gehört wird."

uganda

Quelle: Playroom & Mildlife; Plan International

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Alinza Scovia

Die Tochter einer ugandischen Großfamilie, 22, erklärte der finnischen Ministerin für Außenhandel und Entwicklung, Anne-Mari Virolainen, 52, was sie tun könne, um die Rechte afrikanischer Mädchen zu stärken. Die beiden diskutierten zum Beispiel, wie man Unternehmen dazu bringen könnte, in Uganda deutlich mehr junge Frauen einzustellen. "Zwar besuchen in meinem Land viel mehr Mädchen als früher die Schule, doch sind sie in öffentlichen Ämtern noch deutlich unterrepräsentiert und viel häufiger ohne Job", erklärte Alinza. Auch beim Erbe gingen Frauen meist leer aus und litten häufig unter männlicher Unterdrückung und Gewalt.

montes

Quelle: Plan International

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Jessica Montes

Die Schülerin aus Honduras, 14, hat gerade einen Tag lang die Funktion von Rolando Argueta, dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes ihres Landes, übernommen. "In meinem Amt bin ich mir der Verwundbarkeit bewusst, der wir Mädchen und Frauen in Justizfragen ausgesetzt sind", erklärte Jessica in einer Ansprache an alle Mitarbeiter. Sie forderte die Justizbehörden auf, deutlich härter gegen häusliche Gewalt und Morde an Frauen in ihrem Land vorzugehen als bisher.

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Quelle: SZ

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Sonnie Lawrence

Die Studentin der Kommunikationswissenschaft in Liberia, 21, erledigte einen Tag lang die Arbeit von Jewel Howard-Taylor, Vizepräsidentin ihres Landes. Zum Beispiel trat Sonnie für bessere Schulbedingungen ein. In Liberias Bürgerkrieg starben zwischen 1989 und 2003 mehr als 200 000 Menschen. Im Jahr 2006 wurde mit der späteren Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf die erste Frau in Afrika durch eine demokratische Wahl zum Staatsoberhaupt gewählt. "Durch mein Praktikum hat sich meine Motivation, etwas zu lernen und später einmal eine Führungsposition einzunehmen, geradezu verdoppelt", sagte die Studentin.

Switzerland. Iraqi refugee Sandy Alqas Botros takes over the UNHCR's Assistant High Commissioner's post for half a day as part of the  #GirlsTakeover initiative.

Quelle: SZ

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Sandy Alqas Botros

Die Gymnasiastin aus Hamburg, 19, durfte die Rolle des Beigeordneten Flüchtlingskommissars George Okoth-Obbo beim UNHCR in Genf übernehmen. Die junge Frau war vor drei Jahren mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland geflohen und lebt heute mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Hamburg. Neben der Schule setzt sie sich ehrenamtlich für den Schutz geflüchteter Kinder und Jugendlicher ein. Beim UN-Flüchtlingskommissariat regte sie unter anderem an, "mehr Frauen und Mädchen in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen" sowie das Bildungsangebot für Kinder in Flüchtlingsunterkünften zu verbessern.

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Quelle: SZ

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Huu

Die vietnamesische Schülerin, 16, aus der Provinz Quang Tri, wurde zusammen mit 99 Mädchen aus allen Teilen ihres Landes von Abgeordneten der Nationalversammlung in Hanoi empfangen. Dort leitete sie stellvertretend für die Länderdirektorin von "Plan International Vietnam" eine Konferenz. Sie forderte ein sofortiges Ende der Unterdrückung speziell von Mädchen kleinerer Volksgruppen. "Wir wollen nicht im Schulalter heiraten", erklärte Huu. Mädchen sollten in Vietnam lieber ausreichend Schulbildung erhalten, um schneller eigenständig zu werden.

elyssa

Quelle: Plan International

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Elyssa Bush

Die Schülerin einer kanadischen Highschool, 15, hat einen Tag lang die Rolle von Jad Shimaly übernommen, des Vorstandsvorsitzenden einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Toronto. Als "laute und stolze Feministin" und "Liebhaberin von Poesie" habe ihr die Rolle der Chefin viel Spaß gemacht, bekannte sie. "Die Führung zu übernehmen", das sei "definitiv etwas, das ich auch in Zukunft auf meinem Schirm habe".

salvador

Quelle: Plan International

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Melanie

Die Schülerin, 15, aus El Salvador, durfte einen Tag lang als Personalchefin einer Bank in San Salvador arbeiten. Sie besuchte sämtliche Abteilungen und leitete zwei Meetings: Eines zum Thema Gleichberechtigung und eines mit dem Präsidenten und seinem Führungsteam. Zu den Mitarbeitern sagte sie: "Egal, wer Sie sind, was Ihr Beruf, Ihre Position oder Ihr Bildungsniveau ist: Wir sind doch alle gleich."

© SZ.de/zips/olkl/pvn
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