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VIP-Klick: Wolfgang Joop:Mein Freund, der Tod

Modeschöpfer Wolfgang Joop hat seine ungewöhnliche Einstellung gegenüber dem Tod enthüllt und sorgt mittlerweile auch auf dem Friedhof mit eigenwilligen Kreationen für Aufsehen.

Mit seinen straffen Muskeln und der nahezu faltenfreien Stirn, erscheint Wolfgang Joop angesichts seiner 65 Jahre wie die personifizierte Jugend. Mehrfach ist darüber gemutmaßt worden, ob der Modedesigner den Zahn der Zeit mit künstlichen Methoden aufhalten wolle. Joop allerdings dementiert diese Gerüchte beharrlich und in Anbetracht seiner Äußerungen über den Tod, will eine angebliche Angst vor dem Alter auch nicht mehr so recht überzeugen. Denn der Bild am Sonntag enthüllte der Modeschöpfer, er betrachte den Tod als seinen "besten Freund".

Schon als Kind habe Joop gerne auf dem Bornstädter Friedhof bei Potsdam gespielt. "Die verfallenen Gräber, die Mausoleen, das Morbide hat mich magisch angezogen", sagte der Designer dem Blatt. Statt Doktorspielchen und Kaufladen habe er zudem oft Beerdigung mit seinen Freunden gespielt. Auch wenn es zunächst paradox erscheinen mag, empfindet Joop die Vorstellung vom Tod heute als hoffnungsvolles Credo für das Leben: "Er gibt mir die Hoffnung, dass, egal wie groß der Schmerz des Lebens ist, er eines Tages zu Ende geht."

Eine Engelsstatue, die das Familiengrab auf dem Spielplatz seiner Kindheit ziert, beweist abermals, wie nonchalant der Modeschöpfer mit dem Thema Tod umgeht. Die Skulptur, die ein eigener Entwurf sei, habe auf dem Friedhof für einen Skandal gesorgt - "weil er einen Penis hat", gab der gebürtige Potsdamer zu. Seine Mutter habe ihn einmal gefragt, ob er den skandalträchtigen Vorsprung nicht ein wenig abfeilen könne. Joop sei der Bitte aber nicht nachgekommen, woraufhin Friedhofsbesucher selbst für eine zensierte Alternative sorgten: "Eine Zeit lang kamen Damen vorbei, die eine jahreszeitliche Blüte auf den Penis legten", so der Designer. Mittlerweile habe sich das Problem der anderen aber von selbst gelöst: Der Rhododendron-Busch hinter der Statue sei größer geworden und verhülle den kritischen Bereich nun ganz natürlich mit grünem Blattwerk.

Charlotte Joop war im Mai im Alter von 94 Jahren gestorben und im Familiengrab beigesetzt worden. Der Designer hatte stets eine sehr enge Beziehung zu seiner dominanten Mutter gepflegt. Nach ihrem Tod gab er an, davon überzeugt zu sein, auch künftig von ihrem Willen dirgiert zu werden. "Hier wird auch mein Grab sein", erklärte der Modeschöpfer damals über die Ruhestätte mit der naturbelassenen Engelsstatue.

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