Weihnachten:Krippen-Update

Weihnachten: Illustration: Dominik Wendland

Illustration: Dominik Wendland

Was, wenn Jesus nicht vor gut 2000 Jahren geboren worden wäre, sondern kommende Woche? Wer würde davon als erstes erfahren? Wer die Nachricht verbreiten? Und wo findet das Ganze überhaupt statt? Wir haben die Weihnachtsgeschichte leicht aktualisiert.

Von Marc Baumann und Georg Cadeggianini

Es klingelt

Die Engel verkünden die frohe Botschaft von der Geburt Jesu - nicht zuerst den Reichen und Mächtigen, sondern den Armen und Ausgebeuteten. In der Bibel sind das die Hirten. Einfache Arbeitskräfte, die wenig verdienen und viel arbeiten. Heute könnten das die Paketboten sein. Bis spät in die Nacht und schwer bepackt liefern sie Millionen Päckchen aus. Sie bräuchten am 24. Dezember ganz besonders eine frohe Botschaft.

Aus der Luft

Ist das ein Schnurrbart über dem lieblichen Engelsmund? Allerdings! In der Bibel selbst tauchen nämlich nur männliche Engel auf. Die Krippendarstellung hat das geändert. Wegen der glockenhellen Stimmen? Wir sagen: Auch Bass kann herrlich sein

Maria

Wallende Gewänder, wie Männer und Frauen sie vor 2000 Jahren trugen? Bequem sollte es eine werdende Mutter heute haben. Maria trägt 2019 Kapuzenpulli statt Kopftuch. Niemals ohne meinen Hoodie!

Josef

Josef ist die modernste Gestalt in der klassischen Krippenaufstellung. Er hatte schon damals kein Problem mit einer Patchwork-Familie (und einer Frau, die vom Heiligen Geist schwanger ist). Seinen Beruf Zimmermann und seinen langen Bart hatte er 2000 Jahre bevor beides in Berlin-Mitte cool wurde. Heißt: Er bleibt so.

Rundherum

Einen Stall, in dem Tiere frei auf Stroh stehen und ein Ochse tatsächlich noch Hörner tragen darf, findet man heute kaum. Jesus würde 2019 wohl auf einem Biobauernhof zur Welt kommen. Grüne Weihnachten sozusagen.

Mittendrin

Es ist ... huch, ein Mädchen! Warum eigentlich nicht? Das Geschlecht ist bei der Erlösergeschichte nicht so wichtig. Gott hat Eigenschaften, die sowohl zum männlichen als auch zum weiblichen Klischee passen. Viel wichtiger: Das Christentum ist die einzige Religion, die ein Baby als Religionsstifter auf die Erde schickt. Heimatlos und ohne Schutz , in einer wackeligen Krippe. Übrigens: Selbst wenn da auch 2019 nicht Gottes Tochter läge, sondern der Sohn Gottes: Jesus würde er nicht mehr heißen. Damals war das ein Allerweltsname, heute ist er aus der Mode gekommen.

Von weit weg

Natürlich kamen sie damals noch nicht mit dem E-Scooter. Wäre auch zu weit. Die Heiligen Drei Könige waren bedeutende Männer aus fremden Ländern. Durch sie erfährt die Welt von der Geburt des Heilands. Wer könnte das heute am besten? Genau, Influencer. "Hey Leute, ich steh an der Krippe von Jesus! Dem Sohn Gottes! Ich hab voll das Selfie machen dürfen. Die Eltern sind mega. Kuss geht raus. Checkt meine Insta-Story #BabyJesus #VollSuess #Bethlehem #Gott - Göttlich ist auch meine neue Schmuckkollektion, mit echter Myrrhe, hier der Link ..."

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