Wasser:Flüssiges Gold

Wasser ist zum Lifestyle-Produkt avanciert. Madonna trinkt "Voss" aus den norwegischen Wäldern, Catherine Zeta Jones am liebsten das walisische "Ty Nant" - teure Durstlöscher.

Ingeborg Pils

Der ehemalige Durstlöscher hat sich als Kultgetränk die Tische der Reichen und Schönen erobert. Längst vorbei die Zeiten, als man Sprudel in einheitlich genoppten Flaschen kaufte. Heute präsentieren sich Edelwässer in Designerflaschen, zählt das Marketing und das Image einer Marke oft mehr als die reine Qualität des Inhalts.

Wasser: 50 Euro ist der Genuss einer Flasche "Bling" wert. Mit vier Kästen davon ließe sich rechnerisch ein Brunnen in einem Entwicklungsland finanzieren.

50 Euro ist der Genuss einer Flasche "Bling" wert. Mit vier Kästen davon ließe sich rechnerisch ein Brunnen in einem Entwicklungsland finanzieren.

(Foto: Foto: DDP)

"Eine einzigartige und edle Verpackung ist ebenso wichtig, wenn man sich im oberen Segment des Wassermarkts behaupten will", weiß Ole Sandberg, Präsident und Marketingchef von Voss.

Aktueller Spitzenreiter ist derzeit "Bling", ein Edel-Wasser aus den Bergen von Tennessee, das neunfach gefiltert in Flaschen abgefüllt wird, die mit Swarovski-Kristallen besetzt und mit einem Naturkorken verschlossen sind. Rund 50 Euro kostet eine 0,75-Liter-Flasche im Handel. Die gleiche Menge Münchner Leitungswasser, das zu den besten Europas zählt, ist bereits für weniger als 0,02 Cent zu haben.

Die Ökobilanz ist miserabel

In der westlichen Welt ist Wasser inzwischen ein Statussymbol. Immer mehr Luxus-Restaurants und Hotels bieten ihren Gästen neben der Weinkarte auch eine eigene Wasserkarte mit bis zu 40 verschiedenen Marken an, vom schlichten heimischen Mineralwasser bis zum tasmanischen Regenwasser und dem exklusiven "Rokko No", das eigens aus Japan eingeflogen wird. Die Preisspanne reicht dabei von 6 bis 60 Euro. Die meisten der Modewässer sind um den halben Erdball gereist, ihre Ökobilanz ist miserabel, aber sie bringen den Glamour der großen Welt ins Glas.

Arno Steguweit, 2004 von der internationalen Presse zum ersten europäischen Wassersommelier gekürt, weiß: "Wer den Trend erkannt hat und etwas auf sich hält, bietet seinen Kunden wenigstens fünf verschiedene Wasser an. Allein durch ein Angebot mit unterschiedlichem Kohlensäuregehalt kann man schon zahlreiche Gäste glücklich machen". In seinem Buch "Wasser!" schreibt der 30-jährige Münchner: "Mineralwasser wurde über Generationen hinweg stiefmütterlich und als alltägliches Opfer zur Flüssigkeitsaufnahme behandelt."

Auf der nächsten Seite: Was ist gegen heimisches Leitungswasser einzuwenden?

Flüssiges Gold

Seit ein paar Jahren ist jedoch auch, und vor allem in Deutschland und Österreich, ein neuer Trend zu spüren, der sich besonders bei jungen Menschen manifestiert: Mineralwasser ist zunehmend en vogue geworden - und zwar auf der Überholspur." Ein Blick in die Statistik gibt ihm Recht: 1970 gönnten sich die Deutschen pro Kopf gerade einmal magere 12,5 Liter Mineralwasser im Jahr. 2006 waren es stolze 132 Liter.

Wasser: 40 verschiedene Wassermarken und mehr verzeichnen heute eigene Getränkekarten in Luxus-Restaurants.

40 verschiedene Wassermarken und mehr verzeichnen heute eigene Getränkekarten in Luxus-Restaurants.

(Foto: Foto: Mauritius)

Bausteine für den Körper

Das reinste Vergnügen Wasser ist ein kostbares Gut. Es hält gesund und fit, schön und vital, befördert Nährstoffe in die Zellen, spaltet und transportiert die Salze im Körper, löst Hormone, Proteine, Vitamine. Wasser ist Bestandteil der Zellen, des Blutes, der Gehirnflüssigkeit. Gut zwei Liter Wasser scheidet ein Erwachsener täglich aus - diese Menge muss dem Organismus wieder zugeführt werden, am besten durch Wasser, das dem Körper wieder lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente zur Verfügung stellt. Die winzigen anorganischen Substanzen sind Bausteine für Knochen, Gewebe, Hormone, Enzyme und Blut.

Der Verbrauch an Mineralstoffen und Spurenelementen ist je nach Lebenssituation von Mensch zu Mensch verschieden. Deshalb ist es wichtig, ein Mineralwasser zu finden, das nicht nur schmeckt, sondern auch dem Körper die Stoffe zuführt, die er braucht. "Nur so lässt sich die volle Wirksamkeit und Vielfalt des sprudelnden Lebensquells optimal nutzen." Das steht für Prof. Dr. Resch, Direktor des Forschungsinstituts für Balneologie und Kurortwissenschaften aus Bad Elster fest.

Der Trend geht zum heimischen Wasser

Mit mehr als 500 Mineralwässern und 60 Heilwässern hat Deutschland eine weltweit einzigartige Vielfalt an Mineralwässern. Jedes Wasser verfügt über seinen ganz individuellen Geschmack und spezifischen Mineralstoff-Mix. Verantwortlich dafür sind die regionalen Unterschiede der Böden, die dem Mineralwasser seinen wertvolle Inhaltsstoffe und damit auch seinen Geschmack verleihen.

Trotz aller internationalen Luxus-Wasser - der Trend in der deutschen Spitzen-Gastronomie geht zum heimischen Wasser aus der Region. Das hat zumindest Karl Heinz Fichtner, Manager Gastronomie im Münchner Hotel Prinzregent, festgestellt. Er rät seinen Gästen als perfekte kulinarische Begleitung zum Essen und zum Wein zu einem weitgehend geschmacksneutralen Wasser. "Ideal sind leicht mineralisierte, stille Wasser oder carbonisiertes Tafelwasser." Welchem Wasser man den Vorzug gibt, ist wie so vieles auch oder vor allem reine Geschmackssache - oder eine Frage des persönlichen Lifestyles.

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