Weltall:Richtig gut angezogen

Mondanzug

Und so könnten sie aussehen, die neuen Raumanzüge. Man kann damit Mondsteine aufheben, Fotos knipsen - und sicher auch richtig arbeiten.

(Foto: Nasa)

Übernächstes Jahr will die Nasa wieder Menschen auf den Mond schicken. Wahrscheinlich. Was bisher auf jeden Fall noch fehlt: der passende Anzug. Neun Fakten über den wirklich allerteuersten Overall der Welt.

Von Peter Michael Schneider

Außerirdischer Flohmarkt

Nichts ist einfacher, als sich im Second-Hand-Astro-Shop ein paar ausrangierte Raumanzüge von der ISS zu besorgen, oder? Denkste! Mit dem klobigen Fummel von der Raumstation lässt sich auf dem Mond nämlich nichts anfangen. Die Astronauten würden umkippen wie die Zinnsoldaten. Warum? Ein ISS-Anzug hat nicht mal richtige Schuhe und steif ist er auch. In und außerhalb der Raumstation schweben die Raumfahrer nur herum wie Hummeln.

Lange Entwicklung

Ziemlich genau vor 50 Jahren betrat der zwölfte Mensch den Mond. Seitdem war nie wieder jemand dort. Für 2025 ist eine neue Mondmission geplant. Die Nasa forscht seit 15 Jahren an einem Raumanzug, und hat dabei umgerechnet mehr als 400 Millionen Euro ausgegeben. Ergebnis: kein fertiger Anzug. Die Raumanzüge soll nun ein privates Unternehmen herstellen. Ehrenrettung: Der neue Anzug soll auf der Nasa-Technik aufbauen. Die ersten zwei sollen etwa 230 Millionen Euro kosten, macht 115 pro Stück. Damit ist er der teuerste Anzug der Welt. Zum Vergleich: Das berühmte weiße Kleid von Hollywoodstar Marilyn Monroe ging bei einer Versteigerung 2011 für gerade mal 3,2 Millionen Euro über den Tisch.

Lebensretter

Raumanzüge sind ein absolutes Must-have - zumindest für Astronautinnen und Astronauten. Ohne Schutzschicht ist der Weltraum nämlich mehrfach tödlich: Die Strahlung würde sie in Minutenschnelle grillen, Temperaturen von bis zu minus 180 Grad Celsius in Eisblöcke verwandeln - und das Vakuum würde ihnen nicht nur die Luft aus den Lungen saugen, sondern auch noch ihr Blut zum Kochen bringen.

Zwiebellook

Raumanzüge sind in einer Art Zwiebellook aufgebaut, durch die Kabel und Schläuche führen. Sie sorgen nicht nur für angenehmes Klima im Anzug, sondern leiten auch den Schweiß der Astronauten ab. Schließlich fliegen sie ja zum Arbeiten auf den Mond.

Eingebauter Selfie-Stick

Von Neil Armstrongs erstem Schritt auf dem Mond gibt es nur verrauschte Fernsehbilder, denn sein Kollege Buzz Aldrin machte kein Foto von ihm - er war offenbar beleidigt, dass er nur als Zweiter auf den Mond durfte. Für die nächste Landung baut die Nasa derart viele Kameras in die Raumanzüge ein, dass die Astronauten glatt als laufende TV-Station durchgehen dürften. Mondsüchtige können sich dann live und hochauflösend anschauen, was ihr Lieblingsastro gerade macht.

Matschhose

Die Apollo-Astronauten von einst sahen nach ihren Mond-Ausflügen aus, als kämen sie direkt vom Spielplatz. Mondstaub ist auch wirklich übles Zeug. Er dringt in jede Ritze und bleibt überall kleben. Die Ingenieure müssen den Anzug also quasi sandkastensicher machen.

Hosenstall

Und was machen Astronauten, wenn sie mal müssen? Ganz einfach: das Gleiche wie Babys, sie machen in die Windel. Raumanzüge sind zwar hyperteuer und in Wahrheit eigentlich eher kleine Raumschiffe zum Anziehen als Anzüge, aber für eine Toilette reicht es offenbar nicht. Esa-Astronaut Matthias Maurer: "Never Change a Running System, die Windel klappt hervorragend!" Er muss es wissen.

Luke im Outfit

Nicht nur der Toilettengang, auch beim Anziehen erinnern Astronauten an Kleinkinder: Ohne Hilfe können sie's nicht - und Spaß macht es auch nicht. "Das ist wie eine Geburt im Rückwärtsgang, eine richtige Qual", sagt Astronaut Maurer. Immerhin, die neuen Anzüge haben hinten eine Einstiegsluke. Im Notfall müssen sie es auf dem Mond ja alleine schaffen.

Ich habe nichts anzuziehen!

Nicht nur die neuen Moon-Walker stehen unter Zeitdruck, auch der Crew auf der ISS gehen die Outfits aus. Von 18 Raumanzügen, die einstmals für die ISS genäht wurden, sind nur noch elf einsatzfähig. Und selbst die scheinen nicht mehr ganz dicht zu sein. Matthias Maurer etwa schwebte auf einmal Wasser durch den Helm, eine tödliche Bedrohung für Astronauten. Da sie sich das Wasser nicht mit der Hand aus dem Gesicht wischen können, könnten sie ertrinken.

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