Walter Frederick Morrison ist tot:Der Vater des Frisbee

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Walter Frederick Morrison warf Kuchenbleche und Teller durch seinen Garten. Resultat dieser Flugexperimente war die Erfindung der Frisbee-Scheibe.

Martin Zips

Jetzt könnte man natürlich wieder ganz bildungsbürgerlich einwenden: Genauso wie das Kaugummi, der Comicstrip und der Cowboyhut ist das Frisbee alles andere als eine rein amerikanische Erfindung. Kaugummi wurde schon in der Steinzeit gekaut, wenngleich Birkenharz keine besonders originellen Blasen warf.

Walter Frederick Morrison und seine Spaß-Scheibe. (Foto: Foto: AP)

Erste Comicstrips finden sich in der 3400 Jahre alten Grabkammer des Menna in Ägypten, wenngleich auf den Zeichnungen noch keine Marsupilamis, Manga-Mädchen oder Maus-Menschen zu sehen sind. Ihren stolzen Hut haben die amerikanischen Cowboys von den mexikanischen Vaqueros geklaut. Von Nachbarn also, vor denen sie sich mittlerweile mit etwas schützen, das sie "Tortilla Wall" nennen. Und das Frisbee kannten schon die alten Griechen.

Walter Frederick Morrison, der als "Vater der Frisbee-Scheibe" in die Weltgeschichte eingegangen ist, ist tot. Der Weltkriegspilot - er wurde 90 Jahre alt - soll zu Lebzeiten gerne Kuchenbleche und Teller durch seinen Garten geworfen haben, um deren Flugeigenschaften zu testen.

Den Fortschritten der modernen Polymerwissenschaft ist es zu verdanken, dass er in den späten 40ern seine Wurftechnik mit Produkten aus Kunststoff optimierte, worüber die Menschen in seinem Umkreis sehr erleichtert gewesen sein sollen. Weil damals der Glaube an Fliegende Untertassen weit verbreitet war, taufte Morrison eine besonders gut fliegende, von ihm veredelte Super-Scheibe schließlich auf den extraterrestrischen Namen "Pluto Platter".

Als sich bald darauf die Spielzeugfirma Wham-O dazu entschloss, das Spaß-UFO in Serie zu geben, wählte man den Namen "Frisbee" für die weltweite Vermarktung. "Frisbie", das waren die an der amerikanischen Ostküste einst so beliebten Rundkuchen der "Frisbie Pie Company", deren Formen nicht nur von Kindern nach dem Verzehr gerne durch die Gegend geworfen wurden.

200 Millionen Freizeit-Scheiben

Und selbst wenn das Werfen runder Scheiben auf den olympischen Diskos zurückgeht, über dessen Flugeigenschaften schon der griechische Dichter Homer in der Ilias und in der Odyssee berichtet, so war Morrisons Plastik-Frisbee doch weitaus angenehmer zu schmeissen, als sein bis zu sechs Kilo schweres antikes Vorbild aus Bronze.

Erinnert sei beispielsweise an Hermes und Apollon, die allein durch einen falschen Wurf den Tod gleich mehrerer Sportfest-Besucher verursacht haben sollen. Auch Perseus, Sohn des Zeus, tötete bei einem Kampfspiel seinen Großvater Akrisios durch einen Diskoswurf.

Von Morrisons wesentlich ungefährlicherer Freizeit-Scheibe sollen bis jetzt mehr als 200 Millionen Stück verkauft worden sein. Auch heute noch treten überall auf der Welt Frisbee-Verrückte mit- und gegeneinander an. Morrison fand an seiner Erfindung nichts großartiges: "Ich habe nichts zur aeronautischen Wissenschaft beigetragen, indem ich einem Kuchenblech eine Wölbung verpasst habe".

© SZ vom 13.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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