Das Robert-Koch-Institut ist gerade etwas aus den Schlagzeilen geraten. Vorbei die Zeit der großen Wellen in der Covid-Pandemie, als es tagtäglich in den Nachrichten erschien und mit ihm der Name eines der bedeutendsten deutschen Wissenschaftler, des Medizin-Nobelpreisträgers Robert Koch (1843 - 1910). Gut so, dass man endlich nicht mehr so viel von ihm hört, sagen manche, die schon seit geraumer Zeit fordern, man müsse das Institut dringend umbenennen: Robert Koch sei zweifelsohne ein großer Mediziner gewesen, der die Ursachen von Milzbrand, Tuberkulose und Cholera entdeckt und in Hamburg 1892 erfolgreich die Cholera bekämpft hat (übrigens mit einem drastischen Lockdown, der das Verbot von Tanzveranstaltungen, die Schließung des Hafens und eine Meldepflicht von Erkrankten einschloss). Aber trotzdem sei Koch kein Vorzeigewissenschaftler gewesen - jedenfalls niemand, auf den das Land uneingeschränkt stolz sein könnte, deshalb sollte auch keine Bundesoberbehörde heute mehr seinen Namen tragen. Und diese kritischen Stimmen haben nun neue Munition aus einer ungeahnten Ecke bekommen - Kronzeugin ist Kochs zweite, 1945 verstorbene Ehefrau Hedwig.
Historie:Die Entzauberung des Robert Koch
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Eine große Liebe und zugleich eine Leidensgeschichte: Hedwig und Robert Koch in Japan 1908, in einheimischer Kleidung.
(Foto: Archiv der HU zu Berlin und RKI)Deutschlands berühmtestem Bakteriologen verdankt die Welt viel. Doch die nun erst erschienenen Memoiren seiner zweiten Frau lassen auch eine "wahrhaft unheimliche Seelenkälte" und menschenverachtende Seite an ihm erkennen.
Von Christina Berndt
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