Waldbrände:"Einer der gefährlichsten Jobs der Welt"

Seit Wochen kämpfen Feuerwehrleute in ganz Europa gegen Waldbrände. Alexander Held hilft ihnen, die Flammen in den Griff zu kriegen. Er verrät, wie das sogar ohne Wasser klappen kann.

Interview von Andrea Lindner

SZ: Schweden, Griechenland, Kalifornien, jetzt auch Deutschland. Schlagen da überall Blitze ein, oder warum fangen die Wälder an zu brennen?

Alexander Held: Nein, fast alle Waldbrände sind durch Menschen verursacht. Es gibt Menschen, denen das Spaß macht. Die zünden Bäume extra an. Aber meistens entsteht ein Brand, weil jemand nicht aufpasst. Mit einer Zigarette oder beim Grillen.

Wie findet man die Schuldigen?

Das ist schwierig. In Südafrika, Kalifornien oder Australien gibt es Waldbranddetektive. Dort ist das ein eigener Beruf mit Spezialausbildung. Die lernen, wie man herausfinden kann, wo der Brand entstanden ist und durch was. In Deutschland gibt es diesen Beruf nicht. Deswegen wissen wir oft nicht, wer an einem Brand schuld ist. Das kann auch mal ein Mähdrescher sein.

Der spuckt doch keine Flammen.

Das nicht, aber durch die scharfen Schneidemesser können Funken entstehen. Wie wenn man ein Messer an einem Stein entlang reibt. Die Funken können dann Gräser entzünden und ruckzuck brennt es.

Warum gibt es derzeit so viele Waldbrände?

Zum einen liegt das am Klimawandel. Weltweit kommt es zu immer extremeren Wetterlagen. Bei uns gibt es im Sommer zum Beispiel viel mehr Wind, Trockenheit und Hitze. Drei Dinge, die Waldbrände mögen. Außerdem verändert sich unsere Landschaft: Wo früher noch Schafe, Pferde und Kühe auf Wiesen gegrast haben, wuchern heute Pflanzen und Sträucher, die gut brennen.

Also sind die Schafe schuld?

Nein, natürlich nicht. Es sind schon wir Menschen. Das Problem ist: Wir denken erst an Feuer, wenn es brennt. Dann werde ich gerufen und helfe der Einsatzleitung. Meine Aufgabe als Waldbrandmanager ist es aber auch, Förster und Bauern zu beraten. Was können sie tun, damit es gar nicht erst zu einem großen Brand kommt? Und da kann eine Wiese, die von Schafen kurz gehalten wird, sehr wertvoll sein. Da kommt das Feuer dann nicht weiter.

Wie kann man einen großen Waldbrand am besten löschen?

Das ist fast unmöglich. Wenn es in einem trockenen Wald brennt und viel Wind von hinten bläst, dann können wir nur abwarten.

Sie lassen den Wald dann einfach abfackeln?

Ja, auch wenn das komisch klingt. Wir würden das wertvolle Wasser nur verschwenden. Erst wenn der Wind nachlässt, haben wir eine Chance. Wenn die Flammen zum Beispiel nur noch 30 Zentimeter hoch sind - und nicht mehr 20 Meter.

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Der gepolsterte Anzug soll den Feuerspringer bei der Landung vor spitzen Ästen und Steinen schützen. Am Boden angekommen zieht er ihn aus. Darunter trägt er feuerfeste Klamotten.

(Foto: ZUMA Press/imago)

Wenn das Feuer zu groß ist, kann man doch auch mit dem Löschflugzeug kommen.

Wasser ist das beste Mittel gegen Feuer. Und Flugzeuge oder Helikopter können große Mengen davon abwerfen. Aber oft gibt es zu wenig Wasser. Denn der Waldbrand entsteht ja gerade dort, wo es extrem trocken ist. Und im Wald gibt es auch keine Wasserhähne. Oft müssen wir Feuer deshalb trocken löschen.

Trocken löschen - wie geht das?

Wir ziehen zum Beispiel Schneisen. Also Streifen im Wald, die wir von Sträuchern und anderen Dingen, die gut brennen, befreien. Über die Schneise kommt das Feuer dann nicht drüber, weil es dort nichts mehr zum Brennen hat. Das ist dann wie eine Sackgasse für das Feuer.

Das klingt trotzdem irgendwie sehr gefährlich.

Ich würde sagen, dass es einer der gefährlichsten Jobs der Welt ist. Leider sterben jedes Jahr Feuerwehrmänner und -frauen bei der Arbeit. Wir müssen ja oft zu Fuß im Wald ganz nah an das Feuer ran.

Warum nehmen Sie nicht das Feuerwehrauto?

So lange es eine gute Straße oder einen Weg gibt, geht das. In Deutschland kommt man oft nah ran, außer der Brand ist im Gebirge. Aber in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA oder in Russland, gibt es riesige Wälder ohne Wege. Da kommen dann sogenannte Smokejumper zum Einsatz, Feuerspringer.

Die springen direkt ins Feuer?

Fast. Sie fliegen über das Feuer und springen mit dem Fallschirm ab. Dann landen sie im Wald neben dem Feuer. Dort sind sie zu Fuß unterwegs. Ohne Fahrzeug und ohne Wasser. Ziel ist es auch hier, eine Schneise zu ziehen, die das Feuer nicht überwinden kann. Manchmal müssen sie dabei sogar Bäume fällen. Das klingt komisch, aber sie fällen einzelne Bäume - um den Wald zu retten.

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