Weibliche Kampfuniformen:Schluss mit Schlabber-Look

"Die Unisex-Uniformen hingen einfach etwas sackartig herab": Die US-Armee stellt erstmals Kampfuniformen speziell für Frauen vor.

Auf weibliche Formen legte das US-Militär bisher keinen Wert. Soldatinnen mussten immer die gleichen sackartigen Uniformen wie ihre männlichen Kollegen tragen - obwohl diese wegen der unterschiedlichen Proportionen unpraktisch im Einsatz waren. Das soll sich nun ändern: In der amerikanischen Armee bahnt sich eine Moderevolution an, denn Frauen sollen erstmals zugeschnittene, feminine Kampfuniformen bekommen.

Weibliche Kampfuniformen: Soldatinnen trugen bisher die sackartigen Uniformen ihrer männlichen Kollegen. Das soll sich nun ändern: Majorin Sequana Robinson (links) stellt eine neue Kampfuniform speziell für Frauen vor.

Soldatinnen trugen bisher die sackartigen Uniformen ihrer männlichen Kollegen. Das soll sich nun ändern: Majorin Sequana Robinson (links) stellt eine neue Kampfuniform speziell für Frauen vor.

(Foto: AFP)

Mehr Spielraum im Brust- und Gesäßbereich, eine knappere Passform an Schultern und Taille: So soll die Frauenversion der Arbeitskleidung für Soldaten aussehen. Die US-Armee bereitet den ersten Praxis-Test für die Uniformen vor. Sollten sie sich bewähren, dürfen die rund 160.000 Frauen in den US-Streitkräften bald auf etwas mehr Schlachtfeld-Schick hoffen.

Natürlich ist es ist nicht unbedingt Haute Couture im Tarnfleckmuster, was die Textilingenieurinnen der Armee sich ausgedacht haben. "Es geht hier nicht darum, dass Soldatinnen ihre weiblichen Rundungen betonen", beteuert Majorin Sequana Robinson vom Stützpunkt Fort Belvoir bei Washington, die als erste die neue Uniform probeträgt. Es gehe vielmehr um praktische Erwägungen: "Die Unisex-Uniformen hingen einfach etwas sackartig herab", sagt sie. An manchen Stellen waren sie zu weit, an anderen zu eng. "Die neue Uniform nimmt etwas von dem überschüssigen Material weg", sagt sie.

Die Armee-Ingenieurin Mary Harwood war maßgeblich an der Entwicklung der neuen Uniform beteiligt. "Das ist definitiv eine Premiere für die Armee", sagt Harwood. Das bisherige Uniform-Modell, das für Männer wie Frauen gleichermaßen gedacht war, sei umgeschneidert worden, "um sich besser den anatomischen Gegebenheiten des weiblichen Körpers anzupassen".

Mehr Raum für den Hintern

In der veränderten Uniform spiegelt sich auch die veränderte Rolle in den Streitkräften wider. Bereits seit 1775 sind Frauen in manchen Zweigen der US-Armee aktiv. In den vergangenen Jahrzehnten gab es bereits exklusive Frauen-Uniformen für feierliche Anlässe oder für Bereiche außerhalb des Kampfgeschehens.

Eine Frauen-Uniform für den Einsatz im Kampf gab es bislang aber nicht, obwohl inzwischen 14 Prozent aller US-Soldaten weiblich sind. Zwar werden Frauen nach wie vor nicht offiziell in den Kampf geschickt. Doch in der Praxis lässt es sich nicht vermeiden, dass sich auch Frauen dem bewaffneten Gefecht stellen - etwa im Irak und in Afghanistan, wo die US-Armee gegen bewaffnete Aufständische kämpft. In einer solchen Extremsituation muss die Uniform passgenau sitzen. Da darf nichts rutschen oder zwicken.

Rückmeldungen der Uniform-Trägerinnen hätten ergeben, dass die bisherige Kluft "den meisten Frauen nicht besonders gut passt", sagt Harwood. Diesen Mangel sollen einige Änderungen beheben: Eingenähte Stofffalten sollen mehr Platz für die weibliche Brust schaffen. Das Verhältnis von Taille und Po-Umfang wird neu austariert. Was das konkret bedeutet, erläutert Harwood an einem Detail: "Es gibt mehr Stoff, um Raum für den Hintern zu schaffen."

Die Schultern werden schmaler, die Jacken werden bis über die Hüften verlängert. Am Hosenbund sorgen elastische Gummizüge für mehr Tragekomfort. Ellenbogen und Knie werden gepolstert, und die Anheftstelle für Orden wird der natürlichen Rundung der weiblichen Brust angepasst.

Von Januar 2011 an sollen 600 Soldatinnen die Uniform testen, im Jahr darauf könnte sie für alle Frauen in der Armee verfügbar sein. Majorin Robinson, die das neue Stück bereits probegetragen hat, gibt anfängliche Bedenken zu. "Ich habe befürchtet, dass die Uniform zu eng wird und sich zu sehr an die weibliche Anatomie anschmiegt", sagt sie. Die Zweifel sind aber verflogen, Robinson sieht den neuen Schnitt inzwischen auch als Ausdruck weiblichen Selbstverständnisses in den Streitkräften: Sie habe nun nicht mehr das Gefühl, "die Hosen meines Bruders aufzutragen, sondern etwas Eigenes zu haben".

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