Also, Herr Ulrich, wo kauft man ihn nun, den Edelkuchen aus Nürnberg? Die Antwort ist desillusionierend, denn Ulrich, 71, backt ausschließlich selbst in einem speziellen Ofen. Ohne den gehe es nicht, sagt er, "die meisten Heimbäcker produzieren pures Kompromissgebäck". Nur den Anfang kann noch jeder: Mehl, Eier, Rohrzucker und Haselnüsse in den Mixer, dazu Waldhonig fürs Aroma. Dann aber kommt schon das Häufeln auf die Oblate: ein Balanceakt. Danach muss das Ding noch zehn Minuten antrocknen, bei leicht geöffneter Ofentüre, damit die Feuchte gut entweichen kann. Erst wenn sich oben eine Haut zieht, darf man auch backen. Sowas können nur die Guten.
Wer sich dazu nicht rechnen darf, dem empfiehlt Utz Ulrich den Gang zu Nürnberger Bäckereien, die können das auch. Dort aber nur Lebkuchen ohne Schokoguss kaufen, dieser ganze Guss verdirbt die Kunst. Und im Supermarkt? Da, sagt Ulrich, "ist es dann auch schon wurscht, welchen man nimmt".
Olaf Przybilla