Es ist das Fest der Kinder. Und Kinder sind Tyrannen. Sie wollen viele Geschenke, große Geschenke und das, was ihre Geschwister geschenkt bekommen haben, das wollen sie auch. Neun Eltern über die nicht immer gnadenbringende Weihnachtszeit in Bildern.
Die ferngesteuerte Libelle
Es hätte alles so schön werden können. Wir hätten vor dem Weihnachtsbaum sitzen und die Elektrokerzen der Verwandtschaft bewundern können. Wir hätten still belächeln können, was wir sowieso nicht ändern können: dass Männer eben ewige Jungs sind, die immer irgendwas steuern müssen, das brummt oder hysterisch kreiselt. Wenn sie es besonders gut meinen mit Kindern, schenken sie ihnen Hightech-Gerätschaften, die sie selbst immer mal wollten, also schenkte der Patenonkel unserem Sohn die Libelle. Wir haben sie nicht gleich erkannt, denn was da aus dem Karton gerissen wurde, sah irgendwie extraterrestrisch aus. Es handelte sich um das erste funkgesteuerte Fluginsekt der Welt, das nach Angaben der Hersteller tolle LED-Augen besaß und gefahrlos im Haus benutzt werden konnte. Unser Sohn war noch zu klein für die Fernbedienung, aber egal, die übernahm der Patenonkel sowieso lieber selbst. Leider musste das Vieh erst elektrisch betankt werden, über Stunden und bei sinkender Stimmung seines Besitzers. Dann schoss es unter furchterregendem Geklapper in die Festgemeinde, riss Haare mit, knallte an die Wand, erste Tränen, wurde reanimiert, um nach kurzem Kampf an der Scheibe zu versterben. Riesengeheule, tagelange Ladeversuche, alles zwecklos. Wir haben die Libelle im Regal begraben, gleich neben dem Geländewagen und der Carrerabahn, die auch nie funktioniert haben. Freu' mich schon auf Weihnachten.
Constanze von Bullion